Planen & Bauen

Bedeutung regionale Rohstoffsicherung

Heimische Rohstoffe sind eine wichtige Voraussetzung für eine sichere und nachhaltige Rohstoffversorgung. Die Gewinnung und Verarbeitung regionaler Rohstoffe sind nicht selten der Anfang einer gewerblichen Wertschöpfungskette mit lokalen und regionalen Ausstrahlungseffekten auf den Wirtschaftsstandort und den Arbeitsmarkt. Darüber hinaus trägt die heimische Rohstoffgewinnung auch generell zur wirtschaftlichen Stabilität und Unabhängigkeit des Landes bei.
Im Hinblick auf die Rohstoffvorkommen Niedersachsens muss es wichtiges Ziel sein, die verbrauchernahe Versorgung des Landes vor allem mit Baurohstoffen sicherzustellen. Die Baurohstoffe Kies, Kiessand und Sand sowie Gips sind sowohl für die Realisierung wichtiger Schienen- und Straßenbauinfrastrukturprojekte als auch für den niedersächsischen Wohnungsbau sowie Umbau der Energieversorgung unerlässlich. Zudem reduziert die regionale Rohstoffgewinnung die Abhängigkeit von Importen und minimiert die damit verbundenen Transportkosten und Umweltauswirkungen. Schließlich unterstützt sie die nachhaltige Entwicklung, indem sie die Nutzung erneuerbarer und umweltfreundlicher Ressourcen fördert.
Gemessen an der Abbaumenge sind in Niedersachsen Kiese, Sande und Natursteine die bedeutendsten Rohstoffe. Neben diesen sogenannten Massenrohstoffen sind nachfolgende Rohstoffe auffindbar und regionalwirtschaftlich bedeutsam:
  • Naturgips (Trockenbauplatten/Zementherstellung)
  • Quarzsand (Glasproduktion)
  • Torf (Gartenbau/Humusindustrie)
  • Ton (Ziegelproduktion)
Trotz dieses bestehenden Nutzungsbedarfes gestaltet sich die Förderung der Rohstoffe heute immer schwieriger. In immer größer werdendem Umfang sind die Vorkommen heute von anderen Nutzungen, wie Siedlungen, Natur- und Landschaftsschutzgebieten, Windenergieflächen etc., überlagert. Hierdurch wird eine Exploration deutlich erschwert bzw. teilweise unmöglich.
Hinzu kommt, dass es immer schwieriger wird die Akzeptanz der Bevölkerung für eine lokale Rohstoffförderung zu erhöhen. Einerseits stellen Abbautätigkeiten, dieses ist unbestreitbar, zunächst einen Eingriff in das Landschaftsbild und den Naturhaushalt dar. Anderseits bietet der Rohstoffabbau auch die Chance, neue Biotope oder Raum für Natur-, Erholungs- und Freizeitnutzungen zu schaffen. Die Renaturierung, die ökologische Aufwertung und Festschreibung der Nachnutzung von vom Abbau betroffener Flächen ist seit vielen Jahren planungsrechtlicher Standard und wird von den betroffenen Unternehmen auch mit Sorgfalt und Engagement betrieben und beachtet.
Da die Standortgebundenheit der Rohstofflagerstätten eine Verlagerung von Betriebsstandorten nicht zulässt, ist die langfristige Sicherung heimischer Rohstoffvorkommen unabdingbar und durch die Raumplanung substanziell abzusichern. Dabei darf nicht übersehen werden, dass regional – oft seit vielen Jahren bestehende – rohstoffgewinnende und rohstoffverarbeitende Betriebe auf den Zugang zu heimischen Rohstoffen zur Sicherung ihres Betriebsstandortes angewiesen sind. Nur über lokale Abbauflächen können rohstoffbezogene Bestandsunternehmen ihren Standort erhalten und Arbeitsplätze sichern. Hinzu kommt, dass der Schutz von einheimischen Rohstofflagerstätten vor konkurrierenden Nutzungsansprüchen und der Erhalt der Abbaumöglichkeiten auch aus ökologischer Sicht sinnvoll sind, denn der Transport großer Mengen über weite Entfernungen ist weder wirtschaftlich noch ökologisch vertretbar.
Der Kosten- und Zeitaufwand für Genehmigungsverfahren im Rohstoffabbau sind in den letzten Jahren immer weiter angestiegen und sind gegenwärtig schon außerordentlich belastend für die Unternehmen. Deshalb sind die Einführungen neuer Genehmigungspflichten kritisch zu prüfen und mit Augenmaß festzulegen. Unternehmen sind in heutiger Zeit, sowohl aus betriebswirtschaftlichen Gründen als auch, um die gesellschaftliche Akzeptanz der Rohstoffgewinnung und -verarbeitung zu gewährleisten, sehr bestrebt, eine möglichst effiziente, ökologisch und sozial verantwortliche Nutzung der Rohstoffe umzusetzen. Die Gesellschaft muss aber auch anerkennen, dass sich ohne den Einsatz heimischer Rohstoffe die wirtschaftliche und bauliche Weiterentwicklung erschwert, sich die Abhängigkeit von externen Rohstoffzulieferländern erhöht und sich ökologische Auswirkungen verlagern.
Wo liegen Ansatzpunkte, damit auch in Zukunft in Niedersachsen Rohstoffe wirtschaftlich und ökologisch abgebaut werden können, so dass rohstofforientierte Betriebe erfolgreich wirtschaftlich bestehen können?
Obgleich Landes- und Regionalplanung nicht regeln, ob, wann und in welchem Umfang tatsächlich Rohstoffe abgebaut werden, haben sie eine Schlüsselrolle bei der langfristigen Sicherung wichtiger Rohstoffvorkommen. Der Rohstoffsicherung muss daher auch im Landes-Raumordnungsprogramm (LROP) und den Regionalen Raumordnungsprogrammen (RROP) entsprechend ihrer Bedeutung berücksichtigt werden. Es müssen Zielvorgaben für einen Schutz der landesweit bedeutsamen Rohstoffvorkommen getroffen werden, die nachfolgend auf Ebene der Regionalplanung, in Abwägung mit anderen Belangen und Nutzungen, konkretisiert und durch geeignete Instrumente gesichert werden.
Dabei sollten vor allem auch die Fachkenntnisse des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) bei der Auswahl relevanter Vorkommen mit besonderer Gewichtung einfließen. Das Landesamt kann durch seine kontinuierliche Bereitstellung und Qualifizierung der rohstoffbezogenen Datengrundlagen dazu beitragen, dass belastbare Aussagen zur aktuellen Rohstoffsicherungskulisse vorliegen.
Weiterhin müssen bereits gewährte Abbaurechte auch bei Fortschreibungen des Landes-Raumordnungsprogramms und der regionalen Raumordnungsprogramme gewahrt bleiben. Gleichzeitig muss die Möglichkeit der Beantragung von Abbaugenehmigungen außerhalb der gesicherten Gebietskulisse gewahrt bleiben. Und vor dem Hintergrund, dass Rohstoffgewinnung und Naturschutz sowie Landschaftsschutz nicht zwangsläufig gegensätzliche Vorhaben darstellen müssen, wäre es wünschenswert, wenn Dialogformate auf regionaler und lokaler Ebene gefunden werden können, die zur Konfliktvermeidung und Akzeptanzerhöhung des Rohstoffabbaus führen. Solche Formate sind allerdings nur dann erfolgversprechend und zielführend, wenn sie ergebnisoffen aber auch mit den Zielsetzungen gestaltet werden, dass Konflikte entschärft, Kompromisse gefunden und Genehmigungsverfahren möglichst verkürzt werden.
Für die rohstoffabbauende und rohstoffverarbeitende Wirtschaft in Niedersachsen muss die regionale Rohstoffversorgung mittel- und langfristig sichergestellt bleiben. Die Industrie- und Handelskammer Hannover wird sich deshalb auch in Zukunft auf landes- und regionaler Ebene für eine nachhaltige Sicherung der Versorgung mit heimischen Rohstoffen einsetzen.
Stand: 10.10.2024