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Wo besteht dringend Handlungsbedarf?
Existenzgründungen haben für die Zukunftsfähigkeit von Volkswirtschaften eine enorme Bedeutung. Gegenwärtig sind die Rahmenbedingungen für Gründungen allerdings ausgesprochen anspruchsvoll. Zudem bietet der Arbeitsmarkt viele attraktive Alternativen. Wer sich dennoch selbständig macht, muss das nicht machen – aber sie oder er will das.
Um die Rahmenbedingungen von Gründungen zu verbessern, sollten insbesondere die folgenden sechs Handlungsfelder angegangen werden:
- 1. Bürokratie für Gründungen und junge Unternehmen abbauen
Gründerinnen und Gründer sollten sich beim Schritt in die Selbstständigkeit auf die Entwicklung ihres Geschäftsmodells konzentrieren können und weniger bürokratische Pflichten erfüllen müssen. Entlastungen sind beispielsweise möglich durch eine Vereinfachung der Einnahmen-Überschussrechnung (EÜR), eine Anhebung der Kleinunternehmergrenze bei der Umsatzsteuer, eine Erhöhung der Grenze für Buchführungspflichten, eine Aufstockung der Umsatzgrenzen der Ist-Besteuerung sowie eine Vereinfachung der Buchführungsgrundsätze (GoBD). Ferner sollten E-Government-Angebote grundsätzlich ausgebaut und vereinheitlicht werden. Dabei sollte das Once-Only-Prinzip, wonach Unternehmen Standardinformationen Behörden und Verwaltungen nur noch einmal mitteilen müssen, beachtet werden.
- 2. Für das Unternehmertum werben
Kurzfristige Einsätze sollten ohne Meldepflicht möglich sein. Auch die A1-Bescheinigung sollte auf jeden Fall so überarbeitet werden, dass sie bei Einsätzen unter 14 Tagen entfällt und außerdem nicht für jeden Einsatz neu beantragt werden muss. Bei entsprechender Ausgestaltung des zentralen Meldeportals könnte sie komplett entfallen.
- 3. Unternehmensnachfolge in den Fokus nehmen
Die Unternehmensnachfolge wird zunehmend schwieriger, weil es an geeigneten Übernahmekandidatinnen und -kandidaten mangelt. Auch die familieninterne Nachfolge findet immer seltener statt. Gleichzeitig erschwert das angespannte gesamtwirtschaftliche Umfeld inklusive des stark gestiegenen Zinsniveaus eine erfolgreiche Übergabe. Dies gilt auch für wirtschaftlich gesunde Betriebe. Deswegen sollten nicht nur Nachfolgeinteressierte, sondern insbesondere Senior-Unternehmerinnen und -Unternehmer für eine geordnete Nachfolgeregelung sensibilisiert werden. Gleichzeitig sollte das Zusammenbringen beider Seiten befördert werden.
- 4. Gründungen von Frauen fördern
Die Gründungsneigung von Frauen ist deutlich unterdurchschnittlich und sollte stärker gefördert werden. Auffällig ist, dass sich Frauen bevorzugt in Bereichen wie dem Dienstleistungssektor selbstständig machen, die insbesondere durch geringere Finanzierungsvolumina geprägt sind. Grundlegende Veränderungen bei Geschlechterstereotypen sowie bessere Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind langfristige Ansatzpunkte, um das bislang leider viel zu oft brach liegende Potenzial zur unternehmerischen Selbstständigkeit von Frauen zu heben.
- 5. Finanzierungswege erleichtern
Sowohl Unternehmensgründungen als auch -nachfolgen werden vornehmlich mit Fremdkapital finanziert. Dies gilt teilweise auch für Nebenerwerbsgründungen. Allerdings wird die Finanzierung mit Eigenkapital an Bedeutung gewinnen, um beispielsweise hohe Investitionsvolumina für Digitalisierungsprojekte oder für die nachhaltige Transformation der Wirtschaft stemmen zu können. Deswegen sollte Beteiligungskapital – trotz der steigenden Zinsen – insbesondere für kapitalintensive Vorhaben, innovative und wachstumsstarke Start-Ups sowie Unternehmensnachfolgen attraktiv gehalten werden.
- 6. NBank stärken
Die NBank sollte als zentrales niedersächsisches Förderinstitut gestärkt werden, indem alle Förderprogramme des Landes über sie abgewickelt werden. Darüber hinaus ist zu prüfen, ob die NBank auch Darlehensprogramme vergeben sollte. Dabei sollten sich die Förderprogramme von Bund und Land ergänzen und nicht in Konkurrenz zueinanderstehen. Gleichzeitig sind Programme mit kleinen Fallzahlen oder niedrigem Fördervolumen kritisch zu überprüfen. Insbesondere sollte die Antragstellungsbürokratie auf ein Minimum begrenzt werden, damit eine schnelle Antragsbearbeitung und Auszahlung der Fördergelder erfolgen können.
Kontakt

Guido Langemann

Henning Schiel
Stand: 20.03.2025