Vermittlung von Fachkräften aus dem Ausland

Der Fachkräftemangel ist nicht nur aktuell ein zentrales Thema, sondern wird uns auch in den nächsten Jahrzehnten stark beschäftigen. Bis zum Jahr 2023 könnten Prognosen zufolge allein in Hessen 523.000 Fachkräfte fehlen. Um dem entgegenzuwirken, stellen qualifizierte Mitarbeiter aus dem Ausland eine gute Lösung dar.
VON PETRA A. ZIELINSKI
62 Prozent der Unternehmen sind nicht in der Lage, ihren aktuellen Bedarf zu decken, wie aus einer Umfrage des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK) hervorgeht. Dies zeigt, wie real der Fachkräftemangel wirklich ist. Gründe sind nicht nur die geburtenschwachen Jahrgänge, sondern vor allem auch, dass sich immer mehr junge Menschen für ein Studium anstelle einer Berufsausbildung entscheiden. Mit der Novellierung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes hat die Bundesregierung neue gesetzliche Regelungen beschlossen, um die Einstellung von qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Drittstaaten zu vereinfachen.
Fachkräfte Messe (1)
© © paisorn | Adobe Stock
Mit 63 Prozent hat ein Großteil der hessischen Unternehmen bisher noch keine Erfahrung mit dem Anwerben von Fachkräften aus Drittstaaten gemacht. Gleichzeitig kommt aber für 73 Prozent der Umfrageteilnehmer die Besetzung offener Stellen mit ihnen grundsätzlich infrage. Besonders großen Wert legen Betriebe dabei auf ausreichende Deutschkenntnisse: 59 Prozent nennen fehlende oder nicht ausreichende Deutschkenntnisse als zentrales Hindernis bei der Suche nach geeigneten Fachkräften. Danach folgen eine zu lange Dauer und Komplexität des Migrationsprozesses (46 Prozent), fehlende Informationen zur Sicherstellung einer rechtssicheren Anwerbung (30 Prozent), nicht vorhandene Kontakte ins Ausland (23 Prozent) sowie zu hohe Kosten (12 Prozent). Nur 13 Prozent der Befragten geben hingegen an, aktuell keine Gründe zu haben, Fachkräfte aus dem Ausland für offene Stellen in Betracht zu ziehen.
>> 3 Fragen an Andreas Mertenbacher <<
Fachreferent bei der IHK Gießen-Friedberg und dort für das Thema Fachkräfte aus dem Ausland zuständig

IHK-Fachkräfte-Messe

Bei ihrer Suche nach passenden Fachkräften sowie deren beruflicher und gesellschaftlicher Integration können Unternehmen auf verschiedene staatlich geförderte Projekte zurückgreifen. Daneben bildet sich aktuell eine umfangreiche privatwirtschaftliche Branche von Vermittlungsagenturen, die Betrieben ebenfalls ihre Dienste kostenpflichtig anbieten. Doch welche Agenturen sind wirklich seriös? Eine gute Möglichkeit, mit zuverlässigen Vermittlungsagenturen in Kontakt zu treten, bietet die erste IHK-Fachkräfte-Messe, die am 26. Juni von 10 bis 16 Uhr in der Gießener Kongresshalle stattfindet. Ein überwiegender Teil der rund 25 Aussteller besteht aus Agenturen, aber auch eine Anwaltskanzlei, die sich auf das Einwanderungsgesetz spezialisiert hat, Krankenversicherer sowie Vertreter eines Sprachportals werden anwesend sein.
„Bei der Suche nach passenden Fachkräften aus dem Ausland unterstützen wir Sie gern.“
Andreas Mertenbacher, IHK-Fachreferent
Neben Grußworten von IHK-Präsident Rainer Schwarz und Gießens Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher wird IHK-Vollversammlungsmitglied Constanze von Alvensleben über ihre Erfahrung mit einer Auszubildenden aus Marokko berichten. Die Visa-Chefin des Deutschen Generalkonsulates in Lagos sowie ein Vertreter einer deutschen Ausländerbehörde klären über ihre jeweiligen Rollen im Integrationsprozess auf. Ziel der „Rundum-Infoveranstaltung“ ist es, interessierte Unternehmen mit Agenturen zusammenzubringen, aber auch über Abläufe zu informieren und Vorurteile aus dem Weg zu räumen.
„Wenn die Messe ein Erfolg wird, werden wir unseren Mitgliedsbetrieben künftig einmal im Jahr die Möglichkeit zum Netzwerken bieten“, erklärte IHK-Fachreferent Andreas Mertenbacher, der die Fachkräfte-Messe organisiert. „Denn die Akquise von Fachkräften aus dem Ausland und vor allem aus Drittstaaten ist kein Thema, das sich in fünf Minuten klären lässt. Ich freue mich über jede internationale Fachkraft, die unsere Betriebe unterstützen kann und zu deren Vermittlung ich beitragen konnte. Daher steht die Messe hessenweit kostenlos allen interessierten Betrieben offen – unabhängig, ob Mitglied bei einer IHK oder nicht.“
„Die Gewinnung internationaler Fachkräfte ist für unsere Mitgliedsbetriebe heute unverzichtbar geworden, um Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit in einer globalisierten Wirtschaft zu sichern.
Mit dem demografischen Wandel und zunehmendem Fachkräftemangel in nahezu allen Branchen können viele offene Stellen nicht mehr ausschließlich mit inländischen Bewerbern besetzt werden. Internationale Fachkräfte bringen zudem wertvolle Perspektiven, kulturelle Vielfalt und Sprachkenntnisse mit, die unseren Mitgliedsunternehmen helfen, neue Märkte zu erschließen und ihre Produkte sowie Dienstleistungen global erfolgreicher zu positionieren.“
Kai Schelberg, Leiter IHK-Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung

Stand: 04.06.2025