Jahresabschluss 2022 Lagebericht

I. Geschäfts- und Rahmenbedingungen

Konjunkturelle Rahmenbedingungen im IHK-Bezirk

Die als Folge des Ukraine-Konfliktes deutlich verschärfte Energiekrise belastet die Unternehmen aller Branchen seit Februar 2022 schwer. Die wirtschaftliche Bedrohung ist real, die Wettbewerbsfähigkeit ganzer Wirtschaftszweige gefährdet. Deswegen wurde die Geschäftslage im Jahr 2022 eher skeptisch bewertet. Auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie waren noch zu spüren. Lieferketten liefen nur langsam wieder an und auch der Krankenstand bei Mitarbeitern war wesentlich höher als in den vergangenen Jahren.
Die geschäftliche Situation der Ostthüringer Unternehmen hat sich im Frühjahr 2023 weniger schlimm dargestellt als prognostiziert. Ein Grund ist, dass die Gasversorgung entgegen vorheriger Befürchtungen zumindest für den Winter 2022/2023 gesichert war, durch den milden Winter einerseits und preisbedingte Produktionskürzungen in Unternehmen andererseits. Doch die Energiekrise insgesamt ist trotz Gas- und Strompreisbremsen nicht gelöst.
Die Ostthüringer Firmen sind im Frühjahr 2023 etwas zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage als im Jahr 2022 und prognostizieren damit eine stabilere wirtschaftliche Lage in Ostthüringen insgesamt seit dem Einbruch in einigen Branchen in den Jahren 2020, 2021 und 2022.
39 Prozent der Unternehmer berichten zum Jahreswechsel von einer guten Lage, weitere 41 Prozent vergeben die Note befriedigend. Ein negatives Urteil zur gegenwärtigen Geschäftslage fällt jedes fünfte Unternehmen. Dienstleister und das Gastgewebe bewerten ihre wirtschaftliche Lage im Branchenvergleich am besten. Aber auch die Industrie und der Handel haben sich gut entwickelt. Die Stimmung insgesamt ist aber dennoch erheblich schlechter als in den Jahren 2011 bis 2019.
Der Arbeitsmarkt entwickelt sich zunehmend schwierig. Auf der einen Seite suchen die Betriebe nach Fachkräften, viele offene Stellen bleiben länger als bisher unbesetzt. Auf der anderen Seite steigen die Arbeitslosenzahlen. So ist in Thüringen die Arbeitslosenquote von 5,1 % auf 6,1% im März 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen fiel im gleichen Zeitraum von 22.128 auf 20.501. Hingegen verdoppelte sich die Zahl der Ausländer, die arbeitslos registriert sind, von 7.056 auf 15.523.
Zum Jahresende 2022 zählt die IHK Ostthüringen zu Gera 30.389 (Vj. 30.548) Mitgliedsunternehmen.

Geschäftsverlauf und Lage der IHK im abgelaufenen Geschäftsjahr

Das abgelaufene Geschäftsjahr verlief für die IHK ertrags- und aufwandsseitig unerwartet positiv.
Bei IHK-Beiträgen lagen die Erträge deutlich über der Planung, insbesondere bei den Beiträgen aus Vorjahren. Die wegen der Coronapandemie deutlich negativen Erwartungen der IHK-Mitglieder zur Entwicklung ihrer Gewerbeerträge bzw. Gewinne aus Gewerbebetrieb für das Jahr 2020, die aufgrund einer im ersten Halbjahr 2021 durchgeführten IHK-Umfrage im IHK-Bezirk der Wirtschaftsplanung für 2022 zugrunde lagen, haben sich nicht bestätigt – ganz im Gegenteil. Insbesondere die Erträge aus IHK-Beiträgen aus Vorjahren stiegen deutlich an. Auch die Erträge aus IHK-Beiträgen aus laufendem Jahr fielen höher als erwartet aus. Abschreibungen auf Beitragsforderungen wegen Niederschlagungen und Erlassen waren deutlich niedriger als erwartet. Die Mehrerträge und der Minderaufwand aus IHK-Beiträgen summieren sich auf 3.027,6 Mio. €.
Nur bei den Entgelten für Weiterbildungsmaßnahmen wirkte sich die Corona-Pandemie aus, bedingt durch weniger Veranstaltungen und geringere Teilnehmerzahlen. Hier konnten trotz auslaufender Coronamaßnahmen nicht die Vor-Corona-Erträge erreicht werden. Auch die verstärkte Nutzung von digitalen Weiterbildungsangeboten der IHK als auch Dritter führte zu geringeren Erträgen.
Wesentlichen Einfluss auf den Geschäftsverlauf hatte darüber hinaus der Cyberangriff auf die IHK-Organisation, der ab dem 4. August 2022 zu erheblichen Einschränkungen der IHK-Tätigkeit führte. In Folge dessen konnten zahlreiche digitale IHK-Leistungen für längere Zeit nicht oder nur eingeschränkt angeboten werden. Dienstleister stellten dafür keine Entgelte in Rechnung. Auch kam es zu erheblichen Verzögerungen bei der Umsetzung weiterer Digitalisierungsvorhaben, was zu erheblichen Minderausgaben führte.
Der Ukrainekrieg und die daraus resultierende Inflation hatten im Jahr 2022 noch keine relevanten Auswirkungen für die IHK.

Inhaltliche Schwerpunkte der IHK-Arbeit

Im Rahmen ihrer gesetzlichen Aufgaben gemäß § 1 des IHK-Gesetzes ist die IHK die unabhängige wirtschaftspolitische Interessenvertretung der IHK-Mitgliedsunternehmen in der Region, in Thüringen, auf Bundes- und EU-Ebene. Sie führt hoheitliche, vom Staat übertragene Aufgaben in Eigenverantwortung aus und erbringt wirtschaftsorientierte Dienstleistungen im Interesse der IHK-Mitgliedsunternehmen.
Um diesen Anspruch auf hohem Niveau erfüllen zu können, hat die IHK Ostthüringen zu Gera im Jahr 2015 ein Qualitätsmanagementsystem nach der Norm DIN EN ISO 9001:2008 in Kraft gesetzt. Das System wird jährlich extern überprüft, das aktuelle Zertifikat der CERTQUA GmbH, Sitz Bonn, hat eine Gültigkeit bis zum 10. Juni 2024.
Der Interessenvertretung durch die IHK kommt in der gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Situation besondere Bedeutung zu. Instrumente dafür waren direkte Kontakte zu Politik, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, IHK-Forderungspapiere, Stellungnahmen, z.B. zu Preisbremsen und unbürokratischen Hilfen. Die Politikberatung gegenüber der Landes- und Bundespolitik war inhaltlich stark geprägt durch Auswirkungen des Ukrainekrieges, enorme Preissteigerungen im Energiebereich, Lieferkettenprobleme und Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die IHK-Mitgliedsunternehmen. So befasste sich die IHK mit 59 Themen/Gesetzgebungsvorhaben in verschiedenen wirtschaftsrelevanten Bereichen und gab dazu 52 Stellungnahmen ab.
Die Sicherstellung sämtlicher Aus-, Fortbildungs- und Sach- und Fachkundeprüfungen unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Pandemie sowie des Cyberangriffs war Schwerpunkt der hoheitlichen Tätigkeit.
Die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse ist gegenüber dem Vorjahr um 3,6 Prozent auf 1.842 gestiegen und liegt damit nur noch leicht unter dem Vor-Corona-Niveau. Insgesamt betreute die IHK über alle Ausbildungsjahre 4.531 Ausbildungsverhältnisse (Vorjahr 4.523).
In der Berufsorientierung wurde die thüringenweite IHK-Elternkampagne „Ausbildung in Thüringen. Macht eure Kinder stark“ im Rahmen der durch Corona und den Cyberangriff gegebenen Möglichkeiten fortgesetzt. Im IHK-Schülercollege nahmen trotz bestehender
Corona-Einschränkungen 455 Jugendliche an Tagespraktika und 281 Jugendliche an Seminaren und Arbeitsgemeinschaften teil.
Die IHK Ostthüringen unterstützt im Bereich der Berufsorientierung auch durch Anwerben ausländischer Azubis.
In der Informations- und Beratungstätigkeit bildeten alle wirtschaftsbezogenen Aspekte der Folgen der Corona-Pandemie sowie des Ukrainekrieges mit seinen Auswirkungen auf Energiepreise den Schwerpunkt.

II. Vermögens-/Finanz-/Ertragsentwicklung und -lage

Ertragslage
Die IHK schließt das Geschäftsjahr 2022 mit einem positiven Jahresergebnis von 2.169,5 T (-1.114,5 T€ in 2021) ab. Der Jahresüberschuss liegt damit um 4.293,9 T€ über Plan. Im Vorjahresvergleich ist das Jahresergebnis um 3.284,0 T€ besser ausgefallen.

Das Betriebsergebnis beläuft sich auf 2.328,5 T€ und liegt damit 3.105,8 T€ über dem Vorjahr und 4.241,5 T€ über Plan.

Die Betriebserträge betragen insgesamt 12.989,2 T€ und haben den Planwert um 3.300,6 T€ überschritten. Im Vorjahresvergleich sind die Betriebserträge um 2.936,5 T€ gestiegen. Ausschlaggebend hierfür waren im Wesentlichen erhebliche Steigerungen bei den IHK-Beiträgen, insbesondere aus Vorjahren.
Im Geschäftsjahr lagen die Erträge aus IHK-Beiträgen (8.660,2 T€) mit 2.946,1 T€ über dem Plan von 5.714,1 T€. Gegenüber dem Vorjahr hat sich das Beitragsvolumen um 1.432,7 T€ erhöht, hauptsächlich aus Umlagen aus Vorjahren bei im Handelsregister eingetragenen Unternehmen. Es wurden auch weniger Anträge aus Herabsetzung der Vorauszahlungen gestellt als aufgrund der Corona-Pandemie erwartet.
Die Erträge aus Gebühren (2.622,4 T€) lagen um 196,4 T€ über dem Planwert und um 1.501,2 T€ über dem Vorjahresniveau. Die wesentliche Ursache hierfür ist der mit Wirkung zum 1.1.2022 in Kraft getretene Gebührentarif, der eine deutliche Erhöhung der Kostendeckung bei Gebühren in der Berufsausbildung, beruflichen Umschulung und Fortbildungsprüfungen beinhaltet.
Die Erträge aus Entgelten (1.193,6 T€) liegen um 43,8 T€ über dem Plan und um 71,4 T€ über dem Vorjahresniveau. Die Rückgänge bei den Erträgen aus Weiterbildungsmaßnahmen konnten trotz Beendigung der coronabedingten Einschränkungen und des verstärkten Angebots an Webinaren nicht kompensiert werden. Insbesondere die Teilnehmerzahlen bei den Seminaren blieben auf niedrigem Niveau.
Die sonstigen betrieblichen Erträge in Höhe von 512,9 T€ (Plan 398,7 T€; Vj. 581,7 T€) liegen höher als erwartet. Dies resultiert im Wesentlichen aus Erträgen aus der Auflösung oder Herabsetzung von Einzel- und Pauschalwertberichtigungen in Höhe von 63,1 T€ (Plan 0,0 T€; Vj. 3,4 T€),  überwiegend resultierend aus Beitragsforderungen und den periodenfremden Erträgen in Höhe von 30,3 T€ (Plan 3,5 T€; Vj. 44,2 T€).
Der Betriebsaufwand beträgt 10.660,7 T€. Dies bedeutet - gemessen an den Planwerten der Plan-GuV - eine Unterschreitung von insgesamt 940,9 T€ oder 8,8 %.
Im Vorjahresvergleich ist der Materialaufwand um 135,5 T€ gesunken. Dieser Rückgang ist im Wesentlichen bedingt durch eine deutliche Reduzierung des Umfangs der Elternkampagne „Macht eure Kinder stark“ (76,6 T€), die Reduzierung der Printausgaben der IHK-Zeitschrift (OWI) bei gleichzeitiger Einführung eines Onlinemagazins (29,5 T€) und das Auslaufen eines Dienstleistungsvertrages für eine Software im Bereich der Berufsorientierung (17,1 T€). Der Materialaufwand liegt mit 179,5 T€ unter dem Planwert.
Der Personalaufwand in Höhe von 5.658,2 T€ ist im Vergleich zum Plan um 144,5 T€ gesunken. Diese Reduzierung ist der Saldo aus dem Rückgang der geplanten Aufwendungen für Gehälter (256,8 T€) und der Erhöhung der Aufwendungen für Sozialabgaben und Aufwendungen für Altersvorsorge (112,3 T€). Diese Erhöhung resultiert aus dem weiterhin gesunkenen, von der Bundesbank ermittelten Abzinsungszinssatz, dem gestiegenen Rententrend und einer Erhöhung eines ruhegehaltsfähigen Diensteinkommens.
Im Vorjahresvergleich ist der Personalaufwand um 111,0 T€ zurückgegangen.
Die Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände liegen mit 608,2 T€ um 35,0 T€ unter Plan und mit 85,0 T€ über dem Vorjahreswert. Die Steigerung gegenüber dem Vorjahr resultiert insbesondere aus der vollen Auswirkung der erst zum 30.9.2021 beendeten Investition in die IT-Basisinfrastruktur.
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen sind mit 2.644,4 T€ im Vergleich zum Plan in Höhe von 3.226,2 T€ um 581,8 T€ geringer ausgefallen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sind die sonstigen betrieblichen Aufwendungen um 7,8 T€ gesunken.
Wesentliche Abweichungen vom Plan zum Ist 2022 resultieren z. B. aus Minderaufwendungen für
  • Onlinedienste (2022 207,6 T€; Plan 417,2 T€; Vj. 265,2 T€) und EDV-Dienstleistungen (2022 196,1 T€; Plan 330,8 T€; Vj. 190,9 T€), Ursache sind im Wesentlichen zeitliche Verschiebungen von Projekten ins Folgejahr, bedingt durch die Folgen des Cyberangriffs ab August 2022,
  • Wartungsverträge Hard- und Software (2022: 498,7 T€, Plan 571,3 T€, Vj. 493,6 T€),
  • Instandhaltung Gebäude (2022: 126,1 T€, Plan 166,9 T€, Vj. 105,0 T€),
  • Abschreibungen auf IHK-Beiträge, Gebühren und Entgelte (2022: 66,4 T€, Plan 152,9 T€, Vj. 49,6 T€).
Das Finanzergebnis ist mit -145,6 T€ besser als Plan (-197,2 T€) und Vorjahr (-323,2 T€). Es ist geprägt durch das im Geschäftsjahr noch niedrige Zinsniveau auf der Anlagenseite sowie durch den weiter negativen Ausweis des Zinsaufwandes für die Aufzinsung von langfristigen Rückstellungen.
Der Bilanzgewinn beträgt 4.066,0 T€.
Er entwickelt sich aus:
  • dem Jahresüberschuss in Höhe von 2.169,5 T€
  • dem Gewinnvortrag in Höhe von 1.816,1 T€
  • der Entnahme aus der Finanzierungsrücklage in Höhe von 64,1 T€
  • der Entnahme aus der Instandhaltungsrücklage in Höhe von 21,9 T€
  • der Entnahme aus der Rücklage IT-Basis-Infrastruktur in Höhe von 185,7 T€
  • der Zuführung zur Rücklage IT-Basis-Infrastruktur in Höhe von 191,3 T€.
Vermögenslage
Die Bilanzsumme vergrößert sich im Geschäftsjahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 2.371,9 T€ auf 19.234,0 T€.
Das immaterielle Anlagevermögen und das Sachanlagevermögen haben sich durch Zugänge (136,0 T€) abzüglich Abschreibungen (608,2 T€) und Abgänge (0,1 T€) um 472,3 T€ reduziert.
Das Finanzanlagevermögen hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert.
Das Umlaufvermögen erhöht sich gegenüber dem Vorjahr um insgesamt 2.735,2 T€, im Wesentlichen bei Guthaben bei Kreditinstituten bedingt durch unerwartet hohe Erträge aus IHK-Beiträgen.
Auf der Passivseite erhöht sich das Eigenkapital gegenüber dem Vorjahr durch den Jahresüberschuss auf 13.600,1 T€.
Die Ausgleichsrücklage ist in Umsetzung der vom BVerwG in seiner Entscheidung vom 9. Dezember 2015 präzisierten rechtlichen Anforderungen an die Bildung von bis dahin pauschal dotierbaren Rücklagen durch eine plausible und nachvollziehbare Risikoprognose unterlegt.
Die Finanzierungsrücklage dient zusammen mit der Nettoposition der Deckung und Finanzierung des langfristig gebundenen, zur Erfüllung der Aufgaben der IHK notwendigen, unbeweglichen Sachanlagevermögens. Diese wird über die Restnutzungsdauer des immobilen Sachanlagevermögens ratierlich aufgelöst (64,1 T€ p.a.).
Im Jahr 2016 erfolgte erstmalig die Dotierung einer Instandhaltungsrücklage für die drei IHK-Gebäude auf Grundlage eines Sachverständigengutachtens. Es erfolgen regelmäßige Aktualisierungen des Gutachtens. 2022 wurden für vorbereitende Arbeiten für die notwendige Sanierung der Tiefgarage im Bildungszentrum Gera 21,9 T€ entnommen. Die Sanierung soll im Jahr 2023 erfolgen.
In 2019 wurde eine Rücklage IT-Basis-Infrastruktur in Höhe von 1.207,0 T€ gebildet. Diese dient der in Zyklen erforderlich werdenden Erneuerung der IT-Basis-Infrastruktur  IT-Basis-Infrastruktur der IHK. Im Ergebnis der europaweiten Ausschreibung wurde die Rücklage mit dem Jahresabschluss 2020 auf 1.060 T€ reduziert. Nach Fertigstellung der Investition wurde die Rücklage mit dem Jahresabschluss 2021 auf 865,9 T€ reduziert. Im Jahr 2022 wurden in Höhe der Abschreibung für diese Investition 185,7 T€ entnommen und der Abschreibungsbetrag zuzüglich einer unterstellten 3 %-igen Preissteigerung von 191,3 T€ zugeführt.
Der für den Zuschuss für das Bildungszentrum Jena zu bildende Sonderposten valutiert zum 31.12.2022 mit 76,5 T€. Der Posten wird bis zum 31.12.2023 ratierlich vollständig aufgelöst.
Die Pensionsrückstellungen sind im Vorjahresvergleich um 349,5 T€ auf 4.499,6 T€ gestiegen. Die Sonstige Rückstellungen haben sich gegenüber dem Vorjahr um 0,7 T€ auf 411,8 T€ erhöht.
Die Verbindlichkeiten verringern sich um 78,5 T€ auf 635,4 T€. Diese bestehen neben Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen im Wesentlichen aus Guthaben von IHK-Zugehörigen, die hauptsächlich aus Korrekturen von Vorauszahlungen von IHK-Beiträgen bei nachträglicher Änderung der Bemessungsgrundlagen
resultieren (2021: 265,9 T€, 2022: 278,5 T€).

Finanzlage
Die Liquidität der IHK war im Geschäftsjahr 2022 durch die Guthaben bei Kreditinstituten gesichert. Der Finanzmittelbestand beträgt zum Bilanzstichtag 9.312,0 T€. Er ist damit um 2.433,8 T€ höher als am 31.12.2021.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr liegt der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit bei 2.569,4 T€.
Der negative Cashflow aus der Investitionstätigkeit beträgt -135,6 T€. Die Grundsätze des Finanzmanagements sind in der Dienstanweisung für die Finanzwirtschaft geregelt.

Investitionen
Die IHK hat im Berichtsjahr Investitionen in das Sachanlagevermögen und in die immateriellen Vermögensgegenstände in einem Volumen von 135,6 T€ vorgenommen.

III. Personalbericht

Die Anzahl der Mitarbeiter/innen ist mit 89,5 im Jahresdurchschnitt 2022 (Mitarbeiteräquivalente 84,0) und mit 91,0 im Jahresdurchschnitt 2021 (Mitarbeiteräquivalente 86,2) leicht gesunken (ohne Auszubildende/ Mitarbeiter in Elternzeit, geringfügig Beschäftigte).
Von ihnen waren 4 Mitarbeiter in geförderten Projekten tätig. Die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit beträgt 40 Stunden.
Weitere Mitarbeiterdaten können der Personalübersicht des Anhangs entnommen werden.
Die Herausforderungen in der Personalgewinnung und -entwicklung werden weiterhin in der Altersstruktur der Mitarbeiter deutlich. Das durchschnittliche Alter aller Mitarbeiter lag bei 48,4 Jahren (Vorjahr 48,0 Jahre) und die Betriebszugehörigkeit im Mittel bei 16,33 Jahren (Vorjahr 14,8).
Daher stehen regelmäßige Weiterbildungsmaßnahmen und Trainings (individuell bzw. gemeinsam, fachbezogen, im Rahmen von Digitalisierungsprojekten, auch im Rahmen aller Führungskräfte), eigene Berufsausbildung in verschiedenen Ausbildungsberufen, Maßnahmen der Mitarbeiterbindung sowie präventive Gesundheitsförderung im Mittelpunkt der Personalarbeit.

IV. Prognosebericht

Für das Jahr 2023 wurde mit dem Ende 2022 beschlossenen Wirtschaftsplan ein deutlich negatives Jahresergebnis von -2.428,9 T€ geplant.
Zunehmend mehr Unternehmen standen v.a. aufgrund der gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise und Lieferschwierigkeiten vor Finanzierungs- und Liquiditätsproblemen, so dass mit – im Gegensatz zu den Erfahrungen aus der Coronapandemie – mehr Anträgen auf Herabsetzung der vorläufig veranlagten Beiträge gerechnet werden musste. Da im Gegensatz zur Coronapandemie keine Aussetzung der Insolvenzantragspflicht erfolgte, wurde zudem mit einem deutlich höheren Volumen von Niederschlagungen und Erlassanträgen gerechnet.
Nach der ersten Veranlagung von IHK-Beiträgen im März 2023 zeigt sich, dass das der Veranlagung zugrundliegende Gewerbeertragsvolumen höher als im Frühjahr 2022 ist und daher mit höheren Erträgen aus IHK-Beiträgen als geplant gerechnet werden kann.
Auch ist entgegen den Erwartungen bisher keine Tendenz zu mehr Anträgen auf Herabsetzung der vorläufig veranlagten Beiträge, Niederschlagungen und Erlassen erkennbar.
Von Optimismus bei den Unternehmen für das Jahr 2023 kann dennoch keine Rede sein. Auch wenn sich die Aussichten der regionalen Wirtschaft für das Jahr 2023 aufhellen, überwiegen weiter die pessimistischen Einschätzungen klar gegenüber den positiven Prognosen. Doch sind die Aussichten der Ostthüringer Unternehmen nicht mehr so negativ wie noch im vergangenen Jahr, als die Stimmung auf ein Tief fiel. Die Risiken für die Konjunktur bleiben auch im Jahr 2023 groß. Allen voran die Energiekrise belastet die regionale Wirtschaft weiter. Neben den erheblich gestiegenen Kosten für Strom, Gas und Kraftstoffe können die Unternehmen nicht mehr auf die Versorgungssicherheit vertrauen.
Die verbesserten Geschäftserwartungen spiegeln sich in den Personalplänen wider. Verstärkt wollen Firmenchefs neue Stellen schaffen. Die Suche nach Fachkräften gestaltet sich aber sehr schwierig.
Fast die Hälfte der Unternehmen will im Jahr 2023 mehr oder gleich viel investieren wie im Jahr 2022 - hier vor allem in den Ersatzbedarf und Rationalisierung. Für notwendige Investitionen in Innovationen und Kapazitätserweiterungen fehlt die finanzielle Decke.

V. Chancen- und Risikobericht

Die Energie- und Rohstoffpreispreise sowie die Versorgungssicherheit bleiben die größten Risiken für ihre wirtschaftliche Entwicklung im IHK-Bezirk auch in den kommenden Jahren. Die Umstellung auf regenerative Energieträger muss mit dem Aufbau ausreichender Speicherkapazitäten einhergehen, um den Industriestandort Deutschland zu sichern. Für den kommenden Winter befürchten die Unternehmen bei nicht ausreichend gefüllten Gasspeichern und dem viel zu geringen Zubau an Erneuerbaren Energien wiederum einen Versorgungsmangel und Einschränkungen in ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit.
Die Preisentwicklung bei Energie und Rohstoffen hat die Inflation angekurbelt. Auch längerfristig ist mit einer zusätzlichen Belastung der Geschäftstätigkeit insgesamt durch steigende Preise, höhere Arbeitskosten, sinkende Kaufkraft etc. zu rechnen.
Das Fachkräftethema besteht weiterhin. Die Neu- bzw. Nachbesetzungen werden vielerorts immer schwieriger. 57 Prozent der Unternehmen zählen den Fachkräftemangel zu den größten Risiken auch für Folgejahre. Chancen sehen die Unternehmer in der eigenen Ausbildung, der Weiterbildung der bereits Beschäftigten und der Einstellung von Migranten.
Unternehmensnachfolgen erfolgreich zu regeln stellt für die gesamte Wirtschaftsregion Ostthüringen darüber hinaus eine zunehmende Belastung dar. In Ostthüringen wurden die meisten Unternehmen Anfang der 1990er Jahre gegründet. Sie stehen nun vor einem Generationswechsel. Unternehmertum ist unter den aktuellen wirtschaftspolitischen Bedingungen, den bürokratischen Lasten und den persönlichen Herausforderungen nur schwer umzusetzen. Beobachtet werden muss, dass Unternehmen schließen und damit Wirtschaftskraft verloren geht.
Eine reale Gefahr geht auch von zunehmenden Cyberattacken auf die Unternehmen, aber auch Verwaltungen, Hochschulen und im Gesundheitswesen aus. Als IHK selbst arbeiten wir immer
noch an den Nachwirkungen des Cyberangriffs vom August 2022 auf die gesamte IHK-Organisation.
Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen haben sich insgesamt verschlechtert. Unternehmen leiden unter immensen bürokratischen Lasten. Immer mehr Verwaltungsaufgaben werden auf die Unternehmen verlagert. Eine Verbesserung ist nicht zu erwarten.
Als finanzielles Einzelrisiko sind weiterhin die künftigen Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine auf die wirtschaftliche Situation im IHK-Bezirk und damit auf Beiträge, Entgelte und Gebühren sowie die korrespondierenden Aufwendungen zu nennen. Bei den IHK-Beiträgen liegt das Risiko in steigenden Stundungen, Zahlungsausfällen sowie in sinkenden Vorauszahlungen. Durch die großen Unsicherheiten im Hinblick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung könnten Unternehmen auch Ausbildungen zurückfahren und IHK-Dienstleistungen in der Weiterbildung weniger nachgefragt werden. Infolge des Beitragserhebungsverfahrens wird davon ausgegangen, dass aufgrund der aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Situation in den Folgejahren ggf. ein geringeres Beitragsaufkommen als derzeit zu erwarten ist.
Im Zusammenhang mit der Umsetzung eines Urteils des Bundesverwaltungsgerichts bezüglich der Rücklagendotierung der IHKs wurde auch im Jahr 2022 eine Risikoinventur durchgeführt. Infolgedessen wurden die einzelnen Risiken bewertet und diese aggregiert. Die IHK Ostthüringen zu Gera hat sich dabei an den auf der DIHK-Ebene vereinbarten Standards orientiert und dann eine von Wirtschaftsprüfern geprüfte Softwarelösung angewendet. Für die so ermittelten Risiken wurden entsprechende Rücklagen gebildet sowie Vorsorge durch Versicherungen betrieben.
  • Für anstehende Instandhaltung an den Gebäuden der IHK wurde eine Instandhaltungsrücklage gebildet.
  • Die Ausgleichsrücklage betrifft die Risiken, die mit den Erträgen sowie mit den Aufwendungen verbunden sind. Sie deckt diejenigen ergebniswirksamen Risiken ab, denen die IHK trotz präventiver Maßnahmen ausgesetzt ist und für die sie deshalb Vorsorge zu treffen hat. Derartige Risiken wurden im Wesentlichen bei den Beiträgen, Gebühren und Entgelten identifiziert. Außerdem bestehen IT-Risiken (technische Störungen, Risiken durch Dienstleister). Zur Ermittlung der Risikosumme greift die IHK auf eine Risikoanalyse und -bewertung zurück.
  • Der Bestand der Versicherungen wurde an einen Versicherungsmakler übertragen und wird seitdem regelmäßig im Rahmen eines Jahresgesprächs mit dem Versicherungsmakler überprüft. Sofern erforderlich, werden Deckungsbereiche und/oder Deckungssummen angepasst. Insofern kann davon ausgegangen werden, dass der vorhandene Versicherungsschutz die vorhandenen und absehbaren Risiken bestmöglich abdeckt.
Chancen können aus der Übertragung weiterer hoheitlicher Aufgaben entstehen, die aufgrund des Kostendeckungsprinzips bei Gebühren allerdings nicht zu einer Verbesserung der Ertragslage führen können.
Chancen für Kosteneinsparungen können sich mittelfristig aus einer verstärkten Zusammenarbeit, Kooperation und Arbeitsteilung von IHKs auf Grund des eingeleiteten Digitalisierungsprozesses innerhalb der IHK-Organisation ergeben.
Seit 2010 wurde in der IHK unter Beteiligung aller Geschäftsbereiche ein IHK-Managementsystem entwickelt, das u.a. der laufenden Steuerung der einzelnen Bereiche der IHK, der Qualitätssicherung und Risikovorsorge dient. Das System wird regelmäßig auf die bestehenden Entwicklungen, Organisationsstrukturen und Prozessabläufe angepasst.

VI. Nachtragsbericht

Es bestehen keine Vorgänge von besonderer Bedeutung nach dem Bilanzstichtag, die einen wesentlichen Einfluss auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage haben.
Gera, 14. Juni 2023

Dr. Ralf-Uwe Bauer                                                   Peter Höhne
Präsident                                                                   Hauptgeschäftsführer