Konjunkturelle Lage
Konjunkturbarometer der Hamburger Wirtschaft
Hamburger Wirtschaft insgesamt
Stimmung weiter verschlechtert
Im Frühjahr 2025 bewerten Hamburger Unternehmen ihre aktuelle und künftige Geschäftslage insgesamt noch schlechter als bei der Handelskammerbefragung vor drei Monaten. Die Investitions- und Personalplanungen bleiben verhalten. Für rund zwei von drei Unternehmen sind die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen das oder eines der größten Risiken bei der eigenen Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten.
Für das Handelskammer-Konjunkturbarometer zum Ende des ersten Quartals 2025 liegen 618 Antworten von Hamburger Unternehmen vor. Der Befragungszeitraum vom 20. März bis zum 7. April stand unter anderem im Zeichen sich anbahnender Regierungsbildungen auf Bundes- und Landesebene. Die meisten Unternehmen haben vor der Verkündung neuer US-Zölle geantwortet, welche Anfang April zu zusätzlicher Verunsicherung hinsichtlich der künftigen Entwicklung des Welthandels beigetragen haben.
Seit nunmehr drei Jahren unterschreitet das Geschäftsklima in der Hamburger Wirtschaft Quartal für Quartal den langfristigen Mittelwert (107 Punkte seit dem Jahr 2000). Zum Ende des ersten Quartals 2025 werden 84,9 Punkte erreicht, 8,4 Punkte weniger als bei der Befragung vor drei Monaten (93,3 Punkte). Der Handelskammer-Geschäftsklimaindikator umfasst zwei Aspekte: die aktuelle und die voraussichtliche künftige Geschäftslage der antwortenden Hamburger Unternehmen. Im Vergleich zur Befragung zum Jahreswechsel ist bei beiden Indikatoren eine Verschlechterung zu verzeichnen.
Zum Ende des ersten Quartals 2025 halten 56,0 % der an der Handelskammer-Konjunkturumfrage teilnehmenden Hamburger Unternehmen ihre eigene aktuelle Geschäftslage für "befriedigend bzw. saisonüblich“. Für 17,3 % ist die Lage "gut“, für 26,7 % allerdings "schlecht“ (Saldo: -9,4; Werte bei den Befragungen im Vorquartal und Vorjahresquartal: +2,8 bzw. -2,1). Während im Baugewerbe (Saldo: -5,9), Verkehrsgewerbe (-11,3), bei Public Relations- und Unternehmensberatungen (-15,9), in der Medienwirtschaft (-22,2), im Einzelhandel (-25,4), Gastgewerbe (-28,3), Verarbeitenden Gewerbe (-32,1) sowie im Groß- und Außenhandel (-42,0) jeweils mehr Unternehmen mit "schlecht“ als mit "gut“ antworten, überwiegen in der IT-Wirtschaft (Saldo: +5,2), in der Gesundheitswirtschaft (+19,9), bei personenbezogenen Dienstleistern (+21,0), im Finanzsektor (+39,8) und Grundstücks- und Wohnungswesen (+41,0) jeweils die positiven Einschätzungen hiesiger Unternehmen.
Inzwischen sind die Geschäftserwartungen der Hamburger Wirtschaft seit drei Jahren alles in allem pessimistisch. Zum Ende des ersten Quartals 2025 sehen 11,4 % der Unternehmen eine "eher günstigere“, aber 31,9 % eine "eher ungünstigere“ Geschäftslage voraus (Saldo: -20,5; Vorquartal: -15,3; Vorjahresquartal: -11,8). Die restlichen Unternehmen (56,7 %) rechnen mit einer in etwa gleichbleibenden eigenen Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten. Der Überhang an pessimistischen Einschätzungen ist im Grundstücks- und Wohnungswesen (Saldo: -27,3), in der Medienwirtschaft (-27,8), im Verkehrsgewerbe (-32,6), bei Public Relations- und Unternehmensberatungen (-34,2) sowie im Groß- und Außenhandel (-43,1) besonders ausgeprägt. Optimismus herrscht hingegen in der IT-Wirtschaft vor (Saldo: + 16,1).
In einer Phase, in der sich sowohl eine neue Bundesregierung als auch ein neuer Hamburger Senat formieren, sind für zwei von drei an der Handelskammer-Konjunkturumfrage teilnehmenden Unternehmen (64,8 %) die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen das oder zumindest eines der größten Risiken bei der eigenen Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten (Mehrfachnennungen möglich). Die Werte im Vorquartal und Vorjahresquartal waren mit 67,2 % bzw. 56,6 % etwas höher bzw. etwas niedriger im Vergleich zum Ende des ersten Quartals 2025. Jeweils rund jedes zweite Unternehmen benennt die Geschäftsrisiken Inlandsnachfrage (55,4 %; Vorquartal: 58,1 %; Vorjahresquartal: 54,3 %), Arbeitskosten (49,0 %; 50,7 %; 50,5 %) bzw. Fachkräftemangel (47,8 %; 49,9 %; 59,2 %). Basierend auf der Anzahl der Benennungen zum Ende des ersten Quartals 2025 ergibt sich folgende Reihenfolge bei den weiteren größten Geschäftsrisiken: Energie- und Rohstoffpreise (aktuell: 33,5 %; Vorquartal: 44,1 %; Vorjahresquartal: 40,3 %), Auslandsnachfrage (24,3 %; 22,2 %; 20,0 %), Finanzierungsschwierigkeiten (9,1%; 10,2 %; 9,7 %) sowie Wechselkursrisiken (6,6 %; 3,8 %; 2,6 %).
Vor dem Hintergrund per saldo pessimistischer Geschäftserwartungen und ungünstiger wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen sind die inländischen Investitionsplanungen Hamburger Unternehmen insgesamt gedämpft. Zum Ende des ersten Quartals 2025 sehen 48,6 % in etwa gleichbleibende Investitionsausgaben in den kommenden zwölf Monaten vor, 27,0 % geringere und 24,4 % höhere Ausgaben. Aus den beiden letztgenannten Antworten ergibt sich abermals ein negativer Investitionssaldo (aktuell: -2,6; Wert im Vorquartal: -3,3; Vorjahresquartal: +0,8).
Wenn Hamburger Unternehmen im Inland investieren, ist Ersatzbedarf traditionell das am häufigsten genannte Hauptmotiv. Zum Ende des ersten Quartals 2025 sind es rund sechs von zehn Unternehmen (58,1 %). Rationalisierung (35,2 %), Produktinnovation (34,9 %), Kapazitätsausweitung (23,4 %) sowie Umweltschutz (21,1 %) zählen zu den weiteren Hauptmotiven (Mehrfachnennungen möglich).
In Einklang mit den Investitionsvorhaben der Hamburger Wirtschaft sind auch die zum Ende des ersten Quartals 2025 bekundeten Personalplanungen alles in allem verhalten. Von einem in etwa gleichbleibenden Beschäftigtenstand in den kommenden zwölf Monaten gehen annähernd zwei Drittel (63,1 %) der Unternehmen aus. Einen Beschäftigtenzuwachs planen 14,2 %, einen Beschäftigtenabbau hingegen 22,7 % (Saldo: -8,5; Vorquartal: -3,0; Vorjahresquartal: +0,3). Bei der Einordnung dieser Werte ist zu berücksichtigen, dass angesichts von Fachkräftemangel, Fluktuationen und Renteneintritten insbesondere größere Unternehmen in der Regel fortlaufend Personal suchen, auch wenn zum Beispiel die Anzahl der Beschäftigten in der Summe unverändert bleibt oder gar sinkt. Ein nennenswerter Beschäftigtenaufbau in den kommenden zwölf Monaten ist allenfalls bei personenbezogenen Dienstleistern (Saldo: +11,7) sowie im Finanzsektor (+15,1) zu erwarten.
Von den international aktiven Hamburger Unternehmen rechnen zum Ende des ersten Quartals 2025 50,6 % mit einem in etwa gleichbleibenden, 28,7 % mit einem höheren und 20,7 % mit einem geringeren Exportvolumen in den kommenden zwölf Monaten (Saldo aus Zu- und Abnahme: +8,0; Vorquartal: +13,3; Vorjahresquartal: -0,3). Bei näherem Blick ist auffällig, dass die Antworten im Verarbeitenden Gewerbe (Saldo: +9,5; Vorquartal: +21,6; Vorjahresquartal: -2,3) besser als bei außenwirtschaftlich aktiven Dienstleistern (+0,5; -5,0; +7,7) ausfallen. Bei diesen Exportaussichten ist zu beachten, dass die meisten Einschätzungen der antwortenden Unternehmen vor der Eskalation bei der Verkündung von US-Zöllen (Anfang April 2025) vorgenommen wurden, so dass die Aussagekraft obiger Umfragewerte eingeschränkt ist.
Zum Ende des ersten Quartals 2025 stufen rund drei von vier Unternehmen (75,5 %) ihre eigene Finanzlage als unproblematisch ein – im Vergleich zum Vorquartal (76,7 %) und Vorjahresquartal (71,7 %) ist dieser Wert relativ stabil. Hingegen ist bei 10,6 % der Unternehmen die aktuelle Finanzlage wesentlich geprägt von Liquiditätsengpässen (Mehrfachantworten möglich). Eigenkapitalrückgänge und zunehmende Forderungsausfälle werden von 9,0 % bzw. 8,7 % benannt, ein erschwerter Zugang zu Fremdkapital von 5,7 % und hohe Fremdkapitalbelastungen von 4,6 % sowie drohende Insolvenz von 1,9 % der antwortenden Unternehmen.
Einzelne Wirtschaftszweige
Zum Ende des ersten Quartals 2025 ähnelt das Geschäftsklima im Baugewerbe (86,3 Punkte; Vorquartal: 82,6 Punkte) jenem für die Hamburger Wirtschaft insgesamt (84,9 Punkte; Vorquartal: 93,3 Punkte). Schlechter ist das Geschäftsklima im Verkehrsgewerbe (77,4 Punkte; Vorquartal: 85,4 Punkte), Verarbeitenden Gewerbe und Einzelhandel (jeweils 76,8 Punkte; Vorquartal: 96,3 bzw. 76,2 Punkte), in der Medienwirtschaft (74,9 Punkte; 84,5 Punkte), bei Public Relations- und Unternehmensberatungen (74,4 Punkte; 97,9 Punkte), im Gastgewerbe (73,4 Punkte; 101,6 Punkte) und insbesondere im Groß- und Außenhandel (57,5 Punkte; 62,2 Punkte). Besser als im Durchschnitt ist andererseits das Geschäftsklima bei überwiegend unternehmensbezogenen Dienstleistern (94,3 Punkte; Vorquartal: 99,1 Punkte), im Grundstücks- und Wohnungswesen (101,2 Punkte; 104,9 Punkte), in der Gesundheitswirtschaft (101,7 Punkte; 110,1 Punkte), bei überwiegend personenbezogenen Dienstleistern (106,9 Punkte; 104,5 Punkte) sowie vor allem in der IT-Wirtschaft (110,5 Punkte; 112,1 Punkte) und im Finanzsektor (118,5 Punkte; 127,2 Punkte).
Aktuelle HWWI-Konjunkturprognose: Globale US-Zölle und Warten auf Reformen sorgen für Unsicherheit
Erhebliche politische Unsicherheiten – externe wie interne – belasten die Konjunkturperspektiven. Die jüngst verkündeten massiven globalen US-Zölle belasten nicht nur die deutschen Exporteure, sondern sie bergen die Gefahr eines Handelskrieges und globale Rezessionsrisiken. Angesichts der Unberechenbarkeit von Trump und absehbarer negativer Folgen auch für die US-Wirtschaft bestehen gleichwohl Hoffnungen auf "Deals“ für niedrigere Zölle. Die Koalitionäre Union und SPD haben in Berlin zunächst überraschend die Verschuldungsmöglichkeiten für Infrastruktur und Verteidigung stark erweitert. Deren Umsetzung wird für einige Konjunkturimpulse sorgen. Diese allein können aber nicht nachhaltige Reformen zur Verbesserung der Standortbedingungen – wie Steuerentlastungen, niedrigere Energiekosten, Bürokratieabbau – ersetzen.
Die deutsche Wirtschaft entwickelte sich bis zuletzt schwach. Auch wenn nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen die Zurückhaltung bei privaten Verbrauchern und insbesondere Investoren schwinden dürfte, werden rückläufige Exporte in die USA eine Wiederbelebung im weiteren Jahresverlauf dämpfen. Deshalb nimmt das HWWI seine Wachstumsprognose für 2025 von 0,2 auf 0 Prozent zurück. Unter der Annahme, dass sich die künftige Koalition auf einige wichtige wirtschaftliche Reformen einigen kann und unter Berücksichtigung zu erwartender Nachholeffekte und Konjunkturimpulse aus den zusätzlichen, schuldenfinanzierten Ausgabenprogrammen wird für 2026 weiterhin mit einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent gerechnet.
Die Inflationsrate für die Verbraucherpreise hat sich mittlerweile nahe der Stabilitätsmarke von 2,0 Prozent eingependelt. Gestiegene Arbeitskosten halten die sogenannte Kernrate jedoch noch bei 2,5 Prozent. Mit moderateren Lohnabschlüssen dürfte aber der Inflationsdruck weiter nachlassen und sich die Inflationsrate bei 2,0 Prozent stabilisieren.
50 Jahre Handelskammer-Konjunkturbefragungen
Seit 1971 geben Mitgliedsunternehmen der Handelskammer Hamburg regelmäßig Auskunft zur wirtschaftlichen Lage und den Perspektiven. Ihrem Engagement ist die Ausstellung "50 Jahre Konjunkturbefragungen" gewidmet: Werfen Sie mit uns einen Blick zurück auf Booms und Krisen, Aufschwung und Rezession – und auf die Stellschrauben der Politik im Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Inflation: www.hk24.de/konjunkturgeschichte.
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Teilnahme an der Hamburger Konjunkturbefragung
Teilnahme an der Hamburger Konjunkturbefragung
Weitere Konjunkturdaten und umfangreiche Statistiken der Handelskammer unter www.hk24.de/konjunktur beziehungsweise www.hk24.de/zahlen. Unser 2023 aktualisiertes Standortportrait “Wirtschaftsstandort Hamburg – Metropole der Zukunft” finden Sie hier.
Konjunkturbeobachtung von DIHK und Handwerkskammer
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) führt dreimal jährlich eine Konjunkturumfrage bei den 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Deutschland durch. Die aktuellen Umfragen und Prognosen sowie Auswertungen aus den letzten Jahren veröffentlicht die DIHK auf ihrer Website. Weitere Informationen zum Thema “Konjunktur und Wachstum" finden Sie ebenfalls auf der DIHK-Website.
Die Handwerkskammer befragt zweimal jährlich Handwerksbetriebe zur aktuellen wirtschaftlichen Lage. Die Ergebnisse werden in den Konjunkturberichten der Handwerkskammer Hamburg veröffentlicht. Darüber hinaus fließen die Daten in die Konjunkturberichterstattung auf Bundesebene ein, deren Ergebnis vom Zentralverband des Deutschen Handwerks veröffentlicht wird.