WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 5/2014
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SERVICE
„
Automotive in Mittelhessen“
Virtuelle Versuche sind unverzichtbar bei der Automobilentwicklung.
I
ch würde mir heute auch kein
Auto kaufen, das nur auf
Basis von virtuellen Versu-
chen entwickelt wurde“, stellte
General Manager Martin
Westerwald, TECOSIM Techni-
sche Simulation GmbH, fest.
Trotzdem unternimmt er alle
Anstrengungen, um bei Neuent-
wicklungen die meisten Tests in
Form eines praktischen Ver-
suchs durch einen Test in Form
einer Computersimulation zu
ersetzen.
Das Kompetenzzentrum für
Verkehr – Mobilität – Automotive
der Technischen Hochschule Mit-
telhessen (THM) hatte zusammen
mit der IHK-Innovationsberatung
und dem Technologie Transfer-
Netzwerk Hessen (TTN-Hessen)
zwei Automobilexperten als Vor-
tragende und Diskussionspartner
für die versammelten, mittelhes-
sischen Automobilzulieferer ein-
geladen. Ziel der Veranstaltung
war es, gemeinsame Arbeits-
schwerpunkte kennenzulernen,
Möglichkeiten der Zusammenar-
beit auszuloten und Informatio-
nen über aktuelle Trends in der
Branche zu erhalten.
TECOSIM-Manager Wester-
wald zeigte eindrucksvoll auf,
wie der Marktführer des CAE
(
Computer-Aided Engineering)
durch verschiedene Simulatio-
nen eine Optimierung von Bau-
teilen erreicht. Mehrere Varian-
ten eines Bauteils werden mit
geeigneten Computerprogram-
men untersucht, um Material,
das wenig Beanspruchung
erfährt, zu minimieren und so,
bei gleichbleibender Festigkeit,
den Materialeinsatz zu verrin-
gern. Rein virtuell wird dabei
ein vorgegebenes Bauteil verän-
dert und seine neuen Eigen-
schaften berechnet. Erst danach
werden die ermittelten optima-
len Bauteilkonstruktionen im
praktischen Experiment über-
prüft. Der Erfolg dieser Heran-
gehensweise gibt ihm recht.
„
Alle hier vorgestellten Beispie-
le brachten eine Materialkoste-
nersparnis im zweistelligen Pro-
zentbereich“, führte er aus.
Auch Lothar Krüger, Mess-
und Versuchstechnik, BMW
Group, hielt die virtuelle Testung
von Bauteilen für unverzicht-
bar. Er wies daraufhin, dass neu
entwickelte Fahrzeugprototypen
inzwischen so teuer seien, dass
davon nur noch wenige herge-
stellt würden, um in letzter
Instanz die Betriebsfestigkeit
des gesamten Fahrzeugs unter
realen Bedingungen zu testen.
Als einen Trend der Zukunft
beschrieb er die Individualisie-
rung der Fahrzeuge durch spezi-
elle Oberflächen und Werkstof-
fe. Krüger ist auch Vorsitzender
des Deutschen Verbands für
Materialforschung und –prü-
fung im Fahrzeugbau e.V.
(
DVM). Damit ist die Eignungs-
beurteilung und optimale Aus-
wahl von Materialien und Prüf-
verfahren für die praktische
Anwendung sein Anliegen.
Udo Jung vom Fachbereich
Maschinenbau, Mechatronik,
Materialtechnologie stellte die
Andrea Bette
Tel.: 06031/609-2520
E-Mail: bette@giessen-friedberg.ihk.de
AUTOR/IN / KONTAKT
Schwerpunkte der THM im
Bereich Automotive vor. Selbst
arbeitet er unter anderem an
Themen wie Antriebstechnik,
Leichtbau und Betriebsfestig-
keit oder Crash- und Insassen-
sicherheit. Zusammen mit meh-
reren Kollegen führte er im
Laufe des Abends ausführliche
Gespräche zu den Angeboten
der THM an die Industrie. Im
Anschluss an die vorangegan-
gene Informationsveranstal-
tung von THM, IHK-Innovati-
onsberatung und TTN-Hessen
habe man einen Arbeitskreis
Verbindungstechnik/Oberflä-
chentechnik gegründet, in dem
neben der THM acht hessische
Unternehmen
mitarbeiten,
berichtete Jung. Die nächste
Veranstaltung ist für den kom-
menden Herbst geplant.
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Bis auf den letzten Platz besetzt:
Die Automobil-Veranstaltung hat
viele interessierte Fachleute ange-
zogen.
Foto: A. Bette