In fast allen Ostthüringer Regionen kühlt sich die Wirtschaftslage ab

IHK-Umfrage: Mögliche Lieferunterunterbrechungen mit Gas und anderen Rohstoffen dämpfen die Erwartungen der Unternehmen  

Hohe Rohstoff- und Energiepreise sowie Lieferkettenschwierigkeiten belasten die Ostthüringer Unternehmen bereits seit mehr als einem Jahr. Der Krieg in der Ukraine hat viele Herausforderungen noch vergrößert. Zugleich steht seit Jahresbeginn die Möglichkeit eines Gas-Lieferstopps im Raum.
Dies drückt sich in abgekühlten Geschäftserwartungen der Ostthüringer Unternehmen aus, wie die Konjunkturumfrage der IHK Ostthüringen im Frühjahr 2022 zeigt. Nur jedes siebte Unternehmen rechnet mit besseren Geschäften in den nächsten Monaten. 41 Prozent der hiesigen Betriebe gehen von einer ungünstigeren Entwicklung aus.
Die Zahl der Ostthüringer Unternehmen, die ihre aktuelle Lage als "gut" bezeichnen, liegt hingegen um 21 Prozentpunkte höher als die die Zahl der Betriebe, die ihre Lage als "schlecht" einstufen.

Der Blick in die Ostthüringer Landkreise und kreisfreien Städten zeigt im Frühsommer ein überwiegend verhaltenes Stimmungsbild, das die Unsicherheit vieler Unternehmen widerspiegelt:

Stadt Gera

Die Stimmung unter den Unternehmen in der kreisfreien Stadt Gera bleibt zurückhaltend. Die Lage wird aktuell zwar etwas besser als in der Vorumfrage zum Jahreswechsel eingeschätzt, aber die Erwartungen der Firmen sind erneut zurückgegangen. So bewerten 71 Prozent der Unternehmen ihre derzeitige Situation als gut oder befriedigend, während 29 Prozent zu einem negativen Lageurteil kommen. Mit Blick auf die künftigen Geschäfte zeigen sich allerdings nur 18 Prozent der Betriebe zuversichtlich, 30 Prozent erwarten eine gleichbleibende Entwicklung und 52 Prozent der Geraer Unternehmen geben eine negative Prognose ab. Die gedämpften Erwartungen schlagen sich in deutlich zurückhaltenderen Personal- und Investitionsplänen der Firmen nieder.

Stadt Jena

Das Konjunkturklima in der kreisfreien Stadt Jena verbessert sich und präsentiert sich im Ostthüringer Vergleich am freundlichsten: Der Indikator für die Lichtstadt steigt gegenüber der Vorumfrage zum Jahreswechsel um neun auf aktuell 122,6 Punkte. Die Unternehmen schätzen sowohl die aktuelle als die künftige Geschäftslage besser ein. Damit ist Jena derzeit die einzige Ostthüringer Region, in der die positiven Erwartungen überwiegen: Der Anteil der Betriebe, die von einer günstigeren Entwicklung ausgehen, ist um 13 Prozentpunkte höher als der Anteil jener Unternehmen, die eine negative Einschätzungen abgeben. Entsprechend ist in der Lichtstadt die Einstellungsbereitschaft in regionalen Vergleich am größten: 29 Prozent der Firmenchefs wollen neue Stellen am Standort schaffen.

Landkreis Saalfeld-Rudolstadt

Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ist die Geschäftslage der Unternehmen weiter überwiegend gut bis befriedigend. Zwei Drittel der Firmen am Saalebogen kommen zu einer entsprechenden Einschätzung. Bei den Erwartungen steigt indes der Anteil negativer Einschätzungen (36 Prozent, plus acht gegenüber der Vorumfrage), während der Anteil optimistischer Äußerungen zurückgeht (20 Prozent, minus vier). Trotz des herausfordernden Umfelds und hohen Kostendrucks ist ein Personalabbau bei den allermeisten Unternehmen kein Thema. Neun Prozent der Betriebe im Landkreis wollen zusätzliches Personal einstellen, weitere 87 Prozent sehen keine personellen Veränderungen vor. 61 Prozent der Umfrageteilnehmer aus der Region planen höhere oder gleich hohe Investitionsausgaben.

Saale-Holzland-Kreis

Auch rund um das Hermsdorfer Kreuz verliert die Konjunktur an Schwung. Zwar präsentiert sich die Geschäftslage im Saale-Holzland-Kreis verbessert, aber die Unternehmen haben ihre Erwartungen angesichts des Ukraine-Krieges, möglichen Gaslieferstopps, Materialengpässen und steigenden Energiepreisen deutlich zurückgeschraubt: Nur noch vier Prozent der Befragten rechnen mit einer günstigeren Entwicklung in den kommenden Monaten. Trotz Rückgang der Einstellungsbereitschaft im Vergleich zur Vorumfrage sind die Personalpläne der Unternehmen per Saldo positiv: 18 Prozent der Betriebe erwarten ein Stellenplus, weitere 71 Prozent der Umfrageteilnehmer wollen die Mitarbeiterzahl konstant halten, während 11 Prozent Stellenstreichungen erwägen. Gespart wird in jedem zweiten Unternehmen bei den Investitionen. Höhere Ausgaben sehen derzeit 22 Prozent der Firmen (minus fünf) vor.

Saale-Orla-Kreis

Die Unternehmen im Saale-Orla-Kreis beurteilen ihre Lage merklich besser als zu Jahresbeginn. 45 Prozent der Firmen (plus 13) beurteilen ihre wirtschaftliche Situation als gut, zugleich sinkt der der Anteil negativer Lageeinschätzungen auf 28 Prozent (minus 16). Zugleich aber bleibt der Ausblick überwiegend pessimistisch: Drei von fünf Befragten erwarten schlechtere Geschäfte, während sich acht Prozent zuversichtlich zeigen. Bei Neueinstellungen sind die meisten Unternehmen daher zurückhaltend. Die Investitionsabsichten gehen deutlich zurück – nur noch 31 Prozent der Firmen im Landkreis (minus 11) planen höhere und gleichbleibende Ausgaben.

Landkreis Greiz

Nach dem Rückgang zu Jahresbeginn steigt der Konjunkturklimaindikator für dem Landkreis Greiz wieder (97,8 Punkte nach zuvor 91,5 Punkten). Die Geschäftslage wird von den hiesigen Betrieben deutlich günstiger eingeschätzt – jedes zweite Unternehmen vergibt die Note „gut“, nur noch elf Prozent sind mit ihren Geschäften unzufrieden. Die Erwartungen sind hingegen auch hier zurückgegangen – lediglich jeder Elfte rechnet mit einer besseren Entwicklung. Der Anteil jener Unternehmen, die zusätzliche Stellen schaffen wollen, geht auf elf Prozent zurück. Zugleich sinkt aber auch der Anteil der Betriebe auf acht Prozent, die einen Stellenabbau planen. Deutlicher stellt sich die Zurückhaltung allerdings bei den Investitionsabsichten dar.

Landkreis Altenburger Land

Auch im Altenburger Land kühlt die Stimmung unter den Unternehmen ab. Wie in den meisten anderen Ostthüringer Regionen sehen die Firmen künftige Geschäfte deutlich skeptischer. Nur sieben Prozent der Befragten (minus acht gegenüber der Vorumfrage) erwarten eine günstigere Entwicklung. Jeder zweite Unternehmer gibt hingegen eine negative Prognose ab. Vor allem die hohen Energie- und Rohstoffpreise werden von den Befragten als Risiken ausgemacht (79 bzw. 71 Prozent Anteil Nennungen). Investitionen werden daher vermehrt aufgeschoben. Die Personalpläne gestalten sich indes wieder expansiver. Bei zwölf Prozent der Firmen (plus fünf) steht ein Stellenaufbau in Aussicht und 81 Prozent der Betriebe (plus acht) werden ihre Beschäftigtenzahl konstant halten.
Den ausführlichen Konjunkturbericht finden Sie auf der IHK-Webseite unter www.gera.ihk.de/konjunktur.
7.6.2022, ba