3 800 Thüringer Firmen stehen vor Nachfolge

Mit externer Hilfe die Übergabe rechtzeitig geregelt: Detlef Walther aus Bad Köstritz weiß seine Firma in guten Händen

Eine Studie vom Institut für Mittelstandsforschung (IfM) geht für Thüringen von ca. 3 800 Unternehmen aus, die bis 2026 übergeben werden können. Das ist eine große Herausforderung für jeden Unternehmer und insgesamt für den Freistaat. Bundesweit stünde laut IfM bei 190 000 Unternehmen eine Übergabe an – 40 000 mehr als in den letzten fünf Jahren.
Aus Sicht der IHK Ostthüringen ist das Thema Unternehmensnachfolge brisanter denn je. Zum einen steigt die Zahl der Senior-Unternehmer, zum anderen sinkt die Zahl der möglichen Nachfolger im besonders gründungsaktiven Alter zwischen 25 und 45. Eine langfristige Nachfolgeplanung ist entscheidend für die Stabilität der Firma. „Auch für Gründungswillige hat die Alternative Unternehmensnachfolge Vorteile: In die Fußstapfen anderer zu treten, bietet bessere Chancen und ein minimiertes Risiko. Es ist eine unterschätzte Art der Existenzgründung“, unterstreicht Falk Hundertmark, Nachfolgeberater in der IHK Ostthüringen zu Gera.
Detlef Walther, ehemaliger Geschäftsführer der Systa Systemtechnik GmbH in Bad Köstritz, gehört zu denjenigen in Ostthüringen, die den Übergabeprozess ihrer Firma erfolgreich bewältigt haben. Gemeinsam mit zwei weiteren Gesellschaftern gründete der heute 68-jährige vor 30 Jahren ein Planungsbüro aus der Lust auf Selbstständigkeit anstelle Arbeitslosigkeit in einer Aufbaustimmung. Eine Entscheidung, die Detlef Walther nie bereut hat und die sein Leben positiv prägte. Bis Jahresende steht er dem Unternehmen noch als Mitarbeiter mit Rat und Tat zur Seite, danach freut er sich auf den Ruhestand. Kamen doch in den letzten Jahren Familie und sein Hobby, das Sport-Bowling, zu kurz.

Vorbereitet auf die Unternehmensnachfolge hat sich Detlef Walther schon länger und dabei die Informationsveranstaltungen sowie die persönliche Beratung in der IHK genutzt. Rückblickend unterstreicht er die Hinweise der IHK-Berater, sich frühzeitig mit dem Thema zu befassen. „Es gibt keine Schublade mit Personen, die schon immer Firmeninhaber werden wollten“, schmunzelt Detlef Walther. Selbst die oft als Anhaltspunkt genannten drei bis fünf Jahre seien zu kurz. Es brauche Zeit, um die Vorbereitungen zu treffen. Werde die Zeit knapper, entstehe zusätzlicher Druck.
Entscheidendes Kriterium der Übernahme war für Detlef Walther nicht der Verkaufspreis, sondern sein Lebenswerk in guten Händen zu wissen. Die Garantie, dass die sieben Mitarbeiter übernommen würden sowie das Unternehmen eigenständig bleibe. Wenn auch in den nächsten Jahren beim Vorbeifahren das Schild „Systa“ sichtbar ist, mache ihn das glücklich. Er weiß sein Lebenswerk bei den Jenaer Stadtwerken deshalb in guten Händen.

Kostenfreier IHK-Sprechtag mit Experten am 22. Juni

Im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche zur Unternehmensnachfolge „Fortsetzung folgt“, bietet die Ostthüringer IHK ihren Mitgliedsunternehmen einen Sprechtag mit Experten am 22. Juni von 9 bis 14 Uhr.
Fragen werden im persönlichen Gespräch virtuell oder telefonisch von einem Steuerberater und den Nachfolgeexperten der IHK beantwortet – von der Nachfolgeplanung, Nachfolgersuche, Notfallplanung, Unternehmensbewertung und Finanzierung bis zu steuerlichen Aspekten bei der Firmenübertragung.
Anmeldung und weitere Informationen bei Falk Hundertmark (Tel. 0365 8553-209, E-Mail hundertmark@gera.ihk.de) und online unter www.gera.ihk.de/event/154163021.
15.6.2022, ba