Statistik

Hamburger Kreditbarometer

An der Sonderbefragung im Rahmen der vierteljährlichen Hamburger Konjunkturumfrage zu ihren aktuellen Finanzierungskonditionen und ihrer Zufriedenheit mit dem Zugang zu Fremdkapital haben sich 587 Unternehmen beteiligt. Darüber hinaus haben Kreditinstitute Angaben zur Entwicklung ihrer Kreditvergabe für Investitionen und Betriebsmittel gemacht.

Hamburger Kreditbarometer I/2023

Relativ stabile Finanzlage in einem insgesamt schwierigen konjunkturellem Umfeld
Nicht zuletzt der anhaltende Krieg in der Ukraine und relativ hohe Inflationsraten prägten den Befragungszeitraum vom 21. März bis zum 11. April 2023. Im Frühjahr 2023 ist die Stimmung in der Hamburger Wirtschaft ähnlich wie zu Jahresbeginn. Abermals weisen vier wesentliche Handelskammer-Konjunkturindikatoren – aktuelle Geschäftslage, Personal- und Investitionsplanungen sowie Exportaussichten – positive Vorzeichen auf. Hingegen sind die Geschäftserwartungen weiterhin per saldo pessimistisch, allerdings nicht mehr in dem Ausmaß wie vor drei Monaten.
Was die größten Risiken für die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten anbelangt (Mehrfachnennungen möglich), sehen zum Ende des ersten Quartals 2023 zwei von drei (65,7 %) der teilnehmenden Hamburger Unternehmen im Fachkräftemangel eines der größten Risiken bei der eigenen wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten. Auch Energie- und Rohstoffpreise haben weiterhin eine sehr hohe Relevanz für die Hamburger Wirtschaft. Gemessen an der Anzahl der Nennungen als eines der größten Geschäftsrisiken deutet sich immerhin eine leichte Entspannung im Zeitablauf an (aktueller Wert: 52,6 %). Annähernd jedes zweite Unternehmen benennt als größte Risiken ungünstige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (48,9 %), hohe Arbeitskosten (47,4 %) sowie schwache Inlandsnachfrage (46,4 %). Finanzierungsschwierigkeiten werden von 9,4 % der Unternehmen als eines der größten Geschäftsrisiken genannt – bei der Handelskammer-Befragung im Vorjahresquartal waren es 8,4 %.
Finanzierungssituation aus Sicht Hamburger Unternehmen
Wie hiesige Unternehmen ihre Finanzierungskonditionen bewerten, fragt die Handelskammer Hamburg anlassbezogen seit 2008 im Rahmen der vierteljährlichen Konjunkturbefragungen.
Zum Ende des ersten Quartals 2023 ist die eigene aktuelle Finanzlage für etwa drei von vier antwortenden Hamburger Unternehmen (74,1 %) grundsätzlich unproblematisch. Hingegen ist die aktuelle Finanzlage bei einem von zehn Unternehmen (10,3 %) wesentlich geprägt durch Liquiditätsengpässe, bei 9,1 % sind es Eigenkapitalrückgänge, bei 6,3 % zunehmende Forderungsausfälle und bei 5,3 % ist es erschwerter Zugang zu Fremdkapital. 6,3 % der Unternehmen benennen hohe Fremdkapitalbelastungen und bei 0,7 % droht Insolvenz (Mehrfachnennungen möglich). Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist die aktuelle Finanzlage in der hiesigen Wirtschaft damit im Wesentlichen stabil.
Blickend auf einzelne Branchen werden merkbare Unterschiede bei den Bewertungen der aktuellen Finanzlage deutlich, wenngleich diese Unterschiede wesentlich geringer ausfallen als noch im Vorjahresquartal. Im Handel (17,7 %) und im Gastgewerbe (16,2 %) klagen deutlich mehr Unternehmen über Liquiditätsengpässe als im Gesamtdurchschnitt der Hamburger Wirtschaft. 
Mit Fokus auf Unternehmensgrößen wird deutlich, dass die Finanzlage bei größeren Betrieben weiter tendenziell entspannter ist als bei kleineren Betrieben. So geben zum Ende des ersten Quartals 2022 unter großen Unternehmen (mehr als 300 Beschäftigte) 86,8 % an, dass ihre aktuelle Finanzlage unproblematisch sei – bei Kleinstunternehmen mit ein bis drei Beschäftigten liegt der Anteil lediglich bei 58,7 %. Auch bei der Handelskammer-Befragung zum Ende des Vorjahresquartals waren die Einschätzungen der teilnehmenden Unternehmen zur eigenen Finanzlage alles in allem abhängig von der Beschäftigtenzahl.
Bei der Frage, welche Aspekte die aktuelle Finanzlage in besonderem Maße beeinträchtigen, geben mehr als drei von vier der antwortenden Hamburger Unternehmen (76,6 %) an, nicht beeinträchtigt zu sein. Von den übrigen Unternehmen werden folgende Aspekte genannt: Zinshöhe (Anteil von 15,7 %, bezogen auf alle auf diese Frage antwortenden Unternehmen), eigener Finanzierungsanteil (7,2 %), Dokumentationspflichten (7,0 %), Sicherheiten (3,8 %) sowie sonstige Aspekte (0,7 %). Je nach Branche und Beschäftigtengrößenklasse fallen die Einschätzungen teils unterschiedlich aus.
Entwicklung der Kreditvergabe aus Sicht Hamburger Kreditinstitute
Bei der Kreditvergabe  ist eine deutliche Abschwächung und Zurückhaltung zu spüren. Zum Ende des ersten Quartals 2023 gibt fast jedes zweite (45,6 %) der antwortenden Kreditinstitute an, dass ihre Kreditvergabe an Unternehmen für Investitionen im Vergleich zum Vorquartal gefallen sei. Bei der Kreditvergabe an Unternehmen für Betriebsmittel sehen 32,5 % der Kreditinstitute eine Verringerung ihrer Kreditvergabe.  Auch die Kreditvergabe an Privatkunden ist im Vergleich zum Vorquartal insgesamt merklich gefallen (Saldo: -41,2).
Weitere Konjunkturdaten (inklusive aktuelle Geschäftslage, zukünftige Geschäftslage, wirtschaftspolitische Risiken und Personal- und Investitionsplanungen) sowie Statistiken der Handelskammer finden Sie unter www.hk24.de/konjunktur beziehungsweise www.hk24.de/zahlen.