Unternehmen können mit Digitalisierung der betrieblichen Ausbildung punkten


IHK Ostthüringen lud zum Praxisdialog nach Gera ein
Die Digitalisierung wird die Arbeitswelt rasant verändern – und macht auch vor der dualen Berufsausbildung nicht Halt. Deshalb kamen am 12. Juni Ausbildungsunternehmen, Berufsschulen und Bildungsträger aus Ostthüringen im Bildungszentrum der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostthüringen zu einem Praxisdialog zusammen, um sich über neue Möglichkeiten, bereits gesammelte Erfahrungen und auch Konsequenzen digitaler werdender Ausbildung auszutauschen.
„Welche Potenziale bieten digitale Lehr- und Lernformate für die duale Ausbildung? Welche Technologien können Lernen tatsächlich wirksam unterstützen? Welche Innovationen der digitalen Bildung gibt es schon in der Praxis? Wie kann die Rolle von Ausbildern in der digitalen Berufsausbildung gestaltet werden? Mit diesen Fragen müssen wir uns kritisch auseinandersetzen. Als Unternehmer haben wir es in der Hand, die Berufsausbildung zukunftsweisend zu gestalten und den Möglichkeiten, die durch die Digitalisierung entstehen, Rechnung zu tragen“, betonte Udo Staps, Vizepräsident der IHK Ostthüringen und Geschäftsführer der FKT Formenbau und Kunststofftechnik GmbH in Triptis. Digitalisierung dürfe nicht als Schreckgespenst stehen bleiben. Er forderte, dass Geld aus dem Digitalpakt auch in die Ausstattung der Berufsschulen fließen müsse.
Dr. Charlotte Lauer, Referatsleiterin Fachkräfte, Qualifizierung von Flüchtlingen, Digitale Bildung im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, ergänzte:
„Gerade mit Blick auf die Digitalisierung ist der Erfahrungsaustausch zwischen und unter den Ausbildungsbetrieben und Berufsschulen von zentraler Bedeutung, denn die Ausgangsvoraussetzungen sind sehr unterschiedlich. Dafür braucht es Austauschplattformen wie diesen Dialog.“
Digitalisierung als große Chance auch für kleine Unternehmen sieht Dirk Werner, Leiter Kompetenzfeld Berufliche Qualifizierung und Fachkräfte
vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V. Ein Drittel der ausbildenden Unternehmen in Deutschland habe sich bisher noch nicht mit dem Thema Digitalisierung in der betrieblichen Ausbildung beschäftigt. Die häufigsten Aktivitäten bestehen in der Nutzung von Impulsen der Auszubildenden, in der Weiterbildung der eigenen Ausbilder sowie in der Anpassung der Ausbildungsinhalte. Er forderte die Teilnehmer auf, sich von den Handlungsempfehlungen, Checklisten und digitalen Lernmodulen des Kompetenzzentrums KOFA inspirieren zu lassen.
Verschiedene Möglichkeiten digitalerer Ausbildung präsentierten u. a. die Carl Zeiss AG Oberkochen, die Electrotechnical Solutions GmbH, Pößneck, die AWA e. V. Altenburg, das Bildungszentrum Saalfeld und die Nachwuchsstiftung Maschinenbau, Bielefeld. Gemeinsames Erfolgsrezept: Der Ausbilder müsse Digitalcoach werden und die Geschäftsleitung hinter dem Veränderungsprozess stehen. So gelang es der Electrotechnical Solutions GmbH in Pößneck mit der Idee einer Robotik AG sogar, schon Schüler für Digitalisierung zu begeistern. „Wir gaben den Schülern einen Nährboden, der Neuland für sie war. Das Ergebnis ist eine simulierte Taktstraße mit Robotern, deren Einzelteile im 3-Druck hergestellt wurden“, erklärte Mario Franke, geschäftsführender Gesellschafter. Auch für das Unternehmen habe sich das Engagement ausgezahlt – die Lehrstellen für 2019 sind bereits mit sehr guten Bewerbern besetzt, ebenso wie die Praktikumsplätze.
Neben den Ausbildungsunternehmen müssen sich auch die Berufsschulen auf neue Lernformate und Lehrinhalte einstellen. „Das Zusammenspiel von Berufsschulen und Ausbildungsunternehmen ist entscheidend für den langfristigen Erfolg“, so Regine Hess von der Berufsbildenden Schule Technik Gera, die aufgrund sehr guter technischer Möglichkeiten zu den Vorreitern für interdisziplinäres und fächerübergreifende Lernen gehören. Weitere Vertreter von Ostthüringer Berufsschulen sprachen sich für dringend notwendige Investitionen in die Lehrerausbildung und eine deutlich bessere und flächendeckendere digitale Infrastruktur an den Schulen aus.
Hintergrund:
Die Veranstaltung der IHK Ostthüringen in Begleitung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ist Teil einer deutschlandweiten Veranstaltungsreihe, welche die Potenziale der Digitalisierung für die Berufsausbildung in den Regionen beleuchtet.
13.6.2019, ba