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WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 6/2014
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WIRTSCHAFT UND POLITIK
Konjunktur legt Atempause ein
Frühjahrsumfrage der IHK: Klimaindex tritt auf der Stelle
D
ie regionale Konjunktur
im Frühjahr 2014 holt
Luft. Nach einem ordent-
lichen Jahresbeginn tritt man
nun auf der Stelle. Im Vergleich
zur letzten Umfrage hat sich
insgesamt eine marginale Ver-
schlechterung ergeben. Im Ver-
gleich zur Vorjahresumfrage
jedoch ist ein klarer Anstieg
der Stimmung festzu-
stellen. Alle deutsch-
landweiten Prognosen
gehen für das laufende
und für das kommende
Jahr von höheren Wachs-
tumsraten des Bruttoin-
landsproduktes (BIP)
aus – eventuell mit
einer „Zwei vor dem Komma“.
Daher scheint die regionale
Konjunktur aktuell lediglich
eine Atempause einzulegen, um
den weiteren Anstieg zu schaf-
fen.
Dennoch: Insbesondere die
Exportaussichten haben sich
eingetrübt. Nach wie vor schwä-
chelt die Euro-Zone. Zwar meh-
ren sich die guten Nachrichten
aus den südeuropäischen Kri-
senländern. Doch beziehen sich
die Meldungen auf sehr kleine
Erfolge, die keine positiven
Auswirkungen auf die Export-
nachfrage haben. Auch China
schwächelt. Nach langen
Erfolgsjahren scheut die chine-
sische Politik eine Überhitzung
ihrer Wirtschaft. Schließlich
drückt die Ukraine-Krise auf die
Stimmung der Unternehmen,
weniger auf deren reale Export-
zahlen. Immerhin rangieren
Russland und die Ukraine unter
den ersten elf Exportzielen der
deutschen Außenhändler.
Hoffnung auf eine
s t e i g e n d e
E x p o r t d y n a m i k
kommt derzeit insbesondere aus
den Vereinigten Staaten. Dort
ist im vergangenen Jahr das BIP
um 1,9 Prozent gewachsen – in
Deutschland um 0,4 Prozent.
Insgesamt erreicht die Wirt-
schaft des IHK-Bezirkes einen
Klimaindex von 114,3 gegen-
über 99,9 im Vorjahr und 115,5
zu Jahresbeginn. Der Klimain-
dex 100 gilt gemeinhin als
Zufriedenheitsschwelle“, ab
hier ist das Ergebnis „befriedi-
gend“. Der Klimaindex ist ein
Durchschnittswert aus den Ant-
worten zur Gegenwart und zur
Zukunft. Er kann zwischen 200
als bestem Wert und Null als
schlechtestem Wert liegen. Die
Umfrage fand von Ende März
bis Anfang Mai bei mehr als
1 700
Unternehmen aus den
Kreisen Gießen, Vogelsberg und
Wetterau statt.
Vogelsberg
macht großen
Sprung nach vorne
Eine Besonderheit aus dem
Vogelsbergkreis: Die Betriebe des
Landkreises haben die größte
Verbesserung beim aktuellen
Klima im Vergleich zur Vorjah-
resumfrage erzielt: Heute landet
man bei einem Klimaindex von
114,6,
gegenüber 92,2 im Vor-
jahr und 104,3 bei der Umfrage
zum Jahresbeginn. Im Vogels-
bergkreis brummt das Bauge-
werbe mit einem Klimaindex
von 137 geradezu. Auch alle
Industriesektoren sind zufrieden,
ebenso wie die unternehmensbe-
zogenen Dienstleistungen.
Die Wirtschaft im Landkreis
Gießen kommt auf einen Klima-
index von 119,0 und schneidet
damit als bester der drei Land-
kreise des IHK-Bezirkes ab. Im
vergangenen Jahr kamen die
Gießener Betriebe auf einen Kli-
mawert von 104,1 und bei der
Umfrage zu Jahresbeginn lan-
dete man bei einem Wert
von 116,1. Damit wer-
den für den Landkreis
Gießen Steigerungsraten
im Vergleich zu beiden
Umfragen festgestellt.
Die besten Resultate
kommen im Landkreis
Gießen aus dem Bereich der
Vorleistungsgüterproduzen-
ten, aus dem Baugewerbe und
den unternehmensbezogenen
Dienstleistern (Wachdienste,
Werbeagenturen, Unterneh-
mensberatungen).
Für die Betriebe aus dem
Wetteraukreis wird ein Klimain-
dex von 113,6 ermittelt. Der ist
zwar deutlich höher als im Vor-
jahr – damals lag der Index bei
99,9 –
weist aber einen fühlba-
ren Rückgang im Vergleich zur
Umfrage zum Jahresbeginn mit
119,0
auf. Die besten Resultate
im Wetteraukreis kommen aus
dem Maschinenbau und dem
Kredit- und Versicherungsge-
werbe. Die Baubranche dagegen
vermeldet einen Rückgang im
Vergleich zu beiden vergange-
nen Umfragen. Insgesamt lan-
det der Wetteraukreis damit am
Ende der drei Landkreise.
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