UNTERNEHMERINNEN IM PORTRAIT

Wenn der Boss eine Frau ist

Eine Frau als Boss? Das ist zwar keine Seltenheit mehr jedoch immer noch nicht selbstverständlich. Rund 36 Prozent der Ostthüringer Unternehmensinhaber, Geschäftsführer, Betriebs-  und Filialleiter sind Frauen. Der Anteil steigt langsam aber kontinuierlich. 
Immer mehr Frauen wagen in Ostthüringen den Schritt in die Selbstständigkeit. Im Jahr 2021 waren 41 Prozent der Existenzgründer weiblich. Das sind ca. fünf Prozent mehr als 2020. „Im Zuge der Pandemie waren besonders Frauen betroffen von Kurzarbeit, Home-Office oder gar Kündigung. Aus dieser Situation heraus suchen sie gezielt die Möglichkeit einer selbstständigen Tätigkeit, vorerst oft im Nebenerwerb“, so die Erfahrungen von IHK-Existenzgründungsberater Frank Lenz. Ein Blick auf die Statistik zeige, dass Frauen sich besonders häufig in der „Webseitengestaltung“ bzw. im Bereich „online Dienstleistungen“, im „Gesundheits- und Sozialwesen“ oder im Bereich der „hauswirtschaftlichen Dienstleistungen“ selbstständig machen. 

Frauen sind offener – auch bei Problemen oder Misserfolgen

Es kommt auch zur Sprache, was schiefgelaufen ist oder wo es gerade Schwierigkeiten gibt – so können wir branchenüberreifend von anderen lernen.

Michaela Jahn-Neubert

Familie, Haushalt und ein Unternehmen führen, ist nicht nur für Michaela Jahn-Neubert eine Herausforderung. Die Gastronomin leitet gemeinsam mit dem Geschäftsführer Andreas Jahn die historische Gaststätte und das Hotel „Zur Noll“ in Jena. Seit über 15 Jahren ist sie auch Mitglied im Landesverband Thüringen des VdU (Verband deutscher Unternehmerinnen). „Es tut gut, sich mit anderen Unternehmerinnen auszutauschen, zu erfahren, welche Sorgen und Themen sie bewegen und wie sie damit umgehen“, sagt sie. „Es tut gut zu wissen, dass es anderen ähnlich geht, den Alltag zu meistern.“ Sie hat, anders als in Gesprächen mit Unternehmern die Erfahrung gemacht, dass Frauen offener und ehrlicher miteinander umgehen. „Es kommt auch zur Sprache, was schiefgelaufen ist oder wo es gerade Schwierigkeiten gibt – so können wir branchenüberreifend von anderen lernen.“ Frauen seien nicht nur offener, sondern auch empathischer, seinen weniger in Status- oder Hierarchiedenken gefangen und könnten sich im Sinne der Integration in ein Team auch mal zurückhalten, so die Unternehmerin mit einem Augenzwinkern, denn ihr sei schon bewusst, dass es auch Männer mit diesen Eigenschaften gibt.

Stark machen für starke Frauen

Bei den regelmäßigen Treffen des Verbandes geht es aber auch darum, dass Frauen noch heute, trotz großer Fortschritte in den letzten Jahren, mit Vorbehalten zu kämpfen haben. „Dass Chancengleichheit in der heutigen Zeit leider immer noch ein Thema ist, zeigen nicht nur Zahlen von Frauen in Vorstands- und Geschäftsführeretagen, sondern auch die traditionellen Rollenbilder in den Köpfen von Teilen der Gesellschaft“, so Michaela Jahn-Neubert. Deshalb engagiert sie sich auch für mehr Frauen in Führungspositionen, will Mädchen ermuntern, sich in stärker für Naturwissenschaften und IT-Technologie zu interessieren und Frauen Mut machen, den Schritt in die Führungsebene oder Selbstständigkeit zu wagen. „Wir Frauen müssen uns mehr zutrauen!“ 

Emily-Roebling-Preis

Mit dem jährlich vergebenen Emily-Roebling-Preis will der VdU-Landesverband Thüringen gemeinsam mit der TAB, der LEG und den Thüringer IHKs Frauen ehren, die als Unternehmerin oder Geschäftsführerin neue Wege gehen und damit erfolgreich sind. Die Preisverleihung findet am 27. September statt.
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