WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 9/2014
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AUFMACHER
Lokale Lebens-
qualität sichern
Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen
von AndReAs LoRenz/HAgen MeLzeR
L
ust auf Natur, raus aus der Stadt, weg
vom Alltag! Regionalität, Nachhaltig-
keit, Gesundheit und Entschleunigung
werden im Inlandstourismus immer wichti-
ger. Naturerlebnis und Aktivitäten wie Wan-
dern oder Rad fahren und auch der gute alte
Bauernhof sind in. Dennoch spielt sich das
Wachstum im Deutschlandtourismus mit
zuletzt mehr als 400 Millionen Übernach-
tungen in den großen Städten ab. Ländliche
Regionen stagnieren mit gerade einmal 0,3
Prozent Wachstum in der letzten Dekade.
Nur zwölf Prozent der touristischen Wert-
schöpfung werden hier generiert.
Dabei kann gerade im ländlichen Raum
ein lebendiger Tourismus lokale Lebensqua-
lität sichern: Ortsgebundene Arbeitsplätze
bedeuten Perspektiven zum Hierbleiben und
fördern die lokale Identität. Öffentliche
Infrastrukturen – für Einheimische und
Gäste – werden besser erhalten, wenn die
Grundnachfrage stimmt.
Projektförderung durch BMWi
Aufgabe der „Tourismusperspektiven in
ländlichen Räumen“, gefördert durch das
Bundesministerium für Wirtschaft und Ener-
gie (BMWi) und vom Deutschen ReiseVer-
band (DRV) in Zusammenarbeit mit PRO-
JECT M durchgeführt, war es daher zunächst,
Ursachenforschung für die geringe Wachs-
tumsdynamik zu betreiben. Es wurden
Potenziale und modellhaft Lösungswege für
Anbieter, Vermarkter, Netzwerke und die
öffentliche Hand in wichtigen Handlungsfel-
dern aufgezeigt. Wichtiges Ziel war dabei,
sowohl bei den touristischen Akteuren, eben-
so aber wie den an der ländlichen Entwick-
lung insgesamt Beteiligten mögliche Wege
zum Erfolg zu zeigen. Hierfür wurden The-
men- und Zielgruppenpotenziale über eine
Sonderauswertung der Reiseanalyse ermit-
telt, Trends und Problemlagen mit Experten
aus der Tourismusforschung erörtert.
Künftige Handlungsfelder wurden
benannt, Schlüsselstrategien und Erfolgs-
faktoren abgeleitet und in kompakte Check-
listen für alle am Tourismus Beteiligten
übersetzt. Die Ergebnisse sind in einem Leit-
faden und zehn Kurzreports zu den Hand-
lungsfeldern zusammengefasst.
Mehr als „nur Landurlaub“
Tourismus in ländlichen Räumen umfasst
weit mehr als „Urlaub auf dem Bauernhof“
Foto: I. Jakob-diedolph