WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 9/2014
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AUFMACHER
zung“ von Geotopen und insgesamt die Auf-
wertung der touristischen Infrastruktur mit
Vulkanthemen. Hier spielt der Geopark eine
zentrale Rolle. Wir wollen Geopark werden. Der
Zertifizierungsprozess wird in Kürze beginnen
und ist Teil des Regionalen Entwicklungskon-
zepts LEADER bis 2020. Auch das breit aufge-
stellte Bundes-Naturschutzgroßprojekt könnte
Anlass für ein Reiseziel Vogelsberg sein.
Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial?
Im Tourismus gibt es Nachholbedarf, da müssen
wir sicher besser werden. Schwächen sind der
nicht sehr hohe Bestand an Übernachtungsbe-
trieben. Hier gibt es zum Teil auch einen Moder-
nisierungsstau, der wiederum mit der niedrigen
Auslastung zusammenhängt. Auch Altersnach-
folgeprobleme müssen gestemmt werden. Wir
prüfen, ob über das LEADER-Programm künftig
Investitionshilfen für die Touristikbetriebe dar-
stellbar sind.
Wir müssen noch besser lernen, Komplett-
Angebote für Touristen zu machen. Es gibt sehr
viele kreative Ideen und auch bereits Angebote,
hinter denen ganz viel Ehrenamt steckt. Das
fängt beim Wandern an, geht über den Bereich
Kultur und lässt sich dann noch mit dem Thema
„
Genuss oder Essen“ verbinden. Wir haben viele
Möglichkeiten – aber es müssen die verschiede-
nen Akteure zusammengebracht werden.
Laut Statistischem Bundesamt verzeich-
nete der Vogelsberg 2013 eine durch-
schnittliche Auslastung der angebotenen
Schlafgelegenheiten von 22,1 Prozent.
Gibt es für 2014 Signale einer höheren
Auslastung?
Herr Görig, worin liegt das touristische
Alleinstellungsmerkmal des regionalen
Vulkangebirges Vogelsberg?
Das Thema Vulkanismus und Vulkan, als
größtes Vulkangebiet Mitteleuropas, ist das
maßgebliche Alleinstellungsmerkmal. Es wird
in der touristischen Vermarktung schon seit
Jahren – mit wachsendem Erfolg in der
Wahrnehmung – verwendet. Der neuere
Ansatz besteht allerdings darin, das Verspre-
chen „Vulkan“ (der ja nicht nach einem klas-
sischem Vulkan aussieht) mit entsprechen-
den Angeboten, Informationen, Führungen
zu untermauern, um die Geologie des Vul-
kans „sichtbarer“ zu machen. Dazu gehören
zertifizierte Wanderwege genauso wie die
Beschilderung, die sogenannte „Inwertset-
Interview
Wir wollen Geopark werden
„
Der Vulkan ist das ganz Besondere an der Tourismusregion Vogelsberg“,
zeigt sich Landrat Manfred Görig im Interview überzeugt.
Landrat Manfred Görig
Zunächst: Erheblich besser sieht es in ver-
gleichbaren Regionen auch nicht aus. Aber: den
Erfolg der Vogelsbergregion an den Übernach-
tungszahlen festzumachen, greift zu kurz. Die
Region ist eher auf wetterabhängige Reiseent-
scheidungen eingestellt und durch Tagestouris-
mus geprägt, sommers- wie winters.
Erfolg im Tourismus bedingt gute Lebens-
bedingungen der Bürger, Stichwort Hei-
mat, regionale Identität sowie gute Kon-
ditionen für Unternehmer, Fachkräftean-
gebot, Infrastruktur, Kosten etc. Gibt es
im Vogelsberg ein Konzept, das diesen
Anforderungen gerecht wird?
Der MORO-Prozess (Anm.: Demografiepro-
jekt der Bundesregierung – der Vogelsberg-
kreis hatte sich mit 156 weiteren Kreisen
beworben und ist nun eine von 21 Modellre-
gionen in Deutschland) zur Untersuchung
und Neuausrichtung der Daseinsvorsorge
hat den Vogelsberg vorangebracht. Viele
Ergebnisse werden sich im neuen Regiona-
len Entwicklungskonzept für die Jahre 2014
bis 2020 im LEADER-Programm der EU wie-
derfinden.
Das Bewerbungsverfahren - zum fünften Mal
ist der Vogelsberg bei LEADER dabei - läuft.
Zu den guten Lebensbedingungen gehört die
verlässliche Einbindung der Bürger und ins-
besondere der Jugend. Wir wollen Bleibeper-
spektiven aufzeigen. Wir nehmen die Jugend
ernst. Die Fachkräftesicherung steht ganz
oben auf der Agenda und wird von der
Vogelsberg Consult zusammen mit der
zusammen mit der IHK koordiniert – auch ein
Ergebnis von MORO.
Foto: Pressestelle Vogelsbergkreis