Stadt der Zukunft: Singapur
Bis zum Jahr 2050 werden wahrscheinlich rund 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Die Folge: eine Verdichtung der Lebensräume mit meist negativen Auswirkungen auf Umwelt und natürliche Ressourcen. Singapur wirkt dieser Entwicklung bereits seit Jahren entgegen. Seit seiner Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1965 strebt die Regierung an, aus der südostasiatischen Metropole eine „Garden City“ entstehen zu lassen, die mit einer üppigen Begrünung die Luft säubert und das Leben seiner Einwohner dadurch angenehmer macht.
Große Herausforderungen
Die Herausforderungen, denen sich Singapur als Insel- und Stadtstaat stellen muss, sind gewaltig: Im Jahr 2019 betrug seine Gesamtfläche trotz Wachstum durch kontinuierliche Landgewinnung nur 719 Quadratkilometer (Hamburg: 755), auf einen Quadratkilometer kamen etwa 7.933 Einwohner (Hamburg: 2.446). Mehr als 90 Prozent der Lebensmittel muss Singapur importieren, da nur ein Prozent seiner Fläche als klassisches Agrarland dient. Der Energieverbrauch ist hoch, 30 Prozent entfallen allein auf die Klimatisierung von Gebäuden.
Der Weg zur „Green City“ 2030
Um Singapur lebenswert zu halten, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und die Versorgung der wachsenden Bevölkerung zu gewährleisten, setzt die Regierung bis 2030 gleich mehrere Maßnahmen um. Eine davon ist zum Beispiel die konsequente Begrünung der Stadt. Gemeint ist damit nicht nur die Bepflanzung freier Flächen und Plätze, sondern vor allem auch die Begrünung von Dächern und Gebäudefassaden („Green Buildings“). Eine zweite Maßnahme ist die konsequente energetische Sanierung bestehender Gebäude. Zudem will der Staat die Abhängigkeit von Lebensmittelimporten reduzieren. Ziel ist es, die Nahrungsmittelnachfrage bis 2030 zu 30 Prozent durch lokale Produktion zu decken.
Sichtbare Erfolge
Bislang konnte Singapur den Energieverbrauch in mehr als einer Million Wohnungen um 10 Prozent senken, bis 2030 ist eine Reduzierung um weitere 15 Prozent vorgesehen. Schon jetzt deckt das Land 10 Prozent seines Nahrungsmittelbedarfes aus lokaler Produktion. Auch das Stadtbild hat sich gewandelt: Fast 30 Prozent der Fläche sind mit Bäumen bepflanzt, von der bebauten Fläche sind bislang 40 Prozent begrünt. Um Grünflächen noch mehr Raum zu geben, lässt die Regierung Verkehrswege teilweise unter die Erde verlegen und setzt zunehmend alternative Verkehrskonzepte um. Die Anzahl der Autobesitzer wurde drastisch verringert, sodass die Luftverschmutzung gesunken ist und die Straßen freier sind.
Start-up-Cluster fördern
Mit der Errichtung eines neuen Campus für Data Science in Kooperation mit der Cornell University und dem Technion-Israel Institute of Technology wird die Ausbildung im Bereich Data Science und KI gefördert. Talente sollen so gezielt angelockt und gefördert werden.
Mehr als 100 Inkubatoren unterstützen außerdem Start-ups in New York. Portale, Tech-Hubs und Agenturen erleichtern zudem die Vernetzung mit Kapitalgebern.
Hand in Hand mit Wissenschaft und Wirtschaft
Um die gesetzten Ziele bis 2030 auf jeden Fall zu erreichen, zählt Singapur auf das Zusammenspiel von Institutionen, Wirtschaft und Wissenschaft. Unter anderem hat das Land Gebäudestandards definiert, monetäre Anreize für nachhaltiges Bauen, nachhaltige Modernisierung und Urban Farming geschaffen sowie Kontrollmechanismen und umfangreiche Berichtspflichten eingeführt, zum Beispiel über Energieverbrauch und CO2-Emissionen. Viele lokale Großunternehmen und internationale Konzerne beteiligen sich inzwischen an Maßnahmen und Projekten und entwickeln Standards weiter. Zudem ist in Singapur ein aktives Start-up-Cluster in den Bereichen Urban Farming und Gebäudeeffizienz entstanden.
Wie kann das „Green City“-Konzept auf Hamburg übertragen werden?
''Hamburg ist bereits eine ‚Green City''. Jeder Besucher ist beim Besuch der Stadt beeindruckt von der großen Masse an Grünflächen, aufgelockert durch die Wasserflächen. Wir waren Europäische Umwelthauptstadt und die Politik ist stark geprägt durch grüne Inhalte. Daher ist Hamburg prädestiniert, die Position als „European Green City“ einzunehmen bzw. zu halten. Singapur kann nur schwer ein Vorbild sein, da es dort andere Probleme zu lösen gilt. Einzelne Aspekte, wie zum Beispiel die Umsetzung von alternativen Verkehrskonzepten können aber sicherlich übernommen werden. In Hamburg kommt es vielmehr darauf an, eigene Themen zu entwickeln, wie die Themen Kreislaufwirtschaft, Klimaneutrale Energie und grüner Lebenswert.“
– Dr. Henner Buhck, Geschäftsführer der Buhck Gruppe sowie Ausschussvorsitzender Energie und Umwelt in der Handelskammer Hamburg –
Über die Trend-City-Studie: In Zusammenarbeit mit Statista Research & Analytics wurden für insgesamt zehn Städte – darunter New York – spezifische Treiber identifiziert, die zum Erfolg der Stadt beigetragen haben. Hierfür wurden quantitative und qualitative Informationen ausgewertet. Die Ergebnisse dienten als Inspiration für die Entwicklung der Strategie „Hamburg 2040“.