22.02.2021

EU-Methanstrategie: Regulierung für Energiesektor Mitte 2021 erwartet

Im Oktober 2020 hat die EU-Kommission eine Methanstrategie verabschiedet. Damit soll der Eintrag von Methan in die Atmosphäre bis 2030 um 37 Prozent und damit dessen Treibhausgaswirkung verringert werden. Wesentliche Verursacher sind Landwirtschaft, Energie- und Abfallwirtschaft. Die nun gestartete Konsultation bereitet eine Regulierung im Energiebereich vor,  deren Fokus auf der Messung und Überprüfung energiebezogener Methanemissionen liegt. 
Die EU-Kommission hatte im Oktober 2020 eine Methanstrategie vorgelegt. Kernziel für den Energiesektor ist eine bessere Messung, Berichterstattung und Überprüfung (MRV) sowie allgemeine Reduktion der Methanemissionen. 
Insgesamt sollen die Methanemissionen der EU bis 2030 um 35 bis 37 Prozent gegenüber 2005 sinken (Projektion bestehende Maßnahmen: 29 Prozent). Die Strategie umfasst daher neben dem Energiesektor (Erdöl, Erdgas, Kohle) auch die Landwirtschaft und die Abfallwirtschaft. In der EU gehen 53 Prozent der anthropogenen Methanemissionen auf die Landwirtschaft zurück, 26 Prozent auf Abfälle und 19 Prozent auf den Energiebereich. In der EU werden lediglich fünf Prozent der globalen Methanemissionen verursacht.
Hintergrund für die Initiative im Rahmen des Green Deal ist die zunehmende atmosphärische Methankonzentration, die zu einem Großteil auf anthropogenen Eintrag zurückgeht. Methan ist als Treibhausgas (THG) deutlich wirkmächtiger als CO2. Es hat die 25- bis 80-fache Treibhauswirkung von CO2. In der EU macht es 10 Prozent der THG-Emissionen aus. Eine Reduktion ist daher ein wirksames Instrument zur Eindämmung der Klimaerwärmung. Gegenüber dem Stand von 1990 konnten die Methanemissionen in der EU im Energiesektor bereits halbiert werden. Die Emissionen aus Abfallwirtschaft und Landwirtschaft sind um ein Drittel bzw. etwas mehr als ein Fünftel zurückgegangen.

1. Sektorübergreifende Maßnahmen

Als sektorübergreifende Maßnahmen nennt die Strategie die Anpassung der einschlägigen Klima- und Umweltvorschriften der EU. So könnte der Anwendungsbereich der Richtlinie über Industrieemissionen (IED) auf weitere, Methan emittierende Sektoren ausgeweitet werden und die Überarbeitung relevanter BVT-Merkblätter in Angriff genommen werden. Erwähnt wird in der Strategie auch die Aufnahme von Methan in die Richtlinie über nationale Emissionshöchstmengen (NEC-Richtlinie). Die Kommission erwägt darüber hinaus, Methan in den Null-Schadstoff-Überwachungsrahmen einzubeziehen. 
In der EU will die Kommission den Markt für Biogas aus nachhaltigen Quellen wie Dung oder organischen Abfällen und Reststoffen durch geplante politische Initiativen ausbauen. Dazu gehören der künftige Rechtsrahmen für den europäischen Gasmarkt und die geplante Überarbeitung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie.
Auf globaler Ebene wird sich die Kommission in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern um eine bessere Datenlage über anthropogene Methanemissionen bemühen und hierfür verstärkt satellitengestützte Erkennung- und Überwachungstechnologien einsetzen.    

2. Energiebereich

Aktuellen Schätzungen zufolge sind 54 Prozent der Methanemissionen im Energiebereich flüchtige Emissionen aus dem Öl- und Gassektor, bei 34 Prozent handelt es sich um flüchtige Emissionen aus dem Kohlesektor und 11 Prozent stammen aus Privathaushalten und anderen Endverbrauchssektoren.
Um die Methanemissionen im Energiesektor zu verringern werden eine Verpflichtung zur Messung, Berichterstattung und Überprüfung (MRV) in Bezug auf alle energiebezogenen Methanemissionen sowie zur besseren Erkennung und Reparatur von Leckagen in der Gasinfrastruktur vorgeschlagen. Erwogen werden Rechtsvorschriften, mit denen das routinemäßige Abfackeln und Ablassen von Gasen verboten werden. Dies beträfe auch den Kohlebergbau.
Da die EU als Gas- und Ölimporteur vergleichsweise geringe Mengen Methan emittiert (und die energiebezogene Methanemissionen vor allem in den Gas produzierenden Staaten, signifikant in den USA, in Kanada und in Russland, auftreten), müssten für Gasimporteure Standards für die supply chain festgelegt werden und in den Explorationsländern selbst die Emissionen reduziert werden. Hier gibt es je nach Produzent große Unterschiede. Die EU-Kommission geht vom Faktor 10 aus (methan intensity index).  
Zunächst werden mit der Strategie weltweit freiwillige Initiativen unter der Führung von Unternehmen gefördert, mit denen die Lücke bei der Emissionsüberwachung, -überprüfung und -berichterstattung unmittelbar geschlossen und die Methanemissionen in allen Sektoren verringert werden sollen (OGMP). Die Kommission prüft darüber hinaus, ob verbindliche Ziele und Standards für die Importeure von Gas und Öl aus Drittländern und ausländische Exporteure definiert werden könnten.  
Situation in Deutschland 
Im Energiebereich hat die Erneuerung der Gasnetze in Deutschland seit den 1990er Jahren zu einer Reduktion der leckagebedingten Methanemissionen um 63 Prozent gegenüber 1990 geführt. Derzeit läuft ein groß angelegtes Programm, um proaktiv die Ist-Emissionen verschiedenster Anlagen (von Pipeline bis zum Hausdruckregler) zu untersuchen. Organisiert wird das Programm im Rahmen der EU-Initiative der Gaswirtschaft OGMP
Diskutiert werden wird zudem ein Zertifizierungssystem für die Importe von Erdgas, um die Vorkettenemissionen nachvollziehbar zu gestalten. Ein solches System könnte auch Relevanz für die Zertifizierung von blauem Wasserstoff entfalten. Dass eine solche Klassifizierung bei Öl- und Gasimporten möglich ist, zeigen die Zertifizierungen bei Biokraftstoffen. 

3. Abfallwirtschaft

Als wichtigste Methanquellen in der Abfallwirtschaft wurden unkontrollierte Emissionen von Deponiegas auf Deponien, die Behandlung von Klärschlamm und der durch Mängel in der Konzeption oder Wartung bedingte Austritt von Methan aus Biogasanlagen ermittelt.
Die EU-Kommission wird weitere Maßnahmen in Betracht ziehen, um die Bewirtschaftung von Deponiegas zu verbessern, d. h. sein Energiepotenzial zu nutzen und gleichzeitig die Emissionen zu verringern. Außerdem wird sie 2024 die einschlägigen Rechtsvorschriften über Abfalldeponien überprüfen. Um die Bildung von Methan zu vermeiden sei es von entscheidender Bedeutung, die Entsorgung biologisch abbaubarer Abfälle auf Deponien auf ein Minimum zu beschränken. 

4. Landwirtschaft

Der Sektor mit dem höchsten Potenzial in Bezug auf den durch die Verringerung von Methanemissionen entstehenden Gesamtnutzen ist der Agrarsektor (Fermentation Futtermittel, Wiederkäuer, Biogas).  Der Schwerpunkt wird daher auf Tierernährung und Tierhaltung liegen. Zunächst soll hier die Datenlage verbessert werden.
Die Konsultation der EU-Kommission zur Regulierung für den Energiesektor läuft bis zum 30. April. 
Quelle: DIHK