Hamburger Kreditbarometer

Im historischen Vergleich zeigt die Befragung von 618 Hamburger-Unternehmen im Rahmen der vierteljährlichen Hamburger Konjunkturumfrage zu ihren aktuellen Finanzierungskonditionen und ihrer Zufriedenheit mit dem Zugang zu Fremdkapital weiterhin eine eingetrübte Lage. Die Ergebnisse geben einen Einblick in die Lage der Kreditinstitute sowie aktuelle Entwicklungen bei der Kreditvergabe für Investitionen und Betriebsmittel.

Hamburger Kreditbarometer I/2025

Weiterhin relativ stabile Finanzlage bei insgesamt schwierigen konjunkturellem Umfeld
Im Frühjahr 2025 bewerten Hamburger Unternehmen ihre aktuelle und künftige Geschäftslage insgesamt noch schlechter als bei der Handelskammerbefragung vor drei Monaten. Die Investitions- und Personalplanungen bleiben verhalten. Für rund zwei von drei Unternehmen sind die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen das oder eines der größten Risiken bei der eigenen Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten.
Für das Handelskammer-Konjunkturbarometer zum Ende des ersten Quartals 2025 liegen 618 Antworten von Hamburger Unternehmen vor. Der Befragungszeitraum vom 20. März bis zum 7. April stand unter anderem im Zeichen sich anbahnender Regierungsbildungen auf Bundes- und Landesebene. Die meisten Unternehmen haben vor der Verkündung neuer US-Zölle geantwortet, welche Anfang April zu zusätzlicher Verunsicherung hinsichtlich der künftigen Entwicklung des Welthandels beigetragen haben.
Seit nunmehr drei Jahren unterschreitet das Geschäftsklima in der Hamburger Wirtschaft Quartal für Quartal den langfristigen Mittelwert (107 Punkte seit dem Jahr 2000). Zum Ende des ersten Quartals 2025 werden 84,9 Punkte erreicht, 8,4 Punkte weniger als bei der Befragung vor drei Monaten (93,3 Punkte). Der Handelskammer-Geschäftsklimaindikator umfasst zwei Aspekte: die aktuelle und die voraussichtliche künftige Geschäftslage der antwortenden Hamburger Unternehmen. Im Vergleich zur Befragung zum Jahreswechsel ist bei beiden Indikatoren eine Verschlechterung zu verzeichnen.
Finanzierungssituation aus Sicht Hamburger Unternehmen
Wie hiesige Unternehmen ihre Finanzierungskonditionen bewerten, fragt die Handelskammer Hamburg anlassbezogen seit 2008 im Rahmen der vierteljährlichen Konjunkturbefragungen.
Im Vergleich zum Q1 2024 werden zunehmend die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Risiko beurteilt (56,6% in 2024 vs. 64,8% in 2025). Die gestiegene Unsicherheit zeigt sich auch in leicht ansteigenden Risiken bei der In- und Auslandsnachfrage sowie Wechselkursen. Vormals dominierende Risiken wie der Fachkräftemangel oder die Energie- und Rohstoffpreise, die noch in den Corona-Jahren 2021 bis in 2023 hinein die Risiken dominierten mit bis zu 72,3% (Q3/2022) Nennung, nehmen hingegen an Brisanz ab. Risiken durch Arbeitskosten nehmen minimal ab und scheinen sich auf einem Plateau zu bewegen, werden aber weiterhin von fast jedem zweiten (49%) Unternehmer und Unternehmerin genannt. Probleme mit der Finanzierung scheinen sich seit 2022 in einem Trend um etwa 10% zu bewegen und sich damit zwei schwächster Faktor vor den ansteigenden Risiken von Wechselkursen (6,6% in Q1/2025).
Trotz zunehmender geopolitischer Krisen und daraus resultierenden Risiken, bewerten mehr als drei viertel (75,5%) der Unternehmen ihre Finanzlage als unproblematisch, dies entspricht einer Verbesserung zum Vorjahreswert von 3,8%. Auf der anderen Seite geben mit 1,9% mehr als die doppelte Anzahl an Unternehmen zum Vorjahreszeitraum an, einer drohenden Insolvenz ausgeliefert zu sein. Während Liquiditätsengpässe und zunehmende Forderungsausfälle fast die gleiche Anzahl an Unternehmen wie im Vorjahr belastet, sind deutlich weniger Unternehmen von einem Eigenkapitalrückgang, erschwertem Fremdkapitalzugang als auch hoher Fremdkapitalbelastung betroffen.
Die entspanntere Finanzlage lässt sich auch nach Branchen im breiten Feld der Hamburger Wirtschaft nachweisen, so steigt beispielsweise die Anzahl der “unproblematischen” Bewertungen im Verkehrssektor um 6,4% auf 79,8% zum Q1 des Vorjahres an. Schwieriger wird es alleine für das Gastgewerbe, hier fällt der Wert zum Vorjahreszeitraum um ganze 6,5% bei den Betrieben mit unproblematischer Lage. Die Belastungen sehen die Gastronomen und Hotellerie-Betriebe insbesondere in Liquiditätsengpässen, die von mehr als jedem Dritten (37,4%) als problematisch angesehen werden. Als abgeschlagener Spitzenreiter der Kategorie treffen 8,4% der Unternehmer und Unternehmerinnen der Branche die Aussage, dass Ihnen eine Insolvenz droht.
Im Hinblick auf die Unternehmensgrößen wird deutlich, dass die Finanzlage bei größeren Betrieben weiter tendenziell entspannter ist als bei kleineren Betrieben. Wobei eine größere Anzahl der befragten Betreibe aller Größenkategorien im Vergleich zum Vorjahr ihre Lage als unproblematisch einschätzen, erstmals wieder bei Großbetrieben sogar über 80%. Trotz der tendenziell besseren Werte im Vergleich zum Vorjahr, melden mit über 15% etwa doppelt so viele Kleistunternehmen Probleme beim Zugang zu Fremdkapital im Vergleich zum Vorjahr.
Bei der Frage, welche Aspekte die aktuelle Finanzlage in besonderem Maße beeinträchtigen, geben fast drei von vier der antwortenden Hamburger Unternehmen (72,2 %) an, nicht beeinträchtigt zu sein. Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (69,5%) aber weiterhin merkbar unter dem Wert der Erhebung von 2023 (76,6 %). Insbesondere die Handelsbranche vermeldet aufgrund von fallenden Zinsen und abnehmenden Problemen mit Sicherheiten im Vergleich zum Vorjahr (52%) zunehmend weniger Beeinträchtigungen (67%). hingegen sieht sich das Gastgewerbe unter anderem deutsch stärkeren Einschränkungen durch fehlende Sicherheiten ausgesetzt, lag der Wert noch im Vorjahr bei 4,4% betrifft es heute 17,1% der Unternehmen.
Im Hinblick auf die Unternehmensgrößen wird deutlich, dass die Finanzlage bei fast allen Betriebsgrößen weiter sich entspannt und keine Beeinträchtigungen verursacht. Dieser Trend gilt aber nicht für die Kleinstunternehmer mit 1 bis 3 Beschäftigten, hier verringert sich der Wert im Vergleich zum Vorjahr sogar. Während im Vorjahr noch die meisten Betriebe, unabhängig der Größe, die Zinshöhe als limitierenden Faktor identifizierten, sind es heute Dokumentationspflichten. Dabei unterscheidet sich aber die wahrgenommene Belastung zwischen den Betriebsgrößen enorm. Während generell etwa 15% aller Unternehmen diese als problematisch einschätzen, sind es unter den Kleinstunternehmen etwa 23%. Auch in den anderen Kategorien lässt sich eine proportional stärkere Belastung von Kleinstunternehmen aufzeigen.
Entwicklung der Kreditvergabe aus Sicht Hamburger Kreditinstitute
Bei der Kreditvergabe war noch vor einem Jahr eine deutliche Abschwächung und Zurückhaltung zu spüren, diese scheint sich mit Beginn 2025 aufgelöst zu haben. Seit dem ersten Quartals 2025 unterliegen erstmals seit Q2 2022 alle abgefragten Kredite und Bankdienstleistungen einem positiven Trend. Investitionskredite nähern zeigen einen Anstieg von 48% im Vergleich zum Vorquartal, ebenso wie das Volumen sonstiger Bankdienstleistungen bei 45%. Die Ergebnisse lassen sich als ein erstarken der lokalen Wirtschaft interpretieren, welches sich trotz geopolitischer Krisen und zunehmender Dokumentationspflichten hoffentlich fortsetzen wird.
Weitere Konjunkturdaten (inklusive aktuelle Geschäftslage, zukünftige Geschäftslage, wirtschaftspolitische Risiken und Personal- und Investitionsplanungen) sowie Statistiken der Handelskammer finden Sie unter www.hk24.de/konjunktur beziehungsweise www.hk24.de/zahlen.