Handel

Nahversorgung

Die Sicherung der Nahversorgung stellt vor allem die kleinen Orte im ländlichen Raum vor große Probleme. Für die Einwohner von Ortschaften, wo sich mangels wirtschaftlicher Tragfähigkeit nie Discounter oder Supermärkte blicken ließen, wo diese sich bei größer gewordenen Verkaufsflächen und Einzugsgebieten im Laufe der Zeit zurückgezogen haben oder wo die raumordnungsrechtlichen Vorgaben des Landesraumordnungsprogramms stationäre gut sortierte Angebote nicht zulassen, werden die Fahrtzeiten zum nächsten Lebensmittelangebot immer länger. Mit den raumordnerischen Instrumenten der Standorte mit der herausgehobenen Bedeutung für die Nahversorgung, mit der Definition der Nahversorgung im engeren Sinne und der Ausnahme vom Integrationsgebot für Angebote des periodischen Bedarfs hat die Landesraumordnung (neue) Optionen für eine stärkere wohnortnahe Versorgung geschaffen – für den ländlichen Raum abseits zentraler Orte, aber auch für städtische Quartiere.

Einkaufsalternativen sind oft zarte Pflänzchen: Internet-Bringdienste für Lebensmittel oder als Service lokaler oder regionaler Händler sind noch eine Nische – häufig eher in verdichteten großstädtischen Gebieten denn im bevölkerungsmäßig ausgedünnten ländlichen Raum. . „Rollende Supermärkte“ bieten lediglich in einzelnen Regionen wie in Südniedersachsen ein leistungsfähiges attraktives Angebot; in anderen Gegenden sind sie dagegen (noch) kein Thema oder allenfalls ein von Sortiments-Spezialisten (Fleisch, Backwaren, Fisch …) beackertes Feld. Für funktionierende Wochenmärkte sind die Orte oft zu klein. Ein stationäres regelmäßiges Angebot vor Ort gibt es zunehmend über Hofläden mit eingeschränktem Sortiment, vereinzelt noch über Bäcker (über Fleischer hingegen schon regelmäßig nicht mehr). Zunehmend aber finden sich immer mehr engagierte Gemeinschaften kleinerer, aber zunehmend auch größerer Orte, mit dieser Entwicklung nicht mehr ab: Mit großem persönlichen - in der Regel ehrenamtlichem - Einsatz sichern sie durch multifunktionale Dorfläden die Nahversorgung vor Ort.

Wochenmärkte

Wochenmärkte in der Region der IHK Hannover
Mehr als 3300 Wochenmärkte beleben bundesweit die Einkaufsstraßen und Marktplätze von Städten und Gemeinden. Sie machen die Standorte bunt und lebendig, sie stärken ihre Attraktivität und Magnetwirkung und sind ein wichtiger sozialer Treffpunkt für die Bevölkerung – oft der einzige. Und nicht zu vergessen: Wochenmärkte verkörpern Frische, Qualität und Regionalität der Lebensmittel. Doch die Wochenmärkte stehen vor großen Herausforderungen: Der Wettbewerb mit Lebensmittel-Discountern und (Bio-)Supermärkten verschärft sich, die Nachfolgeproblematik macht auch ihnen zu schaffen und das Kundenverhalten verändert sich. Um den Kunden zufrieden zu stellen, muss alles stimmen: Vom Angebot über den Service bis hin zum Standort.
Die IHK Hannover hat im Frühjahr 2016 alle Kommunen ihrer Region befragt, um aktuelle Informationen zur Situation der Wochenmärkte zu erheben. An der Befragung haben 80 Kommunen (50 Kommunen mit und 30 Kommunen ohne Wochenmarkt) teilgenommen.
Zehn zentrale Ergebnisse der Untersuchung:
  • Die Wochenmärkte werden weit überwiegend durch die Kommunen betrieben.
  • Viele Märkte weisen bereits eine lange Tradition auf – aber auch aktuell werden neue Märkte gestartet.
  • Die bevorzugten Wochenmarkttage sind – Donnerstag, Freitag und Samstag.
  • Obst und Gemüse sowie Fleisch-/Wurstwaren sind die Top-Sortimente.
  • Die Wochenmärkte haben aus Sicht der Kommunen drei Aufgaben: Handel – Soziale Funktion – Stärkung des Standorts.
  • Die Abstimmung vor Ort sollte intensiviert werden.
  • Nach Einschätzung der Kommunen sind die Kunden weit überwiegend mit ihrem Wochenmarkt zufrieden – sehr zufrieden aber eher selten.
  • Bei der Sortimentsstruktur, der Anzahl der Anbieter sowie bei Marketing und Rahmenprogramm wird am ehesten Veränderungsbedarf gesehen.
  • In den Kommunen ohne Wochenmarkt hat es in 63 Prozent der Fälle noch nie einen Markt gegeben.
  • In 9 der 30 Orte ohne Wochenmarkt gibt es Pläne, einen Markt (wieder) zu etablieren.
Zusätzlich wurden als Fallbeispiele folgende fünf Wochenmärkte analysiert: Göttingen (City), Wunstorf (City), Hannover (Stephansplatz), Harsum und Einbeck (Marktplatz).

Dorfläden

Dorfläden – Seele kleiner Ortschaften im ländlichen Raum
Ein erfolgreiches Dorfladen-Projekt ist wesentlich davon abhängig, dass es einer meist kleinen engagierten „Lenkungsgruppe“ gelingt, die Bewohner vor Ort für die Problematik der fehlenden bzw. unzureichenden Nahversorgung und ergänzender Begegnungsmöglichkeiten zu sensibilisieren und für eine gemeinsam anzustrebende Lösung zu mobilisieren – zur Finanzierung des Projekts über den Kauf von Kapitalanteilen, zur Sicherung der Wirtschaftlichkeit des Ladens durch regelmäßigen Einkauf als treue Kunden aber auch zur direkten praktischen Unterstützung des Projekts über großen persönlichen und in der Regel ehrenamtlichen Einsatz.
So unterschiedlich die örtlichen und regionalräumlichen Voraussetzungen sind, so individuell und ortsangepasst fallen auch Betreibermodell und Angebotskonzept der Dorfladen-Projekte aus:
  • Verkaufsflächengröße (von 30 m2 über in der Regel 100-200 m2 bis zu 600 m2)
  • Rechtsform (meistens Genossenschaft oder wirtschaftlicher Verein, aber auch andere Formen wie UG & Still oder GmbH)
  • Miete oder Kauf des Ladens
  • Höhe der Kapitalausstattung
  • haupt- oder ehrenamtliche Marktleitung
  • ehrenamtliches oder bezahltes Personal (Teilzeit, geringfügige Beschäftigung)
  • Sortimentsstruktur
  • Services
  • Warenbezug (Bezug Hauptsortiment + Bezug regionaler Spezialitäten)
  • Öffnungszeiten
Kern eines auf Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Dorfladen-Konzepts ist die Kombination aus Einzelhandel (Schwerpunkt: Lebensmittel) und Bäckerei/Café. Weitere Angebote (wie Kultur) und Services (zum Beispiel Bringdienst, Paketstation, Post, Lotto/Toto, Bestellannahmen, Reinigungsannahmestelle…) ergänzen im Einzelfall. Auch Versammlungsmöglichkeiten für örtliche Vereine oder öffentliche Einrichtungen sind ebenfalls ein wichtiger Baustein. Die Wirkungen strahlen weit über Umsatz und Ertrag hinaus: Lebensqualität, Sozialgefüge, Immobilienwerte und Identität werden gesichert und gestärkt.
Für die Finanzierung kommen neben Eigenmitteln der Gemeinschaft auch Bundesprogramme wie das Sonderförderprogramm „Ehrenamt stärken. Versorgung sichern.“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, vom Land kofinanzierte EU-Mittel (LEADER-Förderprogramm, ZILE-Richtlinie - Richtlinie über die Gewährung von Zuwendung zur integrierten ländlichen Entwicklung; Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz; https://www.ml.niedersachsen.de/startseite/) wie auch kommunale Unterstützungsleistungen (Landkreis bzw. Region Hannover und ggf. Stadt bzw. Gemeinde) in Frage. So fördert beispielsweise die Region Hannover Dorfläden über die Zuwendungsrichtlinie Nahversorgung.
Die Region Hannover hat 2015 einen „Erfahrungsaustausch Dorfläden“ initiiert, an dem sich etliche Dorfladen-Initiativen beteiligen – neben erfahrenen Initiativen auch einige gründungswillige „Newcomer“. Neben dem Amt für regionale Landesentwicklung Leine/Weser, Hildesheim, ist auch die IHK Hannover beteiligt. Im Mittelpunkt steht der Austausch über Start und Entwicklung, Rahmenbedingungen, Fördermöglichkeiten, Probleme und Erfolgsfaktoren der Projekte. Zusätzlich erfolgt die Know-how-Vermittlung über Workshops und Fachvorträge. In Kooperation Region/IHK ist ein vielfältiges Seminarangebot für die Dorfläden in der Region Hannover entwickelt worden, das aktuell weiter fortgeführt wird.
Links:


Kontakte:
Region Hannover
Team Regionalplanung
E-Mail: Sandra.Krallinger@region-hannover.de

LEADER-Regionalmanagement Göttinger Land
Landkreis Göttingen – Referat Nachhaltige Regionalentwicklung
E-Mail: leader@goettingerland.de
E-Mail: hartmut.berndt@goettingerland.de
Website: http://www.goettingerland.de

Dorfladen Netzwerk
E-Mail: dorfladen@otersen.de
Website: http://www.dorfladen-netzwerk.de
Stand: 25.03.2024