Konjunkturelle Lage

Konjunkturbarometer der Hamburger Wirtschaft

Hamburger Wirtschaft insgesamt

Fortschreitende Besserung

Im Frühjahr 2023 ist die Stimmung in der Hamburger Wirtschaft ähnlich wie zu Jahresbeginn. Abermals weisen vier wesentliche Handelskammer-Konjunkturindikatoren – aktuelle Geschäftslage, Personal- und Investitionsplanungen sowie Exportaussichten – positive Vorzeichen auf. Hingegen sind die Geschäftserwartungen weiterhin per saldo pessimistisch, allerdings nicht mehr in dem Ausmaß wie vor drei Monaten.
Das Handelskammer-Konjunkturbarometer zum Ende des ersten Quartals 2023 basiert auf insgesamt 587 Antworten hiesiger Unternehmen im Zeitraum zwischen dem 21. März und 11. April 2023 – vor dem Hintergrund des anhaltenden Krieges in der Ukraine und relativ hoher Inflationsraten.  
Auf einer Skala von 0 bis 200 Punkten erreicht der Geschäftsklimaindikator für die Hamburger Wirtschaft zum Ende des ersten Quartals 2023 104,3 Punkte. Mit diesem sichtlichen Anstieg um 10,3 Punkte gegenüber der Befragung im Vorquartal rückt das Geschäftsklima in Reichweite des langfristigen Mittelwerts (108 Punkte seit dem Jahr 2000). Wie im Vorquartal werden die beiden Komponenten des Geschäftsklimas auch zum Ende des ersten Quartals 2023 unterschiedlich bewertet: Während die Beurteilungen der von der Handelskammer befragten Hamburger Unternehmen zur eigenen aktuellen Geschäftslage per saldo positiv ausfallen, überwiegen bei den Geschäftserwartungen die pessimistischen Stimmen.
Ihre eigene aktuelle Geschäftslage halten zum Ende des ersten Quartals 2023 mehr als die Hälfte (53,9 %) der an der Handelskammer-Konjunkturbefragung teilnehmenden Hamburger Unternehmen für „befriedigend bzw. saisonüblich“. Während 30,1 % der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage mit „gut“ bewerten, antworten andererseits 16,0 % mit „schlecht“. Aus den beiden letztgenannten Antworten ergibt sich – wie bei den sieben Quartalsbefragungen zuvor – ein positiver Saldo (+14,1; Werte der Befragungen im Vorquartal und Vorjahresquartal: +19,2 bzw. +8,5). Ein besonders hohes Maß an Zufriedenheit herrscht aktuell im Verarbeitenden Gewerbe (Saldo: +25,3), in der IT-Wirtschaft (+28,0), im Finanzsektor (+29,6), Gastgewerbe (+36,2) sowie insbesondere im Baugewerbe (+67,2). Hingegen ist die aktuelle Geschäftslage im Einzelhandel (Saldo: -4,2), bei überwiegend personenbezogenen Dienstleistern (-4,5) sowie speziell in der Medienwirtschaft (-38,2) alles in allem eher schlecht.
Eine in etwa gleichbleibende Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten erwartet rund jedes zweite der antwortenden Hamburger Unternehmen (56,5 %). 19,4 % der Unternehmen rechnen mit einer „eher günstigeren“, 24,1 % aber mit einer „eher ungünstigeren“ Geschäftslage. Damit überwiegen – wie bei den vier Quartalsbefragungen zuvor – die pessimistischen Einschätzungen (Saldo: -4,7), allerdings nicht mehr in dem Ausmaß wie bei der Befragung vor drei Monaten (-25,9) oder vor einem Jahr (-15,7). Merklich pessimistisch sind zum Ende des ersten Quartals 2023 die Geschäftserwartungen im Baugewerbe (Saldo: -16,4), Großhandel (-23,6), in der Medienwirtschaft (-29,8), im Einzelhandel (-33,4) sowie vor allem im Grundstücks- und Wohnungswesen (-45,2). Gegensätzlich – und damit alles in allem deutlich optimistisch – sind die Einschätzungen zur erwarteten Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten insbesondere im Gastgewerbe (Saldo: +21,0), Finanzsektor (+21,2) und im Verarbeitenden Gewerbe (+28,9).
Im Fachkräftemangel sehen zum Ende des ersten Quartals 2023 zwei von drei (65,7 %) der an der Handelskammer-Konjunkturbefragung teilnehmenden Hamburger Unternehmen eines der größten Risiken bei der eigenen wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten (Mehrfachnennungen möglich). Ähnliche Werte waren bereits bei der Befragung im Vorquartal (67,5 %) und im Vorjahresquartal (58,8 %) zu verzeichnen. Auch Energie- und Rohstoffpreise haben weiterhin eine sehr hohe Relevanz für die Hamburger Wirtschaft. Gemessen an der Anzahl der Nennungen als eines der größten Geschäftsrisiken deutet sich immerhin eine leichte Entspannung im Zeitablauf an (aktueller Wert: 52,6 %; Vorquartal: 65,5 %; Vorjahresquartal: 69,7 %). Annähernd jedes zweite Unternehmen benennt als größte Risiken ungünstige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (aktueller Wert: 48,9 %; Vorquartal: 53,8 %; Vorjahresquartal 57,6 %), hohe Arbeitskosten (47,4 %; 40,1 %; 38,4 %) sowie schwache Inlandsnachfrage (46,4 %; 47,9 %; 43,3 %). Auffällig ist, dass die Arbeitskosten im Vergleich zur Befragung vor drei Monaten stärker in den Fokus der Unternehmen gerückt sind. Hingegen haben sich bei den Geschäftsrisiken Auslandsnachfrage (18,9 %; 19,9 %; 27,6 %), Finanzierung (9,4 %; 9,4 %; 8,4 %) sowie Wechselkurs (6,1 %; 5,4 %; 6,6 %) die Einschätzungen gegenüber dem Vorquartal kaum verändert.
Verhalten optimistisch und ähnlich wie bei der letzten Befragung sind zum Ende des ersten Quartals 2023 die Personal- und Investitionsplanungen in der Hamburger Wirtschaft. 19,3 % der Unternehmen rechnen mit einer Erhöhung, 11,3 % andererseits mit einer Verringerung ihrer Beschäftigtenzahl in den kommenden zwölf Monaten (Saldo: +8,0; Vorquartal: +8,5; Vorjahresquartal: +9,8). Sieben von zehn Unternehmen (69,4 %) planen mit einer in etwa gleichbleibenden Beschäftigtenzahl. In etwa gleichbleibende Ausgaben für Investitionen im Inland in den kommenden zwölf Monaten sieht jedes zweite Unternehmen (49,5 %) vor. 31,4 % beabsichtigen höhere, 19,1 % der Unternehmen hingegen geringere Investitionsausgaben (Saldo: +12,3; Vorquartal: +14,6; Vorjahresquartal: +15,6).
Als Hauptmotive für die in den kommenden zwölf Monaten geplanten Investitionen im Inland werden zum Ende des ersten Quartals 2023 benannt (Mehrfachnennungen möglich): Ersatzbedarf (63,4 %; Wert der Befragung im Vorquartal: 64,7 %), Produktinnovation (36,7 %; 35,3 %), Rationalisierung (30,0 %; 30,3 %), Umweltschutz (24,6 %; 29,0 %) sowie Kapazitätsausweitung (21,9 %; 22,0 %).
Ein uneinheitliches Bild ergibt sich zum Ende des ersten Quartals 2023 bei den Exportaussichten. Zwar sind die Einschätzungen der an der Handelskammer-Konjunkturbefragung teilnehmenden Hamburger Unternehmen mit außenwirtschaftlichen Aktivitäten insgesamt betrachtet optimistisch: 32,8 % der Unternehmen gehen von höheren, 15,8 % hingegen von geringeren Exporten in den kommenden zwölf Monaten aus (Saldo: +17,0; Vorquartal: +4,5; Vorjahresquartal: -17,9). Mit in etwa gleichbleibenden eigenen Exporten rechnen 51,4 % der Unternehmen. Allerdings wird dieses Gesamtergebnis durch die überaus optimistischen Stimmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe geprägt (aktueller Saldo: +29,6; Vorquartal: +5,0; Vorjahresquartal: -14,7). Betrachtet man andererseits die antwortenden Hamburger Dienstleistungsunternehmen mit außenwirtschaftlichen Aktivitäten, überwiegen klar die pessimistischen Stimmen, noch stärker als bei der Befragung vor drei Monaten (aktueller Saldo: -23,5; Vorquartal: -3,0; Vorjahresquartal: -18,6).
Zum Ende des ersten Quartals 2023 ist für drei von vier Unternehmen (74,1 %; Wert der Befragung im Vorquartal: 77,0 %) die eigene aktuelle Finanzlage unproblematisch. Andererseits ist die aktuelle Finanzlage hiesiger Unternehmen (Mehrfachnennungen möglich) wesentlich geprägt von Liquiditätsengpässen (10,3 %; Vorquartal: 10,6 %), Eigenkapitalrückgängen (9,1 %; 9,2 %), zunehmenden Forderungsausfällen (6,3 %; 8,9 %), hoher Fremdkapitalbelastung (6,3 %; 2,3 %), erschwertem Fremdkapitalzugang (5,3 %; 4,1 %) sowie drohender Insolvenz (0,7 %; 1,5 %). Auffällig ist, dass in Zeiten gestiegener Zinsen der Zugang zu und die Belastung durch Fremdkapital im Vergleich zur Befragung vor drei Monaten merklich problematischer eingestuft werden.

Einzelne Wirtschaftszweige

Unterschiedlich ausgeprägt ist auch zum Ende des ersten Quartals 2023 das Geschäftsklima in einzelnen Branchen der Hamburger Wirtschaft. Bei überwiegend unternehmens- und personenbezogenen Dienstleistern (102,4 bzw. 105,0 Punkte; Werte der Vorquartalsbefragung: 96,7 bzw. 79,8 Punkte) sowie bei Public-Relations- und Unternehmensberatungen (106,7 Punkte; Vorquartal: 105,2 Punkte) entspricht das Geschäftsklima zum Ende des ersten Quartals 2023 in etwa dem Durchschnitt der Hamburger Wirtschaft (104,3 Punkte; Vorquartal: 94,0 Punkte). Überdurchschnittliche Werte für das Geschäftsklima sind in der Gesundheitswirtschaft (117,0 Punkte; Vorquartal: 95,4 Punkte), IT-Wirtschaft (118,1 Punkte; 105,1 Punkte), im Baugewerbe (118,3 Punkte; 82,4 Punkte), Finanzsektor (125,3 Punkte; 118,9 Punkte), Verarbeitenden Gewerbe (127,1 Punkte; 99,1 Punkte) sowie im Gastgewerbe (128,4 Punkte; 93,6 Punkte) zu verzeichnen. Unterdurchschnittlich ist hingegen das Geschäftsklima gegenwärtig im Verkehrsgewerbe (88,2 Punkte; Vorquartal: 81,6 Punkte), Groß- und Außenhandel (87,0 Punkte; 97,7 Punkte), Einzelhandel (79,9 Punkte; 70,3 Punkte), Grundstücks- und Wohnungswesen (78,0 Punkte; 86,6 Punkte) sowie vor allem in der Medienwirtschaft (65,9 Punkte; 74,4 Punkte).

Aktuelle HWWI-Konjunkturprognose: Deutsche Wirtschaft trotzt Krisen recht robust

  • Krisenbedingter Abschwung weniger stark ausgeprägt als befürchtet
  • Keine Verschärfung der geopolitischen Lage als Voraussetzung für Erholung
Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat seine Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland aktualisiert. Die deutsche Wirtschaft ist bislang besser durch die Krisen gekommen als befürchtet werden musste. Zwar ist die deutsche Wirtschaft nach noch leichtem Wachstum bis zum Herbst 2022 im Winterhalbjahr in einen Abschwung geraten, doch dürfte dieser nur mäßig ausfallen – und ab Frühsommer ist mit einer moderaten Erholung zu rechnen.
Unter diesen Bedingungen erwartet das HWWI für 2023 im Jahresdurchschnitt ein Nullwachstum, 2024 könnte die Wirtschaft mit 1,5 % wieder merklich wachsen. Der Anstieg der Verbraucherpreise ist mit aktuell 7,5 % noch hoch, bereits wieder deutlich gesunkene Energie- und andere Rohstoffpreise lassen aber einen baldigen, deutlichen Rückgang erwarten. Bis Ende dieses Jahres könnte die Inflationsrate unter 4 % sinken, bis Ende 2024 sich wieder der 2-Prozent-Stabilitätsmarke annähern. Dabei ist wichtig, dass nicht übermäßige Lohnabschlüsse eine Kosten-Preis-Spirale auslösen. Dann könnte auch die Geldpolitik ihren Restriktionskurs beenden.
Eine massive Rezession ist Deutschland bisher erspart geblieben und es gibt Anlass zu der Hoffnung, dass dies auch so bleibt. Voraussetzung für einen Rückgang der Inflation und ein Anziehen der Konjunktur ist allerdings, dass sich die geopolitische Lage nicht noch weiter verschlechtert.

50 Jahre Handelskammer-Konjunkturbefragungen 

Seit 1971 geben Mitgliedsunternehmen der Handelskammer Hamburg regelmäßig Auskunft zur wirtschaftlichen Lage und den Perspektiven. Ihrem Engagement ist im Jubiläumsjahr 2021 die Ausstellung "50 Jahre Konjunkturbefragungen" gewidmet: Werfen Sie mit uns einen Blick zurück auf Booms und Krisen, Aufschwung und Rezession – und auf die Stellschrauben der Politik im Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Inflation: www.hk24.de/konjunkturgeschichte.
Weitere Konjunkturdaten und umfangreiche Statistiken der Handelskammer unter www.hk24.de/konjunktur beziehungsweise www.hk24.de/zahlen. Unser 2020 aktualisiertes Standortportrait “Wirtschaftsstandort Hamburg – Metropole der Zukunft” finden Sie hier.
Das Online-Prognosetool Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg finden Sie unter www.fkm-hamburg.de.

Konjunkturbeobachtung von DIHK und Handwerkskammer

Seit Herbst 1977 führt der DIHK zweimal jährlich eine Konjunkturumfrage bei den 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Deutschland durch. Die aktuellen Umfragen und Prognosen sowie Auswertungen aus den letzten Jahren veröffentlicht der DIHK auf seiner Website. Weitere Informationen zum Thema “ Konjunktur und Wachstum" finden Sie ebenfalls auf der DIHK-Website.
Die Handwerkskammer befragt zweimal jährlich Handwerksbetriebe zur aktuellen wirtschaftlichen Lage. Die Ergebnisse werden in den Konjunkturberichten der Handwerkskammer Hamburg veröffentlicht. Darüber hinaus fließen die Daten in die Konjunkturberichterstattung auf Bundesebene ein, deren Ergebnis vom Zentralverband des Deutschen Handwerks veröffentlicht wird.