Innovation und Umwelt

Broschüre "Handlungshilfe Betriebliche Notfallplanung"

Die Basics der betrieblichen Notfallplanung
Explosionen, der Betrieb in Schutt und Asche, ein Toter, 70 Meter hohe Flammen, 200 Feuerwehrmänner im Einsatz, erhebliche Zerstörungen beim Nachbarunternehmen – Der Großbrand bei dem Iserlohner Unternehmen Weka im Sommer 2009 ist ein markantes Beispiel dafür, wie schnell betriebliche Normalität in Chaos und Schrecken umschlagen kann. Und er ist ein Fingerzeig darauf, dass jedes Unternehmen das so oft vernachlässigte Thema Notfallplanung systematisch und konsequent angehen sollte. Ein Team aus den Erfahrungsaustausch-Gruppen Umweltbeauftragte und Betriebliche Sicherheit der SIHK hat jetzt eine „Handlungshilfe Betriebliche Notfallplanung“ erstellt, die dies unterstützen kann. Die Broschüre kann kostenlos unter (02331) 390-202 oder lemler@hagen.ihk.de bei Alexandra Lemler bestellt werden.
Die 18-seitige Broschüre führt Schritt für Schritt die Basics einer Notfallplanung auf und richtet sich bewusst auch an kleine Unternehmen. „Eine gute Notfallplanung“, so Dipl.-Ing. Hubert Marder, der die Erarbeitung des Leitfadens fachlich begleitet hat, „sollte nicht auf Konzerne und Großbetriebe beschränkt sein“. Auch im Fünf-Mann-Unternehmen könne und solle man die richtigen Weichen stellen, um das Risiko und die Auswirkungen von Bränden, Explosionen, Unfällen und gefährlichen Stofffreisetzungen zu verringern.
Schon moderatere Vorfälle können Menschen gefährden und Unternehmen in den Ruin treiben. Schnell ist auch der gute Ruf des Unternehmens geschädigt, geht Vertrauen von Kunden, Nachbarn, Behörden in die Brüche. Wichtig ist das systematische Herangehen an die organisatorischen, technischen und personellen Maßnahmen.
Hierfür bedarf es einer Gruppe von Mitarbeitern, die sich in das Thema einarbeiten. Dieses Team ist das Kernstück der betrieblichen Notfallplanung. Es leitet die Erstmaßnahmen ein, informiert die Behörden und unterstützt sie vor Ort, informiert Öffentlichkeit und Medien. Das Notfallteam braucht eine kompetente und entscheidungsstarke Leitung. Im Kleinunternehmen wird es am besten vom Chef selbst gemanagt. Wichtige Personen sind etwa die Betriebsbeauftragten für Immissionsschutz, Abfall oder Gewässerschutz und Fachkräfte für Arbeitssicherheit.
Das Team muss schnellen Zugriff auf die notwendigen Informationen und aktuellen betrieblichen Daten haben, wie Lagepläne, Rohrleitungspläne, Genehmigungsbescheide und arbeitsschutzrechtliche Unterlagen.
Die Arbeit des Teams erschöpft sich nicht auf die Notfallbewältigung. An und mit der Notfallplanung ist kontinuierlich zu arbeiten. Dies erfolgt in einem Regelkreis aus Prävention, Intervention und Postvention.
Regelkreis aus Prävention Intervention und Postvention
Prävention heißt zunächst Analyse und Bewertung der Gefahren im Betrieb. Welchen Ge­fahren ist das Unternehmen ausgesetzt? Was kann durch technisches, was durch menschliches Versagen geschehen? Wie kann die Umgebung des Betriebs – etwa ein Notfall in einem benachbarten Gebäude – auswirken? Ist in der Nachbarschaft ein Naturschutzgebiet, ein Fluss? Wie ist man zum Beispiel gegen Hochwasser gerüstet, gegen Dauerschneefall, gegen Stürme?
In einem griffigen, unmissverständlich formulierten Notfallplan sind die für den Notfall vorzuhaltenden Strukturen, Maßnahmen und Mittel niederzulegen. Wer ist für was zu ständig, in welchem Fall ist welche Aktion erforderlich, ist wer zu benachrichtigen? Wichtiger Bestandteil der Prävention ist auch die kontinuierliche Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ratsam ist es auch, sich im Vorfeld darüber Gedanken zu machen, wie die Betriebsabläufe aufrecht erhalten werden können, wenn zum Beispiel die Stromversorgung oder das IT-System beeinträchtigt sind.
Nur auf der Basis eines soliden Notfallplans kann bei der Intervention im Schadensfall alles sicher und schnell ablaufen, sind von der internen und externen Alarmierung über die Festlegung der Bewältigungsmaßnahmen bis hin zur Dokumentation und Kommunikation die Prozesse zuverlässig. Apropos Kommunikation: Auch die Notfallkommunikation mit den Medien, den Nachbarn, der Öffentlichkeit, den Kunden usw. muss gut vorbereitet sein. Sie setzt eine offene und Vertrauen stiftende PR unter normalen Bedingungen voraus.
Die Abläufe im Notfall muss das Notfallteam schließlich im Rahmen der Postvention analysieren. Hat der Notfallplan funktioniert? Was gilt es, zu verbessern? Aber auch ohne konkreten Anlass – das macht die neue Broschüre deutlich – müssen die Prozesse wie die Meldungen, Erste-Hilfe-Leistungen, Evakuierungsmaßnahmen – immer wieder geübt werden.
Der Vorsitzende der Erfahrungsaustauschgruppe Umweltschutzbeauftragte, Dipl.-Ing. Dietmar Thiesen, freut sich über das Produkt des Arbeitskreises: „Wir sind gespannt auf die Resonanz aus den Unternehmen. Ich bin mir sicher, dass wir noch Hinweise erhalten, die wir in die zweite Auflage der Broschüre einarbeiten können.“
Dr. Jens Ferber