EU-Binnenmarkt
Territoriale Besonderheiten bei umsatzsteuerlicher und zollrechtlicher Behandlung
Nach § 1 Abs. 2a Umsatzsteuergesetz (UStG) umfasst das sogenannte Gemeinschaftsgebiet der Europäischen Union (EU) das Inland der Bundesrepublik Deutschland mit Ausnahme der Insel Helgoland, dem Gebiet von Büsingen und der Freihäfen Bremerhaven und Cuxhaven (Freizonen des Kontrolltyps 1) sowie die EU-Mitgliedsstaaten (Belgien, Bulgarien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn, Zypern) mit einigen territorialen Besonderheiten, die in der folgenden Tabelle aufgeführt sind (Abschnitte 1.9 und 1.10 Umsatzsteuer-Anwendungserlass (UStAE)).
Nach Abschnitt 1.10 Umsatzsteuer-Anwendungserlass (UStAE) umfasst das sogenannte Drittlandsgebiet die Gebiete, die nicht zum Gemeinschaftsgebiet gehören, u.a. auch Andorra, San Marino und der Vatikan. Als Drittlandsgebiet werden auch die Teile der Insel Zypern behandelt, in denen die Regierung der Republik Zypern keine tatsächliche Kontrolle ausübt.
Bei Warenlieferungen in diese Gebiete sind sowohl die umsatzsteuerlichen als auch die zollrechtlichen Zuordnungen und gegebenenfalls spezielle Nachweispflichten zu beachten.
Wird beispielsweise eine Ware nach Martinique (umsatzsteuerlich Drittlandgebiet von Frankreich) geliefert, ist diese Warenlieferung nach § 6 UStG eine Ausfuhrlieferung und nach § 4 Nr. 1 UStG steuerbefreit. Voraussetzung hierfür ist unter anderem, dass der Unternehmer die Beförderung oder Versendung der Lieferung durch Belege (Ausfuhrnachweis) nachweist:
EU- Mitgliedstaat |
Territorien |
Umsatzsteuer- und Verbrauchsteuer- rechtliche Behandlung |
Zollrechtliche Behandlung |
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Andorra
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Drittlandsgebiet
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Zollunion mit EU für gewerbliche Ware
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Dänemark
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Faröer
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Drittlandsgebiet
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Drittlandsgebiet
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Dänemark
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Grönland
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Drittlandsgebiet
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Drittlandsgebiet
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Deutschland
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Insel Helgoland, Gebiet von Büsingen |
Drittlandsgebiet
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Drittlandsgebiet
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Finnland
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Åland-Inseln
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Drittlandsgebiet
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Gemeinschaftsgebiet
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Frankreich
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überseeische französische Departements Guadeloupe, Martinique, Guyana, La Réunion
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Drittlandsgebiet
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Gemeinschaftsgebiet
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Fürstentum Monaco
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Gemeinschaftsgebiet (wie Umsätze mit Herkunft Frankreich zu behandeln) |
Gemeinschaftsgebiet
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Griechenland
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Berg Athos
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Drittlandsgebiet
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Gemeinschaftsgebiet
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Italien
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Livigno, Campione d'Italia, der zum ital. Hoheitsgebiet gehörende Teil des Luganer Sees
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Drittlandsgebiet
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Drittlandsgebiet
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San Marino
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Drittlandsgebiet Verbrauchsteuer: Gemeinschaftsgebiet |
Zollunion
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Vatikan
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Drittlandsgebiet
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Drittlandsgebiet
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Niederlande
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Aruba und Niederländische Antillen
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Drittlandsgebiet
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Drittlandsgebiet
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Portugal
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Madeira und Azoren
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Gemeinschaftsgebiet
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Gemeinschaftsgebiet
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Spanien
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Balearen
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Gemeinschaftsgebiet
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Gemeinschaftsgebiet
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Spanien
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Ceuta, Melilla
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Drittlandsgebiet
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Drittlandsgebiet
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Spanien
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Kanarische Inseln
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Drittlandsgebiet
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Gemeinschaftsgebiet
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Zypern
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Akrotiri, Dhekalia
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Gemeinschaftsgebiet
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Gemeinschaftsgebiet
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Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Ihre zuständige IHK. Welche IHK für Ihr Unternehmehmen zuständig ist, können Sie über den IHK-Finder ermitteln.
Trotz sorgfältiger Prüfung können wir für die Richtigkeit der Angaben keine Gewähr übernehmen. Bitte wenden Sie sich im Zweifelsfall an das für Sie zuständige Finanzamt.
Stand: Juli 2021
- Warenlieferungen in der Europäischen Union (Nr. 1167656)
- § 1 Umsatzsteuergesetz (Link: http://bundesrecht.juris.de/ustg_1980/__1.html)