IHK Gießen-Friedberg zeichnet landesbeste Azubis aus

Stolze 68 junge Menschen aus dem Bezirk der Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg konnten in diesem Jahr ihre Ausbildung mit der Note Eins abschließen. Acht von ihnen sind Landesbeste/r, eine sogar Bundesbeste in ihrem jeweiligen Ausbildungsberuf geworden: Stefanie Karahan konnte sich mit 93 Punkten den Titel Bundesbeste in ihrem Ausbildungsberuf Kosmetikerin sichern.
Im Rahmen einer Pressekonferenz ehrten IHK-Präsident Rainer Schwarz und der Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung, Kai Schelberg, am vergangenen Dienstag die Auszubildenden, die „stets mit viel Engagement, Herzblut und Disziplin“ bei der Sache waren. Auch ihre Ausbilderinnen oder Ausbilder – „maßgeblich an diesem Erfolg beteiligt“ – erhielten eine Urkunde. „Ich bin stolz darauf, dass Sie Ihre Ausbildung bei einem Betrieb in unserem Bezirk gemacht haben“, freute sich Rainer Schwarz. „Sie sind ein leuchtendes Beispiel dafür, dass Spitzenleistungen nicht nur an Universitäten erbracht werden.“
Als Landesbeste zeichneten Schwarz und Schelberg neben Stefanie Karahan auch Murtadha Al Khafaji, Joey Becker, Loris Robert Hampel, Luke Köhler, Ana Lupan, Sören Jannes Nau und Paola Fracisca Zoll aus. Sowohl Murtadha Al Khafaji als auch Ana Lupan sind erst vor wenigen Jahren nach Deutschland gekommen und mussten die deutsche Sprache erst noch lernen.
„Das ist eine beachtliche Leistung“, lobte der IHK-Präsident.
Geboren im Irak hat Murtadha Al Khafaji auf Empfehlung eines Cousins die Ausbildung zum Elektroanlagenmonteur bei der ZAUG gGmbH in Gießen begonnen. Aktuell ist der junge Vater auf der Suche nach einem Unternehmen, um seinen Meister zu machen.
Ana Lupan ist 2018 von Moldawien nach Deutschland eingereist. Da sie in ihrer Heimat eine Ausbildung zur Molkereifachfrau gemacht hatte, setzte sie eine weitere zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik bei der Chr. Hansen GmbH in Pohlheim drauf. Seine Liebe für handwerkliche Tätigkeiten führte Joey Becker nach seinem Abitur zu einer Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker Fachrichtung Feinblechbautechnikbei der Weiss Technik GmbH in Reiskirchen. Durch sein daran anschließendes duales Studium des Ingenieurwesens ist er seinem Unternehmen erhalten geblieben.
Obwohl er seine Ausbildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme bei der Bender GmbH und Co. KG in Grünberg verkürzt hat, ist Loris Robert Hampel Landesbester geworden. Um in Zukunft einen Hof in der Schweiz zu übernehmen, hat sich der begeisterte Showtänzer und Feuerwehrmann nach seiner Ausbildung für ein Studium der Agrarwissenschaften entschieden. Auch Luke Köhler, der eine Ausbildung zum Aufbereitungsmechaniker Fachrichtung Naturstein bei der MHI Naturstein GmbH in Homberg / Ohm absolviert hat, ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und nebenbei selbstständig in der Landwirtschaft tätig. Ausschlaggebend für seinen Berufswunsch war unter anderem, dass er viel an der frischen Luft tätig sein kann.
Sören Jannes Nau, der eine Ausbildung zum Mechatroniker gemacht hat, ist durch ein Praktikum in der elften Klasse auf seinen Ausbildungsbetrieb, die KAMAX GmbH und Co. KG in Homberg/Ohm aufmerksam geworden. Aktuell studiert er Wirtschaftsingenieurwesen Fachrichtung Maschinenbau an der TU Darmstadt. In seiner Freizeit spielt er gerne Posaune und Handball. Aus gesundheitlichen Gründen konnte Paola Francisca Zoll, die eine Ausbildung zur Textilreinigerin beim Berufsbildungswerk Südhessen gGmbH abgeschlossen hat, ihre Urkunde nicht persönlich entgegennehmen.
Im Gegensatz zu allen anderen, war Stefanie Karahan von ihrer Auszeichnung zur Landesbesten nicht komplett überrascht: „Dass ich allerdings Bundesbeste werde, hätte ich nie gedacht“, erklärt sie. Nach ihrem Fachabitur in Wirtschaft und Verwaltung war sie zunächst in einem Buchladen tätig, bevor sie sich für eine Ausbildung zur Kosmetikerin entschied. Eine Arbeit in der sie „komplett aufgegangen ist“, wie auch das Ergebnis zeigt. Für die Zukunft hat sie viele Ideen und Pläne. Aktuell nimmt Stefanie Karahan in der Türkei an Weiterbildungsmaßnahmen teil.
Vor den Auszeichnungen hatte der IHK-Präsident die aktuellen Ausbildungszahlen vorgestellt. „Mit 1.824 eingetragenen Ausbildungsplätzen zum Stichtag 30. September liegen wir im hessenweiten Schnitt“, unterstrich er. Dies sei allerdings nur eine vorläufige Zahl, da auch nach dem Stichtag noch neue Ausbildungsverträge hinzukommen könnten. Auch im Bezirk der IHK Gießen-Friedberg gäbe es noch offene Ausbildungsstellen.
Dass überhaupt noch Plätze offen seien, spiegele die angespannte Lage auf dem deutschen Ausbildungsmarkt wider. Laut einer aktuellen DIHK-Umfrage habe bundesweit inzwischen jeder vierte Betrieb seine Ausbildungsplätze wegen der Rezession gekürzt. Gleichzeitig würden drei von vier Unternehmen angeben, keinen passenden Bewerber zu finden. Bemängelt wurden vor allem grundlegende Kompetenzen wie Zuverlässigkeit oder ausreichende Lese-, Schreib- oder Rechenkenntnisse. Besonders schwer, Auszubildende zu finden hätten es Hotellerie, Gastronomie sowie Bau und Teile der Industrie.
Traurig stimme, dass die Zahl junger Erwachsener zwischen 20 und 24 Jahren ohne Berufsabschluss mit 2,86 Millionen deutschlandweit einen traurigen Rekordwert darstelle. Diese Zahl zeige, dass das Bildungssystem Schwierigkeiten habe, allen jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu bieten. „Ohne einschneidenden Maßnahmen droht eine erhebliche Verschärfung des Fachkräftemangels in Deutschland“, warnte Schwarz. Während er Unternehmen dazu aufrief, aus dem gesamten Pool bildungsfähiger junger Menschen zu schöpfen, riet er Schulabgängern, Studienaussteigern und Umschülern in die Ausbildung einzusteigen.
Darüber hinaus bliebe es wichtig, das Interesse junger Menschen für unbekanntere Berufe zu wecken, um damit der Fokussierung auf einen der Top-15-Ausbildungsberufe entgegenzuwirken. Bis auf wenige Veränderungen sei die Liste der Top 15-Ausbildungsplätze in den vergangenen Jahren konstant geblieben.
Um Ausbildungsbetriebe und Fachkräfte von morgen zusammenzubringen beschreite die IHK Gießen-Friedberg viele Wege: So sei die bewährte Ausbildungsmesse Berufswegekompass in diesem Jahr durch ein neues Format, den Karriere Kick, ersetzt worden. Statt an klassischen Messeständen hätten die Bewerbungsgespräche an 25 Tischkickern in der Friedberger Stadthalle stattgefunden. Mit rund 600 Besucherinnen und Besuchern sei die innovative Messe ein toller Erfolg gewesen, der im kommenden Jahr am 16. September fortgesetzt werde. Auch die Pilotprojekte Ausbildungsbotschafter Gießen und Ausbildungsbotschafter Vogelsberg, die von den jeweiligen Landkreisen finanzielle unterstützt würden, kämen sehr gut an.
„Die duale Ausbildung ist ein Erfolgsgarant für die deutsche Wirtschaft“, schloss der IHK-Präsident. Während die Jugendarbeitslosenquote in der EU im Schnitt bei 14,6 Prozent läge, verzeichne Deutschland mit 6,5 Prozent die niedrigste Quote.
Herausgegeben am 28. November 2025
Pressemeldung Nr. 64
Verantwortlich für den Inhalt: Petra A. Zielinski, Tel. 06031/609-1920
Pressestelle: Tobias Bunk, Tel. 06031/609-1100
Stand: 28.11.2025