No-Russia-Klausel


Die sogenannte „No-Russia-Klausel“ ist Bestandteil des 12. EU-Sanktionspakets gegen Russland und gilt für Verkäufer bestimmter Güter ab dem 20. März 2024. Hierdurch soll die Sanktionsumgehung über Drittländer unterbunden werden.
 

Worum geht es?

Mit Artikel 12g der EU-Verordnung 833/2014 werden Unternehmen verpflichtet, ab dem 20. März 2024 in ihren Verträgen über den Verkauf, die Lieferung, die Verbringung oder die Ausfuhr bestimmter Güter und Technologien in Drittländer eine Klausel aufzunehmen, die die Wiederausfuhr nach Russland und die Wiederausfuhr zur Verwendung in Russland vertraglich untersagt.
Zudem muss sichergestellt sein, dass  „an­ge­mes­sene Ab­hil­femaßnah­men“ mit dem Ab­neh­mer für den Fall sei­nes Ver­stoßes ge­gen die No-Russia-Klausel ver­trag­lich ver­ein­bart sind.
Verstöße gegen das Wiederausfuhrverbot nach Russland sind den zuständigen Behörden (in Deutschland dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle – BAFA) zu melden.
 

Welche Güter sind betroffen?

Um ihre Betroffenheit zu überprüfen, sollten Unternehmen die in Artikel 12g der EU-Verordnung 833/2014 erwähnten Güterlisten durchgehen:
  • Anhang XI der EU-Verordnung 833/2014: insbesondere Güter zur Verwendung in der Luft- und Raumfahrtindustrie
  • Anhang XX der EU-Verordnung 833/2014: insbesondere Flugturbinenkraftstoffe und Kraftstoffadditive
  • Anhang XXXV der EU-Verordnung 833/2014: Feuerwaffen und andere Waffen
  • Anhang XL der EU-Verordnung 833/2014: unter anderem Kugellager, Schaltungen, Halbleiterbauelemente, bestimmte elektrische Geräte.
  • Anhang I der EU-Verordnung 258/2012: insbesondere Feuerwaffen und Munition

Gibt es Ausnahmen?

Von der Vorschrift ausgenommen sind der Verkauf, die Lieferung, Verbringung oder Ausfuhr in die in Anhang VIII der EU-Verordnung 833/2014 aufgeführten Partnerländer. Aktuell sind dies:
  • USA
  • Japan
  • Vereinigtes Königreich
  • Südkorea
  • Australien
  • Kanada
  • Neuseeland
  • Norwegen
  • Schweiz

Was ist mit bestehenden Verträgen?

Für die Erfüllung von Verträgen, die vor dem 19. Dezember 2023 geschlossen wurden, gibt es eine einjährige Übergangsfrist bis maximal einschließlich 19. Dezember 2024.
Verträge, die vor dem 19. Dezember 2023 geschlossen wurden, aber erst ab dem 20. Dezember 2024 erfüllt werden, müssen um eine „No-Russia-Klausel“ ergänzt werden.
Verträge, die ab dem 19. Dezember 2023 geschlossen wurden, müssen ab dem 20. März 2024 eine „No-Russia-Klausel“ enthalten.
 

Gibt es eine Musterklausel?

Die EU-Kommission hat eine englischsprachige FAQ-Sammlung zur Anwendung und Ausgestaltung der No-Russia-Klausel veröffentlicht. Darin enthalten ist auch folgender Formulierungsvorschlag, der nach Ansicht der Kommission alle Anforderungen des Art. 12g der EU-Verordnung 833/2014 erfüllt:
“(1) The [Importer/Buyer] shall not sell, export or re-export, directly or indirectly, to the Russian Federation or for use in the Russian Federation any goods supplied under or in connection with this Agreement that fall under the scope of Article 12g of Council Regulation (EU) No 833/2014.
(2) The [Importer/Buyer] shall undertake its best efforts to ensure that the purpose of paragraph (1) is not frustrated by any third parties further down the commercial chain, including by possible resellers.
(3) The [Importer/Buyer] shall set up and maintain an adequate monitoring mechanism to detect conduct by any third parties further down the commercial chain, including by possible resellers, that would frustrate the purpose of paragraph (1).
(4) Any violation of paragraphs (1), (2) or (3) shall constitute a material breach of an essential element of this Agreement, and the [Exporter/Seller] shall be entitled to seek appropriate remedies, including, but not limited to:
(i) termination of this Agreement; and
(ii) a penalty of [XX]% of the total value of this Agreement or price of the goods exported, whichever is higher.
(5) The [Importer/Buyer] shall immediately inform the [Exporter/Seller] about any problems in applying paragraphs (1), (2) or (3), including any relevant activities by third parties that could frustrate the purpose of paragraph (1). The [Importer/Buyer] shall make available to the [Exporter/Seller] information concerning compliance with the obligations under paragraph (1), (2) and (3) within two weeks of the simple request of such information.”