Konjunkturbarometer der Hamburger Wirtschaft

Hamburger Wirtschaft insgesamt

Nur leichte Anzeichen einer Besserung

Auch im Sommer 2025 ist die aktuelle Lage in der Hamburger Wirtschaft durchwachsen, die Geschäftserwartungen bleiben per saldo pessimistisch. Im Vergleich zur Handelskammerbefragung vor drei Monaten hat sich das konjunkturelle Gesamtbild zumindest aufgehellt. Die Investitions- und Personalplanungen bleiben gedämpft. Die Exportaussichten sind insgesamt eher pessimistisch.
Die Handelskammerbefragung zum Ende des zweiten Quartals 2025 fand zwischen dem 19. Juni und 7. Juli 2025 statt – insgesamt trafen 591 Antworten von Hamburger Unternehmen ein. Seit Mai 2025 gibt es sowohl in Hamburg als auch in Berlin eine neue Regierung. Das internationale Umfeld ist weiterhin geprägt durch Unsicherheiten angesichts der US-Zollpolitik, des anhaltenden Krieges in der Ukraine und der Krise im Nahen Osten.
Zum Ende des zweiten Quartals 2025 zeigt der Geschäftsklimaindikator (Mittelwert aus aktueller und künftiger Geschäftslage) für die Hamburger Wirtschaft 94,9 Punkte an – 10 Punkte mehr als im Vorquartal (84,9) und 0,4 Punkte mehr als im Vorjahresquartal (94,5). Der langfristige Mittelwert (106,5 Punkte seit dem Jahr 2000) ist allerdings noch nicht in Reichweite.
Was die aktuelle Geschäftslage zum Ende des zweiten Quartals 2025 anbelangt, ist diese bei der Hälfte der an der Handelskammer-Konjunkturumfrage teilnehmenden Hamburger Unternehmen "befriedigend bzw. saisonüblich“ (50,1 %), bei jeweils einem Viertel "gut“ (25,3 %) bzw. "schlecht“ (24,6 %). Aus den beiden letztgenannten Werten ergibt sich ein Saldo von +0,7. Zum Vergleich: Bei der Befragung im Vorquartal lag der entsprechende Wert bei -9,4, im Vorjahresquartal bei +0,9. Zu den Branchen, in denen die aktuelle Geschäftslage zum Ende des zweiten Quartals 2025 per saldo als "schlecht“ eingestuft wird, zählen das Verkehrsgewerbe (Saldo: -2,2), Public Relations- und Unternehmensberatungen (-15,3), die Medienwirtschaft (-15,4), das Verarbeitende Gewerbe (-15,8), der Einzelhandel (-18,0) sowie insbesondere der Groß- und Außenhandel (-36,1). Andererseits wird bei überwiegend unternehmensbezogenen Dienstleistern (Saldo: +7,1), in der IT-Wirtschaft (+13,1), im Baugewerbe (+18,7), bei überwiegend personenbezogenen Dienstleistern (+21,1), im Grundstücks- und Wohnungswesen (+30,6), in der Gesundheitswirtschaft (+32,2) sowie im Finanzsektor (+48,8) die aktuelle Lage per saldo als "gut“ beschrieben.
Auch wenn eine merkliche Aufhellung im Vergleich zum Vorquartal (Saldo: -20,5) erkennbar ist, bleiben die Geschäftserwartungen – wie in den dreizehn Quartalen zuvor – unter dem Strich pessimistisch (aktueller Saldo: -10,4). Während 15,4 % der Unternehmen eine "eher günstigere“ Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten erwarten, gehen 25,8 % von einer "eher ungünstigeren“ Geschäftslage aus. Die meisten Unternehmen (58,8 %) nehmen an, dass die eigene Geschäftslage in etwa gleichbleibend sein wird. Bei der Betrachtung einzelner Branchen fällt auf, dass Pessimismus im Verarbeitenden Gewerbe (Saldo: -0,7), bei überwiegend personenbezogenen Dienstleistern (-2,4), Public-Relations- und Unternehmensberatungen (-14,1), im Grundstücks- und Wohnungswesen (-15,7), in der Medienwirtschaft (-20,9), im Verkehrsgewerbe (-21,6), Groß- und Außenhandel (-26,3), Einzelhandel (-28,8) sowie vor allem im Gastgewerbe (-50,3) dominiert. Per saldo optimistisch sind die Geschäftserwartungen zum Ende des zweiten Quartals 2025 hingegen im Baugewerbe (Saldo: +1,9), bei überwiegend unternehmensbezogenen Dienstleistern (+4,8), im Finanzsektor (+16,4), in der IT-Wirtschaft (+18,8) wie auch in der Gesundheitswirtschaft (+23,5).
Ungünstige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen sind auch zum Ende des zweiten Quartals 2025 die Top-Benennung unter den größten Geschäftsrisiken in den kommenden zwölf Monaten (Mehrfachnennungen möglich). Der Wert (59,3 %) ist etwas niedriger als bei den Befragungen im Vorquartal (64,8 %) und Vorjahresquartal (61,6 %), was unter anderem positive Erwartungen der Unternehmen mit Blick auf die seit Mai amtierenden Regierungen in Bund und Land signalisieren könnte. Für rund die Hälfte der Unternehmen zählen die Inlandsnachfrage (aktuell: 53,8 %; Vorquartal: 55,4 %; Vorjahresquartal: 50,3 %), die Arbeitskosten (47,5 %; 49,0 %; 50,7 %) bzw. der Fachkräftemangel (47,5 %; 47,8 %; 61,0 %) zu ihren größten Geschäftsrisiken. Rund ein Drittel der Unternehmen benennen Energie- und Rohstoffpreise (34,0 %; 33,5 %; 31,9 %), etwa ein Fünftel die Auslandsnachfrage (20,7 %; 24,3 %; 17,4 %). Finanzierungsschwierigkeiten sowie Wechselkursrisiken werden von relativ wenigen Unternehmen als größte Risiken angeführt (11,0 % bzw. 9,9 %). Auffällig ist allerdings, dass Wechselkursrisiken vor einem Jahr lediglich von 1,9 % der Unternehmen benannt wurden.
Auch zum Ende des zweiten Quartals 2025 ist keine nennenswerte positive Dynamik bei den Investitions- und Personalvorhaben hiesiger Unternehmen zu erwarten. In etwa gleichbleibende Investitionsausgaben in den kommenden zwölf Monaten plant rund jedes zweite Unternehmen (52,6 %). 26,9 % beabsichtigen geringere und 20,5 % höhere Ausgaben (Saldo: -6,4; Wert im Vorquartal: -2,6; Vorjahresquartal: +1,0).
Was die Personalplanungen für die kommenden zwölf Monate anbelangt, sehen abermals annähernd zwei von drei Unternehmen (64,5 %) einen in etwa gleichbleibenden Beschäftigtenstand vor. Aus den Antworten "höherer“ bzw. "geringerer“ Beschäftigtenstand ergibt sich ein Saldo von +1,9 (Vorquartal: -8,5; Vorjahresquartal: +1,4). Bei der Einordnung dieser Werte ist zu berücksichtigen, dass angesichts von Fachkräftemangel, Fluktuationen und Renteneintritten insbesondere größere Unternehmen in der Regel fortlaufend Personal suchen, auch wenn zum Beispiel die Anzahl der Beschäftigten in der Summe unverändert bleibt oder gar sinkt. Beschäftigtenzuwächse deuten sich in wenigen Branchen an, etwa bei personenbezogenen Dienstleistern (Saldo: +14,8), in der Gesundheitswirtschaft (+16,8) und im Finanzsektor (+18,9).
Zum Ende des zweiten Quartals 2025 wurde im Rahmen der Hamburger Konjunkturbefragungen erstmals die Frage "Wie schätzen Sie den Einfluss von KI auf den Personalbestand in Ihrem Unternehmen in den nächsten fünf Jahren ein?“ gestellt. Von einem in etwa gleichbleibenden Personalbestand gehen fast sechs von zehn der antwortenden Unternehmen (57,6 %) aus. Ein eher steigender Personalbestand wird von 8,9 % der Unternehmen benannt – ein eher sinkender Personalbestand andererseits von 25,8 %. Nur sehr wenige Unternehmen sehen einen stark steigenden (1,2 %) bzw. einem stark sinkenden Personalbestand (1,4 %) voraus. 5,1 % konnten derzeit keine Einschätzung zum Einfluss von KI auf den eigenen Personalbestand abgeben.
Die Exportaussichten der Hamburger Wirtschaft sind zum Ende des zweiten Quartals 2025 eher pessimistisch. Von den außenwirtschaftlich aktiven Unternehmen gehen 67,7 % von einem in etwa gleichbleibenden, 13,1 % von einem höheren und 19,2 % von einem geringeren Exportvolumen in den kommenden zwölf Monaten aus (Saldo aus Zu- und Abnahme: -6,1). Im Vorquartal (+8,0) und Vorjahresquartal (+10,5) dominierte noch Optimismus. Per saldo pessimistische Exportaussichten sind aktuell sowohl im Verarbeitenden Gewerbe (Saldo: -5,3; Vorquartal: +9,5; Vorjahresquartal: +22,5) als auch bei grenzüberschreitend tätigen Dienstleistern (-8,2; +0,5; -4,7) zu verzeichnen.

Einzelne Wirtschaftszweige

Das Geschäftsklima fällt in mehreren Branchen unterdurchschnittlich aus – im Verarbeitenden Gewerbe (aktuell: 91,4 Punkte; Vorquartal: 76,8 Punkte), im Verkehrsgewerbe (87,6 Punkte; 77,4 Punkte), bei Public Relations- und Unternehmensberatungen (85,3 Punkte; 74,4 Punkte), in der Medienwirtschaft (81,8 Punkte; 74,9 Punkte), im Einzelhandel (76,4 Punkte; 76,8 Punkte), im Gastgewerbe (70,5 Punkte; 73,4 Punkte) sowie im Groß- und Außenhandel (68,7 Punkte; 57,5 Punkte). Hingegen sind überdurchschnittliche Werte für das Geschäftsklima im Grundstücks- und Wohnungswesen (104,9 Punkte; Vorquartal: 101,2 Punkte), bei überwiegend unternehmensbezogenen Dienstleistern (105,9 Punkte; 94,3 Punkte), überwiegend personenbezogenen Dienstleistern (108,7 Punkte; 106,9 Punkte), im Baugewerbe (110,0 Punkte; 86,3 Punkte), in der IT-Wirtschaft (115,9 Punkte; 110,5 Punkte), in der Gesundheitswirtschaft (127,8 Punkte; 101,7 Punkte) sowie im Finanzsektor (131,6 Punkte; 118,5 Punkte) zu verzeichnen.

Aktuelle HWWI-Konjunkturprognose: 2025 konjunkturelle Wende, 2026 Aufschwung von 1,5 Prozent

Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal dieses Jahres überraschend deutlich gewachsen, um 0,4 Prozent. Da Sondereffekte diese Entwicklung begünstigten, dürfte das zweite Quartal eher schwächer ausgefallen sein. Die neue Koalitionsregierung hat inzwischen einige Wirtschaftsreformen zur Verbesserung der Standortbedingungen beschlossen; bei deren rascher Umsetzung dürfte die bisherige Zurückhaltung insbesondere bei Investoren schwinden. Aber auch das Konsumklima hat sich bereits aufgehellt. Die neue Regierung hat zudem die Verschuldungsmöglichkeiten für Infrastruktur und Verteidigung erweitert; dies wird künftig für zusätzliche Konjunkturimpulse sorgen. Kurzfristig gibt es aber auch noch dämpfende Einflüsse. Zu den geopolitischen Unsicherheiten kommt die unberechenbare Handelspolitik der neuen US-Administration hinzu; auch auf deutsche Exporte in die USA drohen erhöhte Zölle. Das würde die für den weiteren Jahresverlauf erwartete Wiederbelebung der Wirtschaft mindern. Das HWWI rechnet für 2025 im Jahresdurchschnitt, noch wegen des negativen Überhangs aus dem Jahr 2024, mit einem Zuwachs des realen Bruttoinlandsprodukts um 0,25 Prozent. Unter der Annahme, dass die neue Regierung rasch die vorgenannten Maßnahmen umsetzt ist für 2026 ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent möglich.
Die Inflationsrate für die Verbraucherpreise hat im Juni die Stabilitätsmarke von 2 Prozent erreicht. Die deutlich gestiegenen Arbeitskosten halten die sogenannte Kernrate - zuletzt 2,75 Prozent - jedoch noch höher. Im weiteren Verlauf dürfte aber mit moderateren Lohnabschlüssen der Inflationsdruck weiter nachlassen.
Nicht nur wegen der geopolitischen Unsicherheiten und der erratischen US-Zollpolitik bleiben die Risiken für diese Prognose hoch. Die von der neuen Regierung erwartete wirtschaftspolitische Wende wurde erst ansatzweise angegangen und je weniger konsequent Reformen durchgeführt werden, desto beschränkter sind die Wachstumschancen.

50 Jahre Handelskammer-Konjunkturbefragungen

Seit 1971 geben Mitgliedsunternehmen der Handelskammer Hamburg regelmäßig Auskunft zur wirtschaftlichen Lage und den Perspektiven. Ihrem Engagement ist die Ausstellung "50 Jahre Konjunkturbefragungen" gewidmet: Werfen Sie mit uns einen Blick zurück auf Booms und Krisen, Aufschwung und Rezession – und auf die Stellschrauben der Politik im Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Inflation: www.hk24.de/konjunkturgeschichte.
Weitere Konjunkturdaten und umfangreiche Statistiken der Handelskammer unter www.hk24.de/konjunktur beziehungsweise www.hk24.de/zahlen. Unser 2023 aktualisiertes Standortportrait “Wirtschaftsstandort Hamburg – Metropole der Zukunft” finden Sie hier.

Konjunkturbeobachtung von DIHK und Handwerkskammer

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) führt dreimal jährlich eine Konjunkturumfrage bei den 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Deutschland durch. Die aktuellen Umfragen und Prognosen sowie Auswertungen aus den letzten Jahren veröffentlicht die DIHK auf ihrer Website. Weitere Informationen zum Thema “Konjunktur und Wachstum" finden Sie ebenfalls auf der DIHK-Website.
Die Handwerkskammer befragt zweimal jährlich Handwerksbetriebe zur aktuellen wirtschaftlichen Lage. Die Ergebnisse werden in den Konjunkturberichten der Handwerkskammer Hamburg veröffentlicht. Darüber hinaus fließen die Daten in die Konjunkturberichterstattung auf Bundesebene ein, deren Ergebnis vom Zentralverband des Deutschen Handwerks veröffentlicht wird.