Seite 18 - Wirtschaftsmagazin

WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 3/2014
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WIRTSCHAFT UND POLITIK
B
reitbandversorgung ist
kein Luxus sondern eine
Zukunfts-investition“,
sagte HR-Moderator Carsten
Jens Anfang Februar 2014 in
Wetzlar zur Einleitung des
Regionalforums „Breitband für
Mittelhessen“ in der Wetzlarer
Rittal Arena. Darüber waren sich
auch die vier mittelhessischen
Landräte einig, die auf Einla-
dung der Regionalmanagement
Mittelhessen GmbH (RMG) vor
über 100 Teilnehmern über die
Rahmenbedingungen für das
schnelle Internet debattierten.
Alleine die Tatsache, dass sich
40
Bürgermeister angemeldet
haben, zeigt die Wichtigkeit des
Themas“, sagte RMG-Geschäfts-
führer Jens Ihle. Der „Dreiklang“
aus politischer Perspektive sowie
Marktsituation und Zukunfts-
ausblick, vermittelt von fünf
Referenten, zeichneten dieses
Regionalforum aus. Ergebnis der
Veranstaltung: Die Wege zum
flächendeckenden
Hochge-
schwindigkeitsnetz sind ebenso
herausfordernd wie vielfältig.
Kommen wird das schnelle
Internet aber auf jeden Fall.
Für die vier vertretenen
Landräte ging es in einer Podi-
umsrunde vor allem um die
Kosten und die Initiative für
die Installation der Breitband-
versorgung. Erfolglos habe
man gewartet, „dass einer kam
und uns mit schnellem Internet
versorgt“, sagte Robert Fisch-
bach aus dem Kreis Marburg-
Biedenkopf. Schließlich habe
man selber „das Zepter in die
Hand genommen“, so der ehe-
malige Landrat, der Ende
Januar sein Amt an Kirsten
Fründt übergab. Marburg-Bie-
denkopf habe mit der Telekom
einen Partner für den flächen-
deckenden Ausbau gefunden,
der bis 2015 fertig sein soll.
Der Kreis muss dabei aber nach
einem „Deckungslückenmo-
dell“ für Kosten bei unrentab-
len Ausbaugebieten aufkom-
men. „Das Land müsste hier
einen zweiten Förderweg
eröffnen“, forderte Fischbach
daher in Wetzlar. Bislang
unterstütze die Landesregie-
rung vor allem jene Kreise mit
Bürgschaften, die den Ausbau
komplett in Eigenregie über-
nehmen.
Cluster bieten
Wirtschaftlichkeit
Einen „dritten Weg“ für den
Netzausbau beschrieb die Gie-
ßener Landrätin Anita Schnei-
der. Mit einer Beteiligungsge-
sellschaft habe der Kreis Unter-
nehmen und Kommunen in das
Ausbauvorhaben eingebunden.
Und: „Was ausgebaut wird, ist
dann auch im Miteigentum der
Kommunen“, fügte Schneider
hinzu. „Cluster von Kommu-
nen“ führten zudem zu einer
gewissen Wirtschaftlichkeit“
bei der Verlegung der Glasfaser-
kabel. Die Folge: „Wir beteiligen
uns am Markt und machen
dabei meist auch das beste
Angebot.“
Zu Komplex“ sei der Breit-
bandausbau für die Kommunen
und daher die „Bündelungs-
funktion“ der Landkreise beson-
ders wichtig, stellte Manfred
Michel, Landrat des Kreises Lim-
burg-Weilburg, fest und lobte
gleichzeitig die gute Zusammen-
arbeit der Kommunen mit dem
Landkreis. Bis 2016 soll der
Komplettausbau bewerkstelligen
sein. In dem westhessischen
Landkreis teilten sich Kreis und
Kommunen den Aufwand für
den Ausbau. „Wenn man
zukunftsfähig aufgestellt sein
will, gehört Breitband in erster
Linie dazu“, betonte Michel.
Zur Zukunftsfähigkeit mach-
te Landrat Wolfgang Schuster
aus dem Lahn-Dill-Kreis eine
klare Rechnung auf: Immobilien
ohne Breitband seien schwer zu
veräußern; beträfe das nur zehn
Prozent des Bestands, seien
Immobilienwerte in neunstelli-
ger Höhe dadurch vernichtet.
Und: „Wenn nur fünf Prozent
der Steuereinnahmen wegfallen,
weil diese Technik nicht da ist“,
bedeute dies 60 Millionen Euro
weniger Steuereinnahmen –
jedes Jahr. „Deswegen machen
Foto: Aka/pixelio
Breitband für
Mittelhessen
Landräte schildern auf Regionalforum ihre Erfahrungen beim Netzausbau.
Grafik: Klaus Stuttmann