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WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 3/2014
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AUFMACHER
Geben einen überwiegend positiven Ausblick
auf die Konjunkturdaten der Frühjahrsumfra-
ge 2014:
Hans-Heinrich Bernhardt vom Vor-
stand der Volksbank Mittelhessen, IHK-Präsi-
dent Dr. Wolfgang Maaß und IHK-Hauptge-
schäftsführer Dr. Matthias Leder (von links).
E
s herrscht Aufbruchsstimmung in der
deutschen Bauwirtschaft. Endlich
kann auch diese Branche mit einem
dicken Umsatzplus rechnen. Die Aussichten
für 2014 sind so gut wie schon lange nicht
mehr. Der Hauptverband der Deutschen
Bauindustrie (HDB) und der Zentralverband
Deutsches Baugewerbe (ZDB) rechnen mit
einer Umsatzsteigerung von 3,5 Prozent.
Damit wird der Umsatz knapp unter 100
Milliarden Euro liegen. Die niedrigen Zinsen
und die Prognosen für ein Wachstum des
Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland
um zwei Prozent machen dies möglich.
Auch die steigenden Steuereinnahmen, die
den öffentlichen Haushalten höhere Ausga-
ben erlauben, kurbeln die Bauwirtschaft an,
wenn auch moderat.
Konjunkturmotor seit Sommer 2013 ist
derWohnungsbau. Eine Umsatzsteigerung
von fünf Prozent dürfte realistisch sein.“
Dr. Wolfgang Maaß, Präsident der IHK
Gießen-Friedberg
Von dieser guten Geschäftsentwicklung
profitieren alle Sparten der Bauwirtschaft,
allerdings unterschiedlich stark. „Konjunk-
Deutschland im Baufieber
Niedrige Zinsen, hohe Erwerbstätigkeit und volle Haushaltskassen beflügeln die Bauwirtschaft.
Konjunkturmotor ist der Wohnungsbau.
turmotor seit Sommer 2013 ist der Woh-
nungsbau. Eine Umsatzsteigerung von fünf
Prozent dürfte realistisch sein“, sagte IHK-
Präsident Wolfgang Maaß auf der Konjunk-
tur-Pressekonferenz Ende Februar bei der
Volksbank Mittelhessen. Alle Frühindikato-
ren ließen darauf schließen. Mit rund
250 000
neuen Wohnungen kann in diesem
Jahr gerechnet werden. Die Rahmenbedin-
gungen dafür sind geschaffen: Die Zahl der
Erwerbstätigen ist hoch, die Konditionen bei
den Immobilienkrediten günstig. Trotzdem,
ein Wermutstropfen bleibt: „Es ist fraglich,
ob das Angebot im Mietwohnungsneubau
für mittlere und niedrige Einkommen – vor
allem in den Metropolregionen – zügig ver-
bessert werden kann. Die angedachte Miet-
preisbremse und die bedenkliche Entwick-
lung bei der Grunderwerbsteuer werden
vermutlich das Gegenteil erreichen“,
befürchtet Maaß.
Im Wirtschaftsbau rechnen die beiden
großen Bauverbände mit einem Zuwachs
von 2,5 Prozent. Die Bereitschaft der Unter-
nehmen zu investieren, sei in diesem Jahr
deutlich höher als noch 2013. Daher sind
vor allem im Wirtschaftshochbau deutliche
Impulse zu erwarten.
Im öffentlichen Bau kommen die stei-
genden Steuereinnahmen zum Tragen.
Daher wird sich auch diese Sparte vermut-
lich über ein dickes Plus freuen können“,
fuhr Maaß fort. Schon im dritten Quartal
2013
legte der öffentliche Bau überpropor-
tional zu. „Für seine weitere Entwicklung ist
vor allem die Situation der öffentlichen
Haushalte maßgeblich“, sagte er. Auf kom-
munaler Ebene könne ebenfalls eine Verbes-
serung der Investitionsspielräume verzeich-
net werden, wenn sie auch noch nicht aus-
reichend sei. „Den öffentlichen Bau beflü-
geln dürften die Pläne der Großen Koalition,
die Investitionen in die Infrastruktur jähr-
lich um gut eine Milliarde Euro aufzustok-
ken. Ein Wachstum des öffentlichen Baus in
diesem Jahr um 3,5 Prozent und ein Anstieg
der Beschäftigung auf 760 000 Mitarbeiter
sind daher durchaus realistische Zahlen“,
ergänzt IHK-Präsident Maaß.
Dem Ausbaugewerbe sagt die Bundesver-
einigung Bauwirtschaft ein Wachstum von
rund zwei Prozent, der Energie- und Gebäude-
technik eines von drei Prozent voraus. Einer
Umfrage der Düsseldorfer BauInfo Consult
GmbH zufolge erwarten auch die Baustoffher-
steller ein Umsatzplus in diesem Jahr.
n
Foto: I. Jakob-Diedolph