Hochwasser und Starkregen

Management von Hochwasser und Starkregen - Broschüre IHK NRW

Hochwasser und Starkregen können in Betrieben Schäden in Millionenhöhe verursachen. Gerade in unserer Region mit ihren typischen engen Flusstälern ist die Gefahr sehr groß.
Kleine Bäche können plötzlich zu einem reißenden Gewässer werden. Je nach Ausmaß ist für Tage oder Wochen nicht mehr an Produktion und Verkauf zu denken. Dann kommen zu den Schäden an Gebäuden und Inventar noch die Verluste aus der Betriebsunterbrechung hinzu. Die Folgen für die Unternehmen sind mitunter fatal. Wie die Erfahrung zeigt, schnellt nach Überflutungen das Insolvenzrisiko in die Höhe.
Viele Betriebe bemerken zu spät, dass sie das Problem möglicher Überflutungen entweder ausgeblendet oder sich ausschließlich auf andere – ihre Kommune oder die Feuerwehr – verlassen haben.
Doch Hochwasserschutz ist primär eine Jedermannspflicht. Deshalb ist es für die Unternehmen wichtig, sich ein Bild davon zu machen, in welcher Weise und in welchem Umfang sie von einer Überflutung betroffen sein können, und die Weichen für ein systematisches Management dieser Gefährdung zu stellen.
Vor diesem Hintergrund hat IHK NRW eine Broschüre herausgegeben, die in kompakter, übersichtlicher Form die Kernpunkte eines solchen betrieblichen Hochwassermanagements aufzeigt und erste Schritte anregt. Diese wurde von einem Arbeitskreis des FachForums Umweltschutz der SIHK erarbeitet.
Die Broschüre mit dem Titel "Management von Hochwasser und Starkregen - Eine Einstiegshilfe für Betriebe" kann per Mail (lemler@hagen.ihk.de) kostenlos bei der SIHK abgerufen werden. Auch finden Sie sie als PDF rechts unter "Downloads".
Die Mitglieder des Arbeitskreises, die diese Veröffentlichung erarbeitet haben, sind im Impressum aufgeführt. Neben Vertretern der Wirtschaft haben sich auch Christa Stiller-Ludwig und Robert Namur von der Stadt Hagen eingebracht, für deren Mitwirken die SIHK herzlich dankt.
Der Arbeitskreis wünscht Ihnen viel Erfolg auf dem Weg zu Ihrem persönlichen Hochwasser- und Starkregenmanagement.

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Netzanschriften in verlinkter Form
Hier finden Sie die in der Broschüre in Anhang 5 aufgeführten Netzanschriften in verlinkter Form:
www.sihk.de/hochwasser
Hier finden Sie unter anderem diese Veröffentlichung als pdf mit vertiefenden Informationen zum Thema elektrische Anlagen sowie den hier aufgeführten Netzanschriften als Link.
www.flussgebiete.nrw.de/hochwassergefahrenkarten-und-hochwasserrisikokarten-194
Dieser Link für zu den Seiten mit den Hochwassergefahrenkarten. Beim Navigieren hilft der Abschnitt „Wie finde ich meine Karten?“
www.elwas.nrw.de
Das elektronische wasserwirtschaftliche Verbundsystem für die Wasserwirtschaftsverwaltung in NRW ist zwar anspruchsvoller in der Navigation, es hat dafür den Vorteil, dass Sie hier die Anschrift Ihres Betriebes eingeben können, um an „Ihre“ Karte zu kommen. Klicken Sie in der Mitte des Kastens auf „Start“. Dann oben neben der Lupe die Anschrift eingeben. Schließlich links auf „Oberflächengewässer“ und das + vor „OW Hochwasser“ und das + vor „HWRM-RL-Gefahrenkarten“ sowie auf „hohe Wahrscheinlichkeit (HQ häufig, alle 10 bis 20 Jahre), „mittlere Wahrscheinlichkeit“ (HQ 100, alle 100 Jahre) oder „niedrige Wahrscheinlichkeit“ (HQ extrem, seltener als alle 100 Jahre) klicken. Der Maßstab der Karte ist per Scrollen zu verändern.
www.lanuv.nrw.de/umwelt/wasser/hochwasserschutz/hochwasser_meldedienst_nrw/
Der Hochwassermeldedienst NRW stellt auf dieser Seite Informationen verschiedener Akteure (u. a. Deutscher Wetterdienst, Ruhrverband, Bezirksregierung Arnsberg) über die aktuellen zu erwartende Wasserstände und Wetterbedingungen zur Verfügung.
www.bezreg-arnsberg.nrw.de/themen/h/hochwasserwarndienst/index.php
Hochwasserwarndienst der Bezirksregierung Arnsberg mit aktuellen Warnungen.
https://www.bbk.bund.de/DE/NINA/Warn-App_NINA_node.html
Mit der Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes, kurz Warn-App NINA, können Sie wichtige Warnmeldungen des Bevölkerungsschutzes für unterschiedliche Gefahrenlagen wie zum Beispiel Flusshochwasser oder Starkregenereignisse erhalten.
www.bmu.de/themen/bauen/bauwesen/gesetzgebung-und-leitfaeden/leitfaeden/hochwasserschutzfibel/
Für Ihre strategische Planung können Sie hier die Hochwasserschutzfibel des Bundesumweltministeriums herunterladen, in der das Thema systematisch aufbereitet ist.
https://www.hochwasser-pass.com/
Auf diesen Seiten des Kölner HochwasserKompetenzCentrums (HKC) finden Sie zahlreiche Infos zu nahezu allen hier angesprochenen Themen, u. a. eine Liste mit Ingenieurbüros unter „Wer kann mir helfen?“.
www.hochwasserzentralen.de
Länderübergreifendes Hochwasserportal, eine gemeinsame Initiative der deutschen Bundesländer.
www.wasserblick.net
Eine von der Bundesanstalt für Gewässerkunde, Koblenz, herausgegebene Bund-/Länder-Informations- und Kommunikationsplattform.

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Zusatzinformationen zum Thema "Überflutete elektrische Anlagen"
Hier finden Sie zusätzlich Informationen zum Thema "Überflutete elektrische Anlagen, die in der Broschüre aus Platzgründen nicht veröffentlicht werden konnten:
Immer wieder treten Überschwemmungen in zum Teil sehr großem Umfang auf, z. B. Hochwasser, Rohrbruch oder Unwetter / Starkregen. Dabei werden auch elektrische Anlagen überflutet wie z. B. Transformatorstationen, Kabelverteilerschränke oder Hausinstallationen.
Nachfolgend soll das sichere Verhalten bei überfluteten elektrischen Anlagen vermittelt werden.
Gefahren des elektrischen Stroms
Vom elektrischen Strom geht eine schwer erkennbare Gefahr aus, weil er nicht zu hören, zu riechen oder zu sehen ist. Ein elektrischer Strom kann durch den menschlichen Körper fließen, wenn mit Körperteilen oder Gegenständen unter Spannung stehende Teile einer elektrischen Anlage berührt werden (bis 1000 Volt) oder Schutzabstände nicht eingehalten werden (über 1000 Volt).
Der elektrische Strom birgt folgende Gefahren für den Menschen:
- Körperdurchströmung (Muskelsteuerungen und Herztätigkeit können betroffen sein)
- Lichtbogenwirkung (z. B. beim Kurzschluss / Temperaturen bis zu 10.000° C möglich)
- Sekundäreinwirkung  (Unkontrollierte Bewegungen, Sturzunfälle)
Der menschliche Körper reagiert sehr empfindlich auf Körperdurchströmungen. Bei überfluteten Räumen besteht eine großflächigere Verbindung zum Erdpotential, z. B. weil die Beine im Wasser stehen. Dadurch sinkt der Übergangswiderstand und es ist mit hohen, gefährlicheren Körperströmen zu rechnen! Es besteht Lebensgefahr!
Auswirkungen auf den menschlichen Körper
Bei einer Durchströmung kann es – abhängig von der Stromstärke – zu den folgenden Auswirkungen kommen:
- Am Strom „kleben“ bleiben / nicht mehr loslassen können
- Muskelverkrampfungen
- Atembeschwerden
- Blutdrucksteigerungen
- Bewusstlosigkeit
- Herzkammerflimmern
- Herzstillstand
- Innere Verbrennungen
- Zellzerstörungen / Verkochungen
Wasser als elektrisch leitfähiges Medium
Wasser ist durch die in ihm gelösten Mineralien elektrisch leitend. Beispiel: überfluteter Lichtschalter. In der Regel ist im Lichtschalter kein Neutralleiter vorhanden, welcher den Strom zurück leitet. Deshalb fließt der Strom durch das Wasser zu Teilen mit Erdpotential (z.B. Treppengeländer, Rohrleitungen). Im Wasser bildet sich eine Art „Spannungstrichter“ aus.
Viele unbekannte Parameter beeinflussen die Gefährdung:
- Verschmutzungsgrad des Wassers ( Leitfähigkeit)
- Aufbau und Zustand der elektrischen Anlage
- Vorhandene Spannungshöhe
Beispiel: überflutete Steckdose. Im Gegensatz zum Lichtschalter ist in der Steckdose auch ein Neutralleiter vorhanden, welcher den Strom zurück leitet. Das Wasser überbrückt auf kürzestem Wege die beiden Steckdosenkontakte. Es kommt innerhalb der überfluteten Steckdose zum Stromfluss wodurch sich das Wasser aufheizt (Blasenbildung/Dampfentwicklung).
Beispiel: überfluteter dreipoliger Hausanschlusskasten / Kabelverteilerschrank. Durch den dreipoligen Aufbau und die Betriebsweise der Anlagen des öffentlichen Versorgungsnetzes besteht außerhalb der unbeschädigten geschlossenen Umhüllung keine elektrische Gefährdung. Es gehört zu den Obliegenheiten des Betreibers eventuell auftretende Gefährdungen rechtzeitig zu erkennen und die notwendigen Maßnahmen einzuleiten.
Bedingt durch die Leitfähigkeit des Wassers kommt es zwischen den Leitern zum elektrischen Stromfluss, der eine Erwärmung des Wassers bewirkt, ähnlich einem Wassererhitzer. Es entsteht Wasserdampf.
Verhalten bei überfluteten elektrischen Anlagen
Überflutete elektrische Anlagen werden nicht automatisch durch die vorgeschalteten Sicherungen ausgeschaltet und bleiben weiter unter Spannung. Leitungsschutzschalter (Sicherungsautomat) und Schmelzsicherungen oder andere Überstromschutzorgane lösen oft erst nach Stunden der Überflutung oder gar nicht aus, weil kein genügend großer Strom durch das Wasser fließt. Und Achtung: Auch wenn alle Fehlerstromschutzschalter ausgelöst haben, können einzelne Stromkreise noch spannungsführend sein (z. B. für Heizungsanlagen und Tiefkühlschränke).
Überflutete Räume erst dann betreten, wenn die Spannungsfreiheit des Raumes festgestellt bzw. sichergestellt wurde.
Aufrechterhaltung der Energieversorgung
Es können auch Anlagen des elektrischen Energieversorgungsnetzes überflutet werden, z.B. Transformatorstationen, Kabelverteilerschränke oder Hausanschlusskästen.
Ziel der Betreiber des Energieversorgungsnetzes ist es, auch bei Überflutungen die Stromversorgung so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Besonderes Augenmerk richtet sich auf die Versorgung von Krankenhäusern, medizinischen Einrichtungen, Alten- und Pflegeheimen. Es kann erforderlich sein, Anlagen der kritischen Infrastruktur (Klärwerke, Pumpen, Straßenbeleuchtung, Kommunikationseinrichtungen) mit elektrischer Energie zu versorgen.
Abgeschlossene elektrische Betriebsstätte
Bei einer abgeschlossenen elektrischen Betriebsstätte handelt es sich um einen Raum bzw. Ort, der ausschließlich zum Betrieb elektrischer Anlagen dient und unter Verschluss gehalten werden muss. Beispiel: Freiluftschaltanlage / Freiluftumspannwerk. Bei steigendem Wasserspiegel verändern sich die konstruktionsbedingten Schutzabstände. Achtung beim Einsatz von Booten und Aufbau von Stegen! Absperrzäune sind möglicherweise nicht mehr sichtbar!  Der Zutritt ist für Unbefugte verboten!
Beispiel: Transformatorstation. Transformatorstationen werden aus Versorgungsgründen so lange wie möglich betrieben. Bei Überflutungen muss die Energieversorgung für Rettungsmaßnahmen und zur Erhaltung der kritischen Infrastruktur so lange wie möglich aufrechterhalten werden.
Es ist nicht auszuschließen, dass auch die in der Trafostation vorhandenen elektrischen Anlagen überflutet werden. Eine elektrische Gefährdung ist bei einer verschlossenen Anlage nicht zu erwarten, wenn sie nicht betreten wird.
Öffentlicher Verkehrsraum
Es gehört zu den Obliegenheiten des Betreibers, eventuell auftretende Gefährdungen rechtzeitig zu erkennen und die notwendigen Maßnahmen (z.B. Abschaltung) einzuleiten.
Beispiel: Kabelverteilerschrank. Versuche haben gezeigt, dass von Kabelverteilerschränken der öffentlichen Versorgung keine Gefahr ausgeht. Kabelverteilerschrank nicht berühren! Schutzabstand von mindestens 1 m einhalten! Am Kabelverteilerschrank ist möglicherweise Dampfentwicklung zu verzeichnen.
Beispiel: Straßenbeleuchtung. Im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht kann es notwendig sein, dass auch überflutete Straßenbeleuchtungen bewusst in Betrieb gehalten werden. Wenn die Straßenbeleuchtung nicht leuchtet, bedeutet das nicht, dass sie spannungsfrei ist. Die Straßenbeleuchtung könnte jederzeit automatisch eingeschaltet werden, z. B. durch Zeitschalter oder Dämmerungsschalter. Straßenbeleuchtungsmast nicht berühren! Schutzabstand von mindestens 1 m einhalten!
Hausinstallation
Beispiel: Hausanschlusskasten/Hausverteilung/Zählerschrank. Achtung! Wenn die Hausinstallation unter Spannung steht, dürfen überflutete Bereiche nicht betreten werden. Vor dem Betreten überfluteter Bereiche muss die Hausinstallation spannungsfrei geschaltet werden. Schalter und Sicherungen in überfluteten Bereichen/Räumen dürfen nicht betätigt, Stecker nicht gezogen werden!
Von elektrotechnischen Laien dürfen nur störungsfreie, Schalteinrichtungen (augenscheinlich intakt) bedient werden, die ohne Werkzeuge zugänglich und zu betätigen sind, soweit sie nicht im überfluteten Bereich sind.
Weitere Schalthandlungen dürfen nur durch Elektrofachkräfte gegebenenfalls unter Hinzuziehung des Netzbetreibers durchgeführt werden.
Möglicherweise ist eine gefahrlose Freischaltung des Gebäudes nur von außen am Kabelverteilerschrank möglich. Über die dazu notwendige Zugangsberechtigung und die Netzkenntnisse verfügt ausschließlich der Netzbetreiber. 
Info! Oft verfügen Feuerwehren über spezielle Spannungsprüfer, die man ins Wasser halten kann, um die Spannungsfreiheit festzustellen.
Beispiel: Photovoltaikanlage. Achtung! Bei Tageslicht bleibt die elektrische Gefährdung auch dann bestehen, wenn das Gebäude vom Versorgungsnetz getrennt wurde! Die Photovoltaikanlage liefert eine Gleichspannung, die im Wechselrichter in eine Wechselspannung umgeformt wird. Diese wird in das öffentliche Netz eingespeist.
Kommt es im öffentlichen Netz zu einer Abschaltung oder Störung, so schaltet die Freischaltstelle im Wechselrichter die Einspeisung von den Solarmodulen ab. Von den Leitungsenden und dem Wechselrichter geht wegen der noch anstehenden Gleichspannung weiterhin eine Gefahr aus.
Bei der Überflutung von Gleichspannungsanlagen kann durch Elektrolyse Knallgas entstehen. In schlecht belüfteten Kellerräumen kann Explosionsgefahr bestehen, wenn zum Beispiel nach einem Starkregen mit Überflutung die Sonne wieder scheint und die Gleichspannungsanlage noch überflutet und dadurch kurzgeschlossen ist.