Investitionen in norddeutsche Infrastrukturvorhaben dringend notwendig

Für den eng verflochtenen Wirtschaftsraum zwischen Hamburg und Lübeck ist eine moderne und leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur entscheidend. Um die Wettbewerbsfähigkeit beider Hafenstandorte zu erhalten, muss vor allem der Bund massiv in die norddeutsche Infrastruktur investieren. Das ist der Grundtenor einer gemeinsamen Ausschusssitzung der IHK zu Lübeck und der Handelskammer Hamburg am 17. Mai 2022.
In einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Mobilität und Infrastruktur der IHK zu Lübeck und für Logistik, Hafen und Schifffahrt der Handelskammer Hamburg in Lübeck betonen die beiden Kammern in einer gemeinsamen Verlautbarung, dass die Häfen der wesentliche Standortfaktor für die Wirtschaft in ganz Norddeutschland sind. Zudem haben diese für die exportorientierte deutsche Volkswirtschaft eine erhebliche nationale Bedeutung. Mit ihrer hoch entwickelten Trimodalität tragen die Häfen erheblich zur Wertschöpfung in der Region bei und sichern so viele Arbeitsplätze in einer Vielzahl von Branchen.
„Der geplante Deutschlandtakt der Bahn sowie das Ziel, künftig 25 Prozent der Güterverkehrsleistung auf der Schiene abzuwickeln, stellen eine große Herausforderung für die Schieneninfrastruktur im Norden dar.“ 
Jörg Ullrich, Vorsitzender des Lübecker IHK-Ausschusses für Mobilität und Infrastruktur. 
Außer dem erforderlichen Ausbau der Schieneninfrastruktur bedarf auch der Elbe-Lübeck-Kanal (ELK) einer dringend erforderlichen Anpassung für moderne Binnenschiffe, um in Zukunft vermehrt Massenguttransporte von der Schiene zu übernehmen. „Der Anschluss des bundesweiten Binnenwasserstraßennetzes über Elbe, Elbe-Lübeck-Kanal und Elbe-Seitenkanal ist ein unverzichtbarer Teil des zukunftsgerichteten, nachhaltigen Transportangebotes. Er sichert die wirtschaftliche Zukunft vieler Marktteilnehmer”, so Ullrich weiter.
Beide Kammern unterstreichen weiterhin die Notwendigkeit, die Kapazität auf der Schiene einem besonderen Stresstest zu unterziehen. Die Inbetriebnahme des Fehmarnbelttunnels, der Deutschlandtakt sowie mögliche Ladungsumlenkungen aus Osteuropa würden die Schieneninfrastruktur in Zukunft zusätzlich belasten. Um Abhilfe zu schaffen, müsse massiv in den Schienenknoten Hamburg investiert werden. Insbesondere weitere Gleiskapazitäten auf den Elbbrücken und der Verbindungsbahn zwischen dem Hamburger Hauptbahnhof und dem neuen Bahnhof Altona, die zeitnahe Fertigstellung der S 4 sowie Ausbaumaßnahmen auf den Umfahrungsstrecken Lübeck – Bad Kleinen, Neumünster – Bad Oldesloe und Lübeck – Lüneburg sind hier von besonderer Relevanz.  Große Bedeutung komme der Anbindung der Festen Fehmarnbelt-Querung an das Straßen- und Schienennetz zu. 
„Nur wenn die Fehmarnsundquerung sowie der Aus- und Neubau der Schienenstrecke Lübeck – Puttgarden rechtzeitig bis zur Eröffnung des Belttunnels fertig gestellt wird, kann ab 2029 eine neue Wachstumsachse Norddeutschland – Skandinavien entstehen”. 
Kerstin Wendt-Heinrich, Vorsitzende des Ausschusses für Logistik, Hafen, Schifffahrt der Handelskammer Hamburg  
Auf der Straße müsse diese Verkehrspolitik durch einen zügigen Weiterbau der A 20 über die Elbe hinaus mit Anschluss an das Autobahnnetz in Niedersachsen begleitet werden. Dadurch könnten die Straßenverkehre zwischen Kontinentaleuropa und Skandinavien aufgenommen und um das Nadelöhr Hamburg herumgeleitet werden. Auch der Ausbau der B 404 zur vierspurigen A 21 über die Elbe bis zur A 39 in Niedersachsen würde dazu beitragen, die zusätzlichen Skandinavien-Verkehre aus und zu den Häfen im Norden wirkungsvoll an Hamburg vorbeizuführen, so Wendt-Heinrich. „Insbesondere die zügige Realisierung der neuen Köhlbrandquerung sowie der A26 Ost sind für den Hamburger Hafen existenziell. Ohne diese beiden Verbindungen ist die zukünftige Erreichbarkeit des Hafens – und damit seine Wettbewerbsfähigkeit – nachhaltig gefährdet“, betont Wendt-Heinrich.
Weiterhin verweisen die beiden Kammern auf die Dringlichkeit einer schnelleren Planung und Realisierung von zukunftsgerichteten Infrastrukturvorhaben über alle Verkehrsträger hinweg. Zudem sei es kurzfristig für die Wirtschaft in der Metropolregion Hamburg von großer Wichtigkeit, die geplanten Aus- und Neubaumaßnahmen auf Straße und Schiene – etwa die Erneuerung sanierungsbedürftiger Brücken – so zu gestalten, dass der Verkehrsfluss möglichst wenig behindert wird. Staus, Wartezeiten und Emissionen sind zu minimieren und Bautätigkeiten bestmöglich zu koordinieren.    
Hamburg/Lübeck, 17. Mai 2022