WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 1/2014
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AUFMACHER
Umsetzung. Welchen Anforderungen
müssen diese Industriezweige sich
stellen? Welche Probleme müssen sie
lösen, damit Industrie 4.0 in der Praxis
allen zugutekommen kann?
Das Wichtigste bei Innovationen sind immer
die mentalen Dinge. Die Menschen müssen
mitgenommen werden, überzeugt werden. Es
macht eben einen großen Unterschied, ob man
eher die Chancen oder die Risiken sieht. Das ist
vielleicht ein viel schwierigeres Problem als die
technische Umsetzung.
Vor welchen Schwierigkeiten stehen die
Unternehmen in Mittelhessen bei der
Umsetzung von Industrie 4.0?
Erstens brauchen sie Know-How und immer
bessere Mitarbeiter. Zweitens kostet es Geld. Und
drittens müssen sie die eigene Organisation
unter Umständen auf den Kopf stellen.
Was muss die Politik tun, um einen Vorteil
deutscher Unternehmen gegenüber
ausländischen Wettbewerbern zu
ermöglichen?
Innovation kostet immer Geld. Wissen kostet Geld.
Die Politik muss Forschung und Lehre
wettbewerbsfähiger machen. Und wir brauchen
Förderprogramme, die sich auch an
mittelständische Unternehmen richten. Es passiert
in dieser Richtung zwar mittlerweile mehr als
früher, aber man kann es ja immer besser machen.
Stichwort Breitband-Internet – wie
steht es um die benötigte Infrastruktur
in Mittelhessen?
Industrie 4.0 lebt davon, dass man auch die
entsprechende Technologie hat, um Daten zu
übertragen. Diese Infrastruktur muss
aufgebaut werden, damit man auf dem Land
genauso damit umgehen kann wie im
Großraum Frankfurt. Im Zeitalter der
Globalisierung sollte die Verfügbarkeit solcher
Technologien gar kein Thema mehr sein. Ist es
aber. Der Ausbau kostet eben enorm viel Geld.
Mit einer schlechten Internetverbindung hat
man als Unternehmen einen großen
Standortnachteil. Im Zweifelsfall siedelt sich
ein Unternehmen an einem solchen Ort gar
nicht an. Das Internet ist lebensnotwendig.
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BUCHTIPP
Industrie 4.0
Beherrschung der industriellen
Komplexität mit SysLM
Ulrich Sendler (Hrsg.)
Die nächste Stufe der industriellen
Entwicklung, Industrie 4.0, erfordert die
Beherrschung multidisziplinärer Entwicklung
und Produktion komplexer, intelligenter
Systeme. Unsere Industrie ist darauf nicht
vorbereitet.
Organisation,
Prozesse,
Management – alles ist ausgerichtet auf
Produkte mit nur geringem Softwareanteil.
Die
Unternehmenslenker
müssen
ganzheitliche Strategien entwickeln. Eine
einfache Verbesserung einzelner Teile des
Unternehmens reicht nicht aus. Neben einer
allgemeinen Analyse der Situation und der
daraus resultierenden Herausforderungen
kommen herausragende Vertreter aus
Wirtschaft und Wissenschaft zu Wort, die das
Thema aus ihrer jeweiligen Sicht beleuchten.
Springer Vieweg Verlag,
ISBN 978-3642369162, Preis 69,99 Euro
Mitgestalten
D
as Thema Industrie 4.0 steht noch am
Anfang. Anbieter und Anwender in
Deutschland haben jetzt die Chance, die
Entwicklungsrichtung aktiv mitzubestim-
men. Dabei müssen in ganz verschiedenen
Bereichen gemeinsame Ziele definiert, Kon-
zepte erarbeitet und Lösungen auf den Weg
gebracht werden.
Die Plattform Industrie 4.0 hat sich zum
Ziel gesetzt, diese Themen Schritt für Schritt
zu bearbeiten. Träger der Plattform sind die
Verbände BITKOM, VDMA und ZVEI. Schau-
en Sie mal rein!
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