Standortumfrage 2025: Betriebe spüren wachsenden Druck
Für die dritte Auflage haben 609 Betriebe – die rund zwölf Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Bezirk repräsentieren – 44 Standortfaktoren bewertet. Bürokratie überholt dabei den Fachkräftemangel als größte Herausforderung.
Die dritte Standortumfrage der IHK Gießen-Friedberg zeigt: Die Zufriedenheit der Unternehmen im Bezirk rutscht leicht ab. Nur noch 62 Prozent der 609 befragten Betriebe bewerten ihren Standort insgesamt positiv. 2019 lag dieser Wert noch bei 67 Prozent. Erstmals steht die Bürokratie ganz oben auf der Sorgenliste: 65 Prozent nennen sie als größtes Ärgernis. Dicht dahinter folgt der Fachkräftemangel, dem 59 Prozent der Firmen höchstmögliche Relevanz, aber zu geringe Verfügbarkeit bescheinigen. Auch der Kostenblock wird bedrohlicher: Vor allem Energiepreise, Steuern, Abgaben und Personalkosten bereiten vielen Betrieben Unruhe.
Gleichzeitig verlieren klassische Image-Anker wie Heimatverbundenheit, Umweltqualität und Sicherheit an Glanz, wenngleich sie weiter zur Spitzengruppe der Standortstärken zählen. Bei „Heimat“ etwa sank der Zustimmungswert von 79 Prozent im Jahr 2019 auf 70 Prozent in 2025. Erfreulich ist, dass die Zufriedenheit mit Breitband- und Mobilfunkversorgung kontinuierlich steigt – ein Signal, dass die Investitionen der letzten Jahre tatsächlich bei den Unternehmen ankommen. Auch die übrige Infrastruktur, von Straßen bis ÖPNV, wird oft als Standortstärke genannt.
Am stärksten drückt der Fach- und Arbeitskräftemangel, inklusive fehlender Auszubildender auf die Stimmung der Unternehmen. Ebenfalls kritisch sehen viele Betriebe die oftmals als zäh empfundene Unterstützung durch die Verwaltung. Hinzu kommt eine Wirtschaftsförderung, deren Angebote und Abläufe aus Unternehmenssicht noch nicht durchgängig überzeugen. In allen drei Bereichen besteht aus Sicht der Unternehmen spürbarer Handlungsbedarf.
Trotz teils knapper Flächen bleiben immer noch 72 Prozent der Unternehmen ihrem Standort treu. Wenn sie doch abwandern, geht es primär um bessere Flächenverfügbarkeit, gefolgt von Kostenvorteilen oder einer leistungsfähigeren Infrastruktur; steuerliche Gründe oder Kundennähe spielen deutlich geringere Rollen.
IHK-Präsident Rainer Schwarz ordnet die Ergebnisse ein: „Unsere Region punktet weiter mit Lebensqualität und Lage, aber die Herausforderungen nehmen weiter zu. Wer Unternehmen halten und neue gewinnen will, muss Genehmigungsprozesse verschlanken, Energiekosten dämpfen und massiv in Infrastruktur investieren.“ Konkret fordert die IHK beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren mit klaren Fristen, eine verlässliche Energieversorgung, mehr Tempo bei Berufsorientierung, Qualifizierung und gesteuerter Zuwanderung, einen spürbaren Abbau von Bürokratie sowie Investitionen in Straßen, Schiene und digitalen Netzen.
Dr. Matthias Leder, Hauptgeschäftsführer der IHK, fasst zusammen: „Die Umfrage zeigt klar: Unsere Unternehmen wollen bleiben, aber sie brauchen bessere Rahmenbedingungen. Ohne einen kraftvollen Schulterschluss von Politik, Verwaltung und Wirtschaft wird die Zufriedenheit weiter sinken – und mit ihr die Investitionsbereitschaft.“
Herausgegeben am 29. September 2025
Pressemeldung Nr. 56
Verantwortlich für den Inhalt: Christian Thiel, Tel. 06031/609-2020
Pressestelle: Doris Steininger, Tel. 06031/609-1100
Verantwortlich für den Inhalt: Christian Thiel, Tel. 06031/609-2020
Pressestelle: Doris Steininger, Tel. 06031/609-1100
Stand: 29.09.2025