Innovation

Neue Indikatoren bilden Innovationsfähigkeit kleiner Unternehmen besser ab

In der Regel konzentriert sich die öffentliche Debatte beim Innovationsverhalten nahezu vollständig auf die Rolle systematischer Forschung und Entwicklung und lineare Weg wissenschaftlich-technischer Innovationen.
Der Innovationsgrad wird in diesem Zusammenhang überwiegend durch Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) und FuE-Personal sowie Kenngrößen wie Patentanmeldungen oder Umsatzanteile mit Produktinnovationen gemessen. Das vom Bundesforschungsministerium geförderte Forschungsprojekt InDUI hat weitere Innovationsindikatoren gefunden, die insbesondere darstellen, wie sich kleine und mittlere Unternehmen ohne eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung das für Innovationen notwendige Wissen auf andere Arten aneignen.
Dabei basiert ihre Innovationsfähigkeit oft weniger auf formalen Wegen, sondern auf dem Zusammenspiel einer Vielzahl von Lernprozessen mit verschiedenen Akteuren. In einer Umfrage, die gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern in Niedersachsen im Rahmen des Projektes durchgeführt wurde, zeigt sich bei fünf exemplarisch abgefragten Indikatoren, dass unternehmensinterne und -externe Innovationstreiber im Mittelstand unterschiedlich wichtig sind. Unter den rund 500 Rückmeldungen gaben die Befragten verschiedener Branchen des verarbeitenden Gewerbes an, dass eine offene Kommunikation im Unternehmen (46,8%) und der Austausch mit Kunden (45,8 %) besonders entscheiden und sehr wichtig für Innovationen sind. Bedeutend, aber tendenziell „nur“ wichtig sind der regelmäßige Austausch der Beschäftigten (62,4 %) und der Austausch mit Zulieferern (50,0 %) sowie die Beobachtung branchenfremder Innovationen (49,9%). Wichtig werden Innovationen aus anderen Branchen, wenn Unternehmen diese auf Problemstellungen im eigenen Unternehmen, beispielweise durch Use-Cases, anwenden und für sich adaptieren können. Es zeigt sich, dass dies im verarbeitenden Gewerbe nur bedingt der Fall ist und für 34,8% vergleichsweise weniger wichtig als Impuls für unternehmenseigene Innovationen ist.
Die Nutzung eines Sets unterschiedlicher Indikatoren kann demnach das Innovationsverhalten der Unternehmen besser abbilden. Die Forscher schlagen insgesamt 47 Indikatoren in 15 Kategorien vor, die weitere zentrale Lern- und Innovationsprozesse erfassen können. Das können beispielsweise Messgrößen sein, die darstellen, wie oft, intensiv und regelmäßig die Zusammenarbeit und Kontakte mit wichtigen Kunden ist und ob aktiv Feedback eingeholt wird und welche Rolle firmeninternen Kundenbetreuer spielen. In Bezug auf interne Kommunikationsprozesse kann beispielsweise die Darstellung helfen, wie regelmäßige – auch funktions- und altersübergreifend – Workshops stattfinden, um neuerungsbezogene Probleme zu lösen oder welche Kosteneinsparungen durch wieviel Vorschläge der Mitarbeitenden erzielt wurden. Das vollständige Indikatorenset mit formulierten Items findet sich im Anhang der nun zusammenfassenden Studie „Indikatoren für Lern- und Innovationsprozesse in kleinen und mittleren Unternehmen“.
Das Forschungsprojekt ist vom Volkswirtschaftlichen Institut für Mittelstand und Handwerk an der Uni Göttingen in Zusammenarbeit mit Leibniz Universität Hannover und der Universität Jena bearbeitet worden. Die IHK Hannover hat in der dreijährigen Laufzeit im Projektbeirat mit weiteren Partnern unter anderem die Expertise der IHK-Innovationsberatung eingebracht, am Studiendesign mitgewirkt, Interviews mit Unternehmen vermittelt, Zwischenergebnisse ausgewertet und zum Beispiel im Ausschuss für Industrie und Forschung zur Diskussion gestellt sowie die niedersachsenweite Umfrage als auch die Veröffentlichung der Ergebnisse unterstützt.
Stand: 05.01.2023