Längste wirtschaftliche Durststrecke seit Jahrzehnten
Der Geschäftsklimaindex der SIHK zu Hagen ist erneut gesunken, um einen Punkt auf 76. Damit bleibt dieser zum fünften Mal in Folge im roten Bereich, eine so langanhaltende Schwächephase hat die regionale Wirtschaft seit der Wiedervereinigung nicht erlebt. Vor allem die regionale Industrie befindet sich weiterhin unter massivem Druck. Das spiegelt sich in alarmierenden Investitions- und Beschäftigungszahlen wider. 51 Prozent planen mit geringeren Investitionen und 38 Prozent mit weniger Beschäftigten.

SIHK-Präsident Ralf Stoffels: „Wir erleben die längste wirtschaftliche Durststrecke seit Jahrzehnten. Für die neue Bundesregierung gilt es, schnell die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen. Wir benötigen ein wirtschaftspolitisches Konzept, das Investitionen und Innovationen in den Mittelpunkt stellt.“
Über alle Branchen hinweg bewerten 37 Prozent der Betriebe im SIHK-Bezirk ihre Geschäftslage als schlecht und nur noch neun als gut. 31 Prozent der Unternehmen erwarten schlechtere Geschäfte in der Zukunft, das sind fast dreimal mehr Unternehmen wie die, die von einer Verbesserung ihrer Geschäftslage ausgehen (zwölf Prozent).
Die Hälfte der Betriebe (50 Prozent) befindet sich in einer problematischen Finanzlage. Kennzeichen sind hier Eigenkapitalrückgang (25 Prozent), Liquiditätsengpässe (20 Prozent) und zunehmende Forderungsausfälle (20 Prozent).
Als größte Risiken für die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten nennen 76 Prozent (plus ein Punkt) der Unternehmen die schwache Inlandsnachfrage und 70 Prozent (plus neun Punkte) die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Damit sind beide Risiken weiterhin auf einem Höchststand. Auch die Risiken Arbeitskosten und Energie- und Rohstoffpreise (jeweils 57 Prozent) werden von mehr als der Hälfte der Unternehmen genannt.
SIHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Geruschkat: „Was die Unternehmen jetzt brauchen, sind ein umfassender Bürokratierückbau, verlässliche und wettbewerbsfähige Energiepreise sowie eine deutliche Senkung der Steuerlast. Nur mit mutigen und zielgerichteten Maßnahmen ist die Abwanderung industrieller Produktion zu stoppen und die Innovationskraft unserer Region zu erhalten."
45 Prozent der Unternehmen planen mit geringeren Investitionen, nur 21 Prozent mit höheren. Besonders pessimistisch sind die Zahlen bei der Industrie, der Kernbranche der Region. Jeder zweite Betrieb plant mit weniger Investitionen, nur 16 Prozent mit mehr. Die Investitionsmotive Innovationen und Erweiterungen bleiben mit 32 und 13 Prozent deutlich zu niedrig, was ein mangelndes Vertrauen in den Standort ausdrückt. Zugleich befasst sich jedes fünfte Industrieunternehmen mit Standort- oder Teilverlagerungen.
Nur sechs Prozent aller Betriebe planen mit mehr Beschäftigten, ein Drittel geht von geringeren Beschäftigtenzahlen aus. Noch alarmierender sehen die Beschäftigungspläne in der Industrie aus: 38 Prozent Negativmeldungen stehen gerade einmal vier Prozent positiven gegenüber.
34 Prozent der exportierenden Unternehmen gehen von rückläufigen Auslandsgeschäften aus, nur 17 Prozent von einer Steigerung.
Politische Kursänderungen dürfen jetzt nicht weiter aufgeschoben werden. Von der neuen Bundesregierung fordert die SIHK unmittelbare Entlastungen für die Wirtschaft und konkrete Wachstumsimpulse.

Die repräsentative Konjunkturumfrage der SIHK lief vom 6. bis 17. Januar 2025, teilgenommen haben 486 Unternehmen mit mehr als 39.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
30. Januar 2025