Marktstudie „Senegal und dem Sektor IKT“

Zusammenfassung der Marktstudie zu „Senegal und dem Sektor IKT“ (Informations- und Kommunikationstechnik) der Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg
Die Studie entstand im Februar-April 2022. Zielstellung der Studie war es geeignete Kooperationspartner für eine Partnerschaft der IHK Gießen-Friedberg mit Verbändern im Senegal zu finden und dafür die konkrete Konzeption eines künftigen Partnerschaftsprojekts zu erstellen. Ausgangsbasis ist, dass der Senegal in den letzten Jahrzenten mit politischer Stabilität auf demokratischer Ordnung eine wirtschaftliche Entwicklung mit hohen Wachstumsraten genommen hat, die allerdings durch Corona etwas gebremst wurde. Der IKT-Sektor spielt in der Entwicklungsstrategie der senegalesischen Regierung eine wichtige Rolle im Hinblick auf zukünftige Beschäftigung und Einkommen. Durch verbesserte Rahmenbedingungen ist eine positive Entwicklung im IKT-Sektor festzustellen.
Senegalesische Organisationen sind an einem Kooperationsprojekt interessiert. Wichtiges Ziel des Projekts sollte es sein, die Rahmenbedingungen für Unternehmen des IKT-Sektors unter dem Aspekt von Wachstum und Expansion in neue Märkte zu verbessern. Die verfasste Wirtschaft des IKT-Sektors bietet dazu Unternehmen nachfrageorientierte und wachstumsfördernde Dienstleistungen.
Kernprobleme wie problematische Grundfinanzierung und geringe Wettbewerbsregulierung, sowie die Rechtssituation im Hinblick auf Beschäftigung sind kaum veränderbar, dagegen sind Faktoren wie geringe Frauenbeschäftigung, fehlende Ausbildung im technischen Bereich und eine bestehende Unkenntnis über Risiken im IKT-Bereich durchaus als beeinflussbar einzuschätzen und werden somit Teil einer strategischen Zielsetzung möglicher Kooperationen. Partnerschaften sollten über Beratung in ihren Strukturen als Interessenvertretungen gestärkt werden. Dabei steht eine gezielt nutzbare Datenerhebung im Mittelpunkt. Zudem geht es um eine Verbesserung von Dienstleistungen. Dafür kann die IHK Gießen-Friedberg auf eigene Ressourcen oder externe Dienstleister zugreifen. Schließlich sollen in der Folge direkte Unternehmenskontakte und Kooperationen zwischen senegalesischen und hessischen Unternehmen gefördert werden. Die Abwicklung von Aktivitäten über ein Projektbüro in Dakar ist hilfreich. Die KVP ist in der ersten Phase für drei Jahre vorgesehen, beträgt insgesamt jedoch sechs Jahre. Ein erfahrener Experte sollte aus Gründen der Neutralität nicht bei den beteiligten Kooperationspartnern angesiedelt sein.
Einige wichtige Einzelaspekte zu Basis des Kooperationsprojektes:
  • Der IKT-Sektor hat ein großes Wachstumspotential im Senegal. Dadurch ergeben sich für den Senegal gute Beschäftigungschancen und für deutsche Unternehmen interessante Kooperationsmöglichkeiten z.B. im Hinblick auf den Vertrieb im westafrikanischen Markt.
  • Im IKT-Sektor gibt es dabei kaum sprachliche Barrieren, denn die Kommunikation erfolgt üblicherweise in Englisch.
  • Trotz bestehender Korruption gibt es an den Grundregeln der Demokratie keinen Zweifel und die Bevölkerung steht hinter der Demokratie. Insofern gibt es eine Basis für politische Stabilität, die auch durch die geistliche Führungsstruktur religiöser Gemeinden gestärkt wird.
  • Die mittelfristigen Entwicklungsaussichten für den Senegal sind zwar günstig, dennoch besteht wegen des natürlichen Bevölkerungszuwachs von etwa 3% die dringende Notwendigkeit von Wachstumsraten, die 2020 aber zu einem negativen Wachstum von -4% führte. Wegen eines großen Anteils des informellen Sektors hat dies direkten Einfluss für die Lage der Bevölkerung.
  • Ab 2023/24 wird mit dem Beginn der Öl- und Gasproduktion gerechnet. Der Staat erhofft sich davon höhere Einnahmen.
  • Der Dienstleistungssektor in der IT-Industrie wird zwar staatlich gefördert, besteht aber zum großen Teil noch auf Lohnkostenvorteilen und auf Basis der im Ausland gekauften Produkte und Lizenzen.
  • Mit 62% ist der Anteil der jungen Bevölkerung der höchste in Westafrika. Das macht sich in der Smartphone-Nutzung bemerkbar, die wiederum Voraussetzung dafür ist, dass viele digitale Dienstleistungen anwendbar sind. Zahlungsdienstleistungen werden zu günstigen Preisen genutzt.
  • Durch die Frankophonie sind im Senegal ansässige IT-Anbieter vorwiegend für die großen europäischen und nordamerikanischen Märkte tätig. Call-Centern werden ziemlich gute Chancen eingeräumt.
  • Im Hinblick auf IT-Projekte gibt es für Start-ups nur eine geringe Verfügbarkeit von Wagniskapitalgebern. Von privater Seite werden Investoren auf IT-Unternehmen nur langsam aufmerksam, obwohl in Frankreich ausgebildete Senegalesen in der Lage sind innovative Ideen umzusetzen.
  • Negativ für den IT-Sektor wirkt sich auch aus, dass ein geringer Anteil an Frauen mit höherer Bildung und geringe Verfügbarkeit von technischen Spezialisten vorliegt. Insgesamt gibt es eine Alphabetisierungsrate von 51%, die im Vergleich zu Westafrika zu niedrig ist.
  •  Da 97% der Unternehmen von den Inhabern selbst geführt wird, sinkt die Innovationsmotivation, da ein Scheitern auch eine soziale Schädigung nach sich führen kann.
Über die Beurteilung der rechtlichen Rahmenbedingungen und verfassten Verbandsstrukturen im Senegal wir hier nicht im Detail eingegangen.
Stand: 03.07.2023