Verkehr & Infrastruktur
Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen in Hannover – IHK warnt vor Folgen für die Wirtschaft
Die Stadt Hannover hat auf ersten Hauptverkehrsstraßen die neuen Möglichkeiten der geänderten Straßenverkehrsordnung genutzt und durchgängige Tempo 30 – Regelungen auf längeren Teilstücken eingerichtet. Dabei wird von der Stadt immer wieder betont, dass sie gern Tempo 30 sehr viel umfangreicher auf Hauptverkehrsstraßen einführen würde, wenn es rechtlich möglich wäre.
Die IHK hat dies zum Anlass genommen in einer Presseinformation vor einer flächendeckende Abregulierung des Tempos auf den Hauptverkehrsadern in Hannover zu warnen und ihre Sorge zum Ausdruck zu bringen, dass die Stadt die Bedeutung der Leistungsfähigkeit der Hauptverkehrsadern für den Wirtschaftsstandort aus dem Blick verloren zu haben scheint.
Hauptverkehrsstraßen haben eine zentrale Funktion als Rückgrat der Mobilität der Stadt. Sie sind zentral für Ver- und Entsorgung, Pendlerströme und Kundenverkehre. Behinderungen dieses Verkehrs führen zu einer geringeren Leistungsfähigkeit, Stauanfälligkeit und negativen Effekten auf die Logistikketten. Mit jeder Verschlechterung der Erreichbarkeitssituation steigt die Kostenbelastung und sinkt die Standortattraktivität.
Um den Mobilitätsbedarf von Wirtschaft und Gesellschaft abzubilden muss der Verkehr einer Großstadt leistungsfähig, zügig, sicher und flüssig abgewickelt werden. Für den Wirtschaftsverkehr ist dabei die Straße mittelfristig vielfach alternativlos und weiterhin die Basis für einen wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort
Es kann sinnvoll sein, in Wohngebieten und an besonders sensiblen Punkten, Maßnahmen wie Tempo 30 zum Lärmschutz einzurichten und man kann auch darüber diskutieren, welche Straßen zum Kernnetz der Hauptverkehrsstraßen zukünftig gehören sollen. Für diese muss dann aber ein klares Bekenntnis für eine leistungsfähige Ausgestaltung gegeben werden, um Planungssicherheit für die Wirtschaft zu schaffen.
Diese Positionierung der IHK ist von der Presse aufgegriffen und diskutiert worden. Dabei wird insbesondre ausgeführt, dass sich keine Verschlechterungen für den Wirtschaftsverkehr ergeben, da die Durchschnittsgeschwindigkeit in Hannover sowieso nur bei 29 km/h liegt und die Verzögerungen an Knotenpunkten entstehen. Diese Argumentation blendet aus Sicht der IHK allerdings zentrale Sachverhalte aus.
Wirtschaftsverkehr findet ganztätig statt. Nur weil zu Hauptverkehrszeiten die Geschwindigkeit niedriger ist, heißt dies nicht, dass Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen zu anderen Zeiten den Wirtschaftsverkehr nicht ausbremst. Und dass Kreuzungen Einfluss auf den Verkehrsfluss haben und zu Stockungen führen, gilt bei Tempo 30 wie bei Tempo 50. Hier kommt es vielmehr auf eine abgestimmte Ampelschaltung an.
Wenn die Durchschnittsgeschwindigkeit in Hannover bei knapp unter 30 km/h liegt, heißt dies, dass zu bestimmten Zeiten auf bestimmten Straßen höhere Geschwindigkeiten gefahren werden. Ein Tempolimit von 30 km/h auch auf Hauptverkehrsstraßen würde also zwangsläufig, allein aus logischen Gesichtspunkten, zu einer Reduzierung der Durchschnittsgeschwindigkeit führen müssen. Und damit steigt der Zeitbedarf und Kostenbelastung für die Wirtschaft an.
Berücksichtigt werden sollte deshalb bei allen verkehrspolitischen Planungen und Initiativen stets, dass zu einer lebenswerten Stadt auch eine gesunde Wirtschaft mit Arbeitsplätzen und Steuerzahlungen gehört.
Ein generelles oder sehr weitgehendes Tempolimit von 30 km/h hätte aber auch noch weitere wesentliche Implikationen: Hauptverkehrsstraßen sollen bündeln auch um andere, sensible Bereiche zu entlasten. Sinkt ihre Attraktivität verringert sich entsprechend die Bereitschaft umwegigere Wege über Hauptverkehrsstraßen zu wählen, anstatt direkt durchs Wohngebiet zu fahren.
Stand: 22.01.2025