Seite 16 - Wirtschaftsmagazin

WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 2/2014
16
SERVICE
Mittelhessische Gastronomen wollen Lobby stärken
Fit im Restaurantfach
Jeder Tag bringt neue Herausforderungen.
K
napp 69 000 junge Men-
schen erlernen derzeit
deutschlandweit einen
der sechs gastgewerblichen
Ausbildungsberufe. Doch der
demografische Wandel macht
auch vor dem Hotel- und Gast-
stättengewerbe nicht Halt. Auf-
grund der rückläufigen Schüler-
zahlen, der oftmals fehlenden
Ausbildungsreife und des
zunehmenden Wettbewerbs um
gute Auszubildende wird sich
die Situation gerade im Hotel-
und Gaststättengewerbe weiter
verschärfen. Dabei ist die Arbeit
in der Gastronomie interessant
und abwechslungsreich.
Praktikum als beid-
seitiger Eignungstest
Bisher habe ich noch immer
mehr Bewerbungen als Ausbil-
dungsstellen“, betont Hubertus
Schultz, der zusammen mit sei-
ner Frau Ute das mit vier Ster-
nen ausgezeichnete Schlossho-
tel in Gedern führt. Auch für das
kommende Ausbildungsjahr
sieht der Hotelbetriebswirt und
Küchenmeister keine Probleme,
geeignete Auszubildende zu fin-
den. Seit sechs Jahren bildet
Schultz junge Frauen und Män-
ner zu Köchen und Restaurant-
fachleuten aus. Derzeit beschäf-
tigt er drei Restaurantfachfrau-
en, zwei im ersten und eine im
zweiten Lehrjahr. „Wichtig ist
mir vor allem, dass die Auszu-
bildenden Freude an der Arbeit
haben“, unterstreicht er. Dies
gelte es zu fördern. Darüber hin-
aus sollten gerade Restaurant-
fachleute offen im Umgang mit
Menschen sein. „Sie müssen auf
Gäste zugehen können. Ein
guter Service ist das A und O
eines Restaurants“, weiß der
Gastronom. „Junge Leute kann
man nicht nur nach ihrem
Zeugnis beurteilen.“ Ob ein
Bewerber für den Job geeignet
sei, zeige sich meist erst nach
einem Praktikum, das im
Schlosshotel Gedern jeder Ein-
stellung vorausgehe.
Restaurantfachleute kön-
nen die Speerspitze eines Hotels
sein“, ist Hubertus Schultz
sicher. „Sie müssen nicht nur
gut organisieren können, son-
dern sich auch mit Psychologie
auskennen.“ Der Job sei zwar
mühsam, aber auch aufregend,
da er jeden Tag neue Heraus-
forderungen mit sich bringe.
Aus genau diesem Grund hat
sich Vanessa Kraus nach ihrem
Realschulabschluss in Gedern
für die Ausbildung zur Restau-
rantfachfrau entschieden. „Ich
habe schon immer die Mitar-
beiter im Restaurant bewun-
dert“, erzählt die 17-Jährige,
die am 1. August 2012 ihre
Lehre begann. Nur fünf Bewer-
bungen musste sie schreiben.
Nach drei Tagen Praktikum im
Schlosshotel Gedern fiel bereits
die Entscheidung, die beide
Seiten bis heute nicht bereut
haben.
Vorbild Kochshows als
Marketinginstrument
Sowohl Vanessa Kraus als
auch Hubertus Schultz sind mit
der zuständigen Berufsschule in
Butzbach zufrieden. Anders
sieht es bei der Kochausbildung
aus. Hier bemängelt der Gastro-
nom, der sowohl in seinem
Restaurant als auch in seiner
Kochschule „Schultz Koch-Ate-
lier“ keine Convenience-Lebens-
mittel benutzt, den Einsatz vor-
gefertigter Lebensmittel in der
Berufsschule. „Ich gehöre der
unabhängigen Organisation von
zertifizierten Euro-Toques-Ster-
ne-Restaurants an, die sich für
gesundheitsbewusste Ernährung
aus natürlich produzierten
Lebensmitteln einsetzt.“
Zur Sicherung des Fachkräf-
tenachwuchses bei den Restau-
rantfachleuten plädiert Schultz
für ein verstärktes Marketing.
Die vielen Kochshows im Fern-
sehen hätten beispielsweise
auch zu einem Run auf den
Beruf des Kochs geführt. Aus
diesem Grund bietet Schultz bis
zu achtmal im Jahr kostenfreie
Kochkurse für Kinder und
Jugendliche an. „Das Interesse
an der Arbeit sollte so früh wie
möglich geweckt werden“, weiß
er aus Erfahrung.
n
Petra A. Zielinski
E-Mail:
AutoR/in
Vanessa Kraus ist mit ihrer Aus-
bildung bei Hubertus Schultz im
Schlosshotel Gedern sehr zufrie-
den.
Foto: P. Zielinski