Wissenschaft trifft Wirtschaft - Produktionsstätte statt Forschungslabor

IHK-Projekt „Perspektivwechsel“ mit HS Nordhausen im StahlwerkThüringen in Unterwellenborn
Mit einem „Perspektivwechsel“ in der Stahlwerk Thüringen GmbH in Unterwellenborn ging das Projekt der Thüringer Industrie- und Handelskammern in die zweite Runde. Dr. Volker Asemann vom Fachbereich Ingenieurwissenschaften, Forschungsbereich Recyclingtechnologien, der Hochschule Nordhausen und ein Teil seines Teams verlegten für einen Tag ihren Arbeitsplatz nach Unterwellenborn, um im Stahlwerk die Arbeitswelt von Marcel Michele-Naussed, Leiter des Fachbereichs Umwelt, zu entdecken.
„Durch den Wechsel des Blickwinkels werden neue Lösungswege erschlossen, denn wo Wirtschaft und Wissenschaft zusammentreffen, entstehen Innovationen“, erklärt IHK-Innovationsberaterin Franziska Neugebauer das Projekt. Ein intensiver Arbeitstag in einem ungewohnten Umfeld verändere nicht nur die Sicht auf das eigene Unternehmen oder die Hochschule, er biete gleichzeitig Ansätze für neue Kooperationen und stelle ungewohnte Anforderungen. „Im besten Fall entsteht dadurch eine Partnerschaft mit Zukunft. Das ist die Idee hinter dem Austauschformat ‚Perspektivwechsel‘. Wir wollen damit die Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft in der Region voranbringen und helfen, gemeinsame Aktivitäten, Ideen oder Projekte zu entwickeln“, so Neugebauer weiter.
Das Stahlwerk Thüringen betreibt auf der Industriehalde SWT eine Monodeponie sowie eine Abproduktedeponie. Die bereits auf der Monodeponie beseitigten Abfallmengen werden ab Oktober im Sinne des nachhaltigen Wirtschaftens mit modernster Technologie noch einmal einer kompletten Aufbereitung unterzogen, um das genehmigte Deponievolumen optimal ausnutzen zu können.
„Das Projekt ,Perspektivwechsel‘ gibt uns die Möglichkeit, uns mit der Hochschule Nordhausen zu Verfahren der Abfall- und Recyclingwirtschaft auszutauschen. Unser Ziel ist es, durch die Wiederaufbereitung sowie die zukünftig verbesserte Aufbereitung ein Höchstmaß an Deponievolumen zu reduzieren bzw. einzusparen, da dieses nur begrenzt zur Verfügung steht. Somit soll eine deutlich verlängerte Nutzungszeit der Monodeponie erreicht werden“, erklärt Marcel Michele-Naussed und ist gespannt auf neue Ansätze aus der Forschung.
Genau darin sieht auch das Team der Hochschule Nordhausen die Herausforderung. Während mehr als die Hälfte des Deponieabfalles - bestehend aus Metallen, Kunststoffen, Holz- und Pflanzenresten sowie Ziegel- und Betonschutt - noch weitergehend bearbeitet und großteils maschinell getrennt wird, sind 45 Prozent des Deponieabfalls mit 0 bis 10 Millimeter Größe bisher zu klein zum Trennen und Verwerten. Die Wissenschaftler nahmen Produktproben von der Feinfraktion mit, um dieses mechanisch aufzuschließen und zu analysieren, welche Stoffe das bereits separierte Gemisch enthält. Im nächsten Schritt wollen sie herausfinden, ob eine weitere Trennung vielleicht doch möglich und wirtschaftlich ist. „Vielleicht können sogar einzelne Stoffe des Separationsmaterials in der Industrie weiter verwendet werden“, überlegten die Wissenschaftler schon vor Ort.
Für Dr. Asemann und sein Team ist der Perspektivwechsel deshalb spannend, weil sie mit aktuellen Fragestellungen des Unternehmens konfrontiert wurden und am praktischen Beispiel innovative Lösungen erforschen können. Zudem helfe die Verbindung bei der Vermittlung von Bachelor- und Masterarbeiten oder Praktika, da das Stahlwerk auch dafür gern seine Türen öffnet.
Unternehmen, die im nächsten Jahr Partner des IHK-Projekts werden wollen, können sich schon jetzt in der IHK Ostthüringen bei Franziska Neugebauer, Tel. 0365 8553-123, E-Mail neugebauer@gera.ihk.de melden.
16.10.2019, ba