IfM Bonn: Nachfolgerin und Nachfolger gesucht
Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn werden in diesem Zeitraum rund 186.000 Familienunternehmen aus persönlichen Gründen – meist aufgrund von Alter oder Ruhestand – ihre Eigentümerinnen und Eigentümer verlieren. Besonders deutlich zeigt sich die Situation in Baden-Württemberg. Dort stehen 26.200 Übergaben an und damit ein leichter Rückgang zum vorherigen Zeitraum. Verantwortlich dafür ist vor allem die Entwicklung im Sektor der unternehmensbezogenen Dienstleistungen: Dort hat sich die wirtschaftliche Lage vieler kleiner Betriebe (Umsatz < 500.000 Euro/Jahr) so stark eingetrübt, dass potenzielle Nachfolger kein ausreichendes Einkommen mehr erwarten können und eine Übernahme somit unattraktiv wird.
Strenge Kriterien für „Übergabereife“
In die Statistik aufgenommen werden ausschließlich Unternehmen, die nach IfM-Definition als übergabereif gelten. Ausschlaggebend ist hierbei die Frage, ob ein Betrieb einem Nachfolger mindestens ein Einkommen in Höhe des durchschnittlichen Jahresverdienstes eines Arbeitnehmers im Produzierenden Gewerbe – einschließlich Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung – ermöglichen kann. Dieser liegt derzeit bei 67.995 Euro.
Unternehmen, die diese wirtschaftliche Messlatte nicht erreichen, gelten nicht als realistisch übergabefähig und werden aus der Analyse ausgeschlossen.
Produzierendes Gewerbe und Dienstleistungen dominieren Nachfolgen
Nach Einschätzung der IfM-Forschenden entfallen jeweils etwa 30 % aller Übergaben auf das Produzierende Gewerbe sowie die unternehmensbezogenen Dienstleistungen. Der Handel ist dagegen vergleichsweise weniger stark betroffen: Nur jedes sechste Unternehmen, das im Schätzzeitraum übergeben wird, stammt aus diesem Sektor.
Familieninterne Übergaben weiterhin führend – aber mit rückläufiger Tendenz
Eine Metaanalyse von 23 empirischen Studien der vergangenen 40 Jahre zeigt: über 50 % der Familienunternehmen in Deutschland werden familienintern übergeben, 17 % finden ihre Nachfolge innerhalb der Belegschaft, 29 % werden an externe Käufer verkauft.
In den letzten 15 Jahren verliert die familieninterne Nachfolge allerdings an Bedeutung. Gründe hierfür sind unter anderem veränderte Lebensentwürfe jüngerer Generationen und der zunehmende Fachkräftemangel, der Nachfolgelösungen innerhalb des Unternehmens erschwert.
Die Region Baden-Württemberg bleibt ein Hotspot der Übergaben – und auch bundesweit zeigt sich: Die Nachfolgefrage ist und bleibt eines der wichtigsten Herausforderungen für den deutschen Mittelstand.
Alle Ergebnisse des Reports finden Sie in der Nachfolgestudie vom IFM Bonn Unternehmensnachfolgen 2026 - 2030