Brasilien: Import- und Zollexperte berät am 16. November in der IHK Hannover
Brasilien ist für viele deutsche Unternehmen der attraktivste Absatzmarkt in Lateinamerika. Die Einfuhr deutscher Produkte nach Brasilien unterliegt jedoch einigen Besonderheiten. Eine dieser Besonderheiten sind die vielen Abgaben, die zusätzlich zum Einfuhrzoll anfallen und von deutschen Importeuren bei der Kalkulation ihrer Angebote unbedingt beachtet werden sollten.
Als Mitgliedstaat des Mercado Comun del Sur gilt in Brasilien der gemeinsamen Zolltarif des Mercosur (Arancel Externo Comun del Mercosur (AEC), portugiesisch: Tarifa Externa Comum do Mercosul - TEC). Dieser basiert zwar in den ersten Codenummern auf dem Internationalen Übereinkommen über das Harmonisierte System zur Bezeichnung und Codierung der Waren (HS), wird aber – brasilienspezifisch – um zwei weitere Stellen erweitert und sieht zusätzlich etliche Ausnahmen vor. Das heißt: Auch wenn die brasilianischen Einfuhrzölle in der Regel zwischen 0 und 20 Prozent, können in Einzelfällen wesentlich höhere Einfuhrzölle erhoben werden. In ihrer Kalkulation müssen deutsche Unternehmen allerdings noch weitere Abgaben einbeziehen: Die Steuer auf Gewerbeerzeugnisse, Imposto sobre Produtos Industrializados (IPI). Sie ist in Abhängigkeit von den besteuerten Waren unterschiedlich hoch, liegt zwischen 0 und 30 Prozent. Die Warenumsatzsteuer, Imposto sobre Circulação de Mercadorias e Serviços (ICMS). Sieben, 12, 17 oder sogar 25 Prozent – die Warenumsatzsteuer ist bundesstaatenabhängig. Einzubeziehen ist auch eine Verbrauchsteuer auf Mineralölerzeugnisse, elektrische Energie und Mineralien (Imposto sobre Operações Łes Relativas a Combustíveis, Lubrificantes, Energia Elétrica e Minerais do País) sowie Sozialabgaben (Contribução para os Programas de Integração Social e de Formação do Patrimônio do Servidor Público (PIS) und Contribução para Financiamento da Seguridade Social (Cofins)). Und bei der Wareineinfuhr über den Seeweg kommen noch Abgaben zur Erweiterung der Handelsmarine (Adicional ao Frete para a Renovação da Marinha Mercante (AFRMM)) hinzu.
War es das? Nein. Bei der Abfertigung von Waren haben brasilianische Importeure in Abhängigkeit vom Umfang der Warensendung, den Einfuhrbeschränkungen und der Art des Transportes Gebühren für unterschiedliche Dienstleistungen zu entrichten. Hafenumschlags- oder Lagergebühren vielleicht. Kosten für die Erstellung der elektronischen Einfuhrlizenz.
Es gibt diverse deutsche Unternehmen, die nach einem ersten Überschlag dieser Kosten für die Einfuhr ihrer Produkte festgestellt haben, dass sie durch die hohen Abgaben ihre Produkte vermutlich nicht mehr zu einem konkurrenzfähigen Preis auf dem brasilianischen Markt anbieten können. Manche haben sich für ein anderes Modell entschieden – produzieren vor Ort. Andere haben die Anfragen brasilianischer Kunden erst einmal ad acta gelegt. Manchmal unwissentlich, denn die brasilianische Kammer für Außenhandel des Ministeriums für Wirtschaft (Câmara de Comércio Exterior) gewährt regelmäßig Zollsenkungen für Produkte, die in Brasilien nicht oder nicht konkurrenzfähig hergestellt werden können. Diese Zollsenkungen erfolgen unter dem sogenannten Deckmantel "ex-tarifario" und betreffen zahlreiche Kapital- und IT-Güter: Brücken, Gittermaste, Press-, Stanz- oder Lohwerkzeuge, Industrieöfen, Maschinen für die Futterzubereitung, Laptops, Sortiermaschinen oder Leuchtdiodenanzeigen zum Beispiel. Zollsenkungen dieser Art gab es in diesem Jahr einige – und dies in erheblichen Umfang. Ein guter Grund für deutsche Unternehmen die Anfragen brasilianischer Unternehmen noch einmal aus der Schublade zu holen.
Die IHK Hannover bietet interessierten Unternehmen im Rahmen eines Roundtable Brasilien am 16. November persönliche Beratungsgespräche mit einem Experten für die Einfuhr- und Zollbestimmungen nach Brasilien an. Fernando Berzonini Smith, Timbo Trading erklärt, um welche Zölle und Abgaben die Kalkulationen von Unternehmen ergänzt werden müssen, welche Transportwege und Einfuhrdestinationen sich bestenfalls eignen und wie Zollagenten vor Ort gefunden werden können. Fernando Smith selbst kommt aus São Paulo, spricht allerdings hervorragend Deutsch. Eine Anmeldung für ein Gespräch kann im Rahmen der Teilnahme an dem Roundtable Brasilien erfolgen.
Stand: 04.11.2021