Seite 47 - Wirtschaftsmagazin

WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 6/2014
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NACHRICHTEN
Kirche, Wirtschaft, Geld
Kirchenpräsident zu Gast bei der Mitgliederversammlung der Volksbank Lauterbach-Schlitz
K
irche, Wirtschaft, Geld –
das ist ein vermintes Feld.
Wegen der Finanzprakti-
ken des katholischen Limburger
Bischofs sind auch Protestanten
aus der Kirche ausgetreten,
eröffnete Volker Jung, Kirchen-
präsident der Evangelischen
Kirche in Hessen Nassau, seinen
Vortrag vor etwa 800 Mitglie-
dern der Volksbank Lauterbach-
Schlitz sowie Gästen aus Politik
und Wirtschaft im Wartenberg
Oval in Angersbach. Das
Gesamtsystem der Kirchenfi-
nanzierung mit Kirchensteuer
und Staatsleistungen sei auf
dem Prüfstand. Die in Deutsch-
land praktizierte soziale Markt-
wirtschaft sei die Wirtschafts-
ordnung, welche die Anliegen
der evangelischen Ethik am
besten aufnehme. Sie verknüpfe
liberale, ordnungspolitische
und sozialstaatliche Motive.
Überreichung eines Präsentkor-
bes
vom Vorstandsvorsitzenden
Norbert Lautenschläger (rechts)
und Vorstandsmitglied Alexander
Schagerl (links) an Volker Jung,
Kirchenpräsident der Evangeli-
schen Kirche in Hessen und Nas-
sau.
Foto: pm
Jung forderte eine globale,
soziale und ökologische Weiter-
entwicklung der Wirtschaft.
Globales Denken bedeute, die
Folgen des eigenen Tuns für die
Menschen anderer Kontinente
mit zu bedenken. Ökologisches
Denken bedeute, Verantwortung
für die nächste Generation zu
übernehmen. Soziales Denken
heiße, jedem zu zeigen, dass er
ein Teil der Gesellschaft ist, ihm
Zugang zu Bildung und Teilha-
be anzubieten. Soziale Gleich-
heit ohne große Unterschiede
zwischen Arm und Reich bringe
einer Gesellschaft auch mehr
Sicherheit – und stabilisiere
damit das Gemeinwesen.
Die Kirche sage Ja zur sozi-
alen Marktwirtschaft, betonte
der Kirchenpräsident. Wir müss-
ten sie weiterentwickeln, wenn
wir sie bewahren wollten. Es
gehe dabei darum, sich wichti-
gen Lebens- und Überlebensfra-
gen zu stellen, um der Menschen
willen, für die die Wirtschaft da
sei.
Jung schloss seinen Vortrag
mit einem Zitat von Erich Käst-
ner: „Es gibt nichts Gutes, außer
man tut es.“ Diesen ethischen
Grundsatz gelte es mit Leben
zur füllen. Statt eines Honorars
für seinen Vortrag wünschte
sich der Kirchenpräsident daher
eine Spende für die Lauterba-
cher Tafel.
Zu Beginn hatten die Vor-
stände Norbert Lautenschläger
und Alexander Schagerl auf die
erfolgreiche Geschäftsentwick-
lung 2013 der Volksbank Lau-
terbach-Schlitz zurückgeblickt.
Die Bilanzsumme stieg auf 434
Millionen Euro. Die Ertrags-
kraft der Bank zeigt sich in der
ausgewiesenen Cost-Income-
Ratio von 49 Prozent. Dies
bedeutet, dass 49 Cent aufge-
wendet wurden, um einen Euro
zu erwirtschaften. Aufsichtsrat
und Vorstand werden den Ver-
tretern die Zahlung einer Divi-
dende von sechs Prozent vor-
schlagen. Damit soll den Mit-
gliedern für ihr Vertrauen
gedankt werden.
n
(
pm)
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