Seite 22 - Wirtschaftsmagazin

WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 1/2014
22
SERVICE
Treffen bei Bosch KWK Systeme GmbH
Neuer Markt für die
Energiewende
Technologieausschuss diskutiert IHK-Positionspapier zur Energiewende.
D
ie Auswirkungen der
Energiewende auf die
Wettbewerbsfähigkeit der
Wirtschaft veranlasste die Mit-
glieder des Technologieaus-
schusses der IHK Gießen-Fried-
berg und des Industrieausschus-
ses der IHK Lahn-Dill, in einer
gemeinsamen Sitzung zusam-
men zu kommen. Bei Bosch
KWK Systeme GmbH, dort wo
Maschinen zur Stromerzeugung
mit der Kraft-Wärme-Kopp-
lungstechnologie produziert
werden, war der passende Ort,
um das Positionspapier der IHK-
Organisation zur Energiewende
zu diskutieren.
Jakob Flechtner, Deutscher
Industrie- und Handelskam-
mertag (DIHK) Berlin, Referats-
leiter Naturschutz, Umweltma-
nagement, Energiepolitik und
einer der Autoren des Resoluti-
onspapiers war eingeladen
worden, um die Position des
DIHK zu erläutern. Er berichte-
te von einer aktuellen Unter-
nehmensbefragung, dem IHK-
Energiewende Barometer 2013,
in deren Rahmen 2 400 Unter-
nehmen befragt wurden.
Danach bleibt der Netzausbau
zentrales Thema. 78 Prozent
der Unternehmen erwarten von
der Politik, die Versorgungssi-
cherheit auch auf Grundlage
der Erneuerbaren Energien
langfristig sicher zu stellen.
Zwei Drittel der befragten
Unternehmen fordern aber
auch eine Verbesserung der
Koordination der Maßnahmen
innerhalb der Bundesregierung,
zwischen Bund und Ländern
sowie zwischen den Ländern.
Die staatliche Belastung der
Strompreise ist für Privathaus-
halte und Unternehmen seit der
Liberalisierung der Strommärk-
te im Jahr 1998 von etwa zwei
auf über 30 Milliarden Euro
gestiegen. 61 Prozent der
Unternehmen fordern deshalb
eine Senkung der Steuern und
Abgaben auf den Strompreis.
Die Ergebnisse der Befra-
gung bildeten die Grundlage
für das Positionspapier zur
Energiewende. Entsprechend
fordert der DIHK eine Siche-
rung der Wettbewerbsfähigkeit
sowie mehr Wettbewerb, mehr
Versorgungssicherheit durch
Netzausbau und mehr Koordi-
nation in Deutschland und Eur-
opa. Als Entlastung in der Brei-
te schlägt er als Sofortmaßnah-
me eine Senkung der Strom-
steuer bei Beibehaltung der
besonderen Ausgleichsregeln
für stromintensive Unterneh-
men vor, um eine Entlastung in
der Spitze zu gewährleisten.
Dazu sollte eine grundlegende
Reform des Erneuerbare Ener-
giegesetzes (EEG) vorgenom-
men werden, welche auf ein
Auslaufen der derzeit gewähr-
ten Förderung ausgerichtet ist.
Die Einführung eines dauer-
haften Subventionsmechanis-
mus für gesicherte Leistung
sollte nur als letzte Option
angesehen werden, um eine
Versorgungssicherheit
zu
gewährleisten. Alle marktori-
entierten Ansätze sollten vor-
her ausgeschöpft werden. In
einer lebhaften Diskussion
wurde der Blick auf viele Facet-
ten der Energiewende gerichtet,
beispielsweise wurde eine Sen-
kung der EEG-Umlage für klei-
ne und mittlere Unternehmen
und Privatpersonen angeregt.
Mit Blick auf die sinkenden
Strompreise an der Börse sei
eine zusätzliche Entlastung von
stromintensiven Unternehmen
unnötig, da die Strompreise
zurzeit real nicht steigen, son-
dern sinken würden. Flechtner
wies darauf hin, dass die Bela-
stung durch die EEG-Umlage
zusammenfiele mit den sinken-
den Gaspreisen in den USA und
damit die Unternehmen doppelt
in ihrer Wettbewerbsfähigkeit
eingeschränkt würden.
Einige Ausschussmitglieder
äußerten sich durchaus kritisch
dazu, dass es unterschiedliche
Preise für Bürger und stromin-
tensive Unternehmen gäbe.
Soziale Ungerechtigkeit sei
Ernst Lenger (links), Vorsitzender
des IHK-Technologieausschuss,
Daniel Link und Beate Hammerla,
IHK-Geschäftsführerin, während
der Sitzung in Lollar.
Foto: A. Bette