UKRAINE-KONFLIKT

Russland-Ukraine: Wie der Krieg auch die deutsche Wirtschaft trifft

Der russische Einmarsch in der Ukraine bringt vor allem den Menschen im zweitgrößten Flächenland Europas viel Leid. Das erschüttert auch die deutsche Wirtschaft, die in vielfältiger Weise vom Krieg selbst und seinen Folgen betroffen ist. Von bestürzten Rückmeldungen berichtet DIHK-Präsident Peter Adrian: „Unternehmerinnen und Unternehmer, gerade auch mit Verbindungen in die Region, sind entsetzt über diesen sinnlosen Krieg.“

Status quo 

Am stärksten betroffen ist das Kriegsgebiet in der Ukraine mit ihren rund 40 Millionen Einwohnern. Mehr als eine Million sind bereits aus dem Land geflüchtet, rund zwölf Millionen sind innerhalb der Ukraine auf der Flucht. Bis zum Kriegsbeginn waren dort 2.000 deutsche Unternehmen mit insgesamt etwa 50.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aktiv. Viele von ihnen mussten aus Sicherheitsgründen schließen. Sie haben, wenn irgendwie möglich, zunächst die Löhne weiterbezahlt, müssen sich aber zunehmend bitteren Realitäten stellen: Ein einigermaßen normaler Betrieb ist auf absehbare Zeit nicht möglich.
Die Lage ist nicht nur lebensgefährlich. Die Ukraine mobilisiert zudem alle Ressourcen gegen die russischen Angreifer: Fahrzeuge aus den Betrieben werden zur Blockade von Straßen eingesetzt. Männliche Mitarbeiter werden zum Wehrdienst eingezogen. Das trifft auch die Nachbarländer: In Polen etwa kommen viele LKW-Fahrer aus der Ukraine – viele sind jetzt zum Militäreinsatz. Auch in Tschechien arbeiten rund 200.000 Ukrainerinnen und Ukrainer. Die beiden Länder haben umgekehrt bislang auch die meisten ukrainischen Flüchtlinge aufgenommen.

Hilfe für Flüchtlinge 

In Deutschland engagieren sich viele Unternehmen ebenfalls stark für in und aus der Ukraine fliehende Menschen. Immerhin haben rund 330.000 Beschäftigte hierzulande einen ukrainischen Migrationshintergrund. Deutsche Unternehmen mit Niederlassungen in der Ukraine sorgen sich in erster Linie um die Sicherheit ihrer Beschäftigten vor Ort. Einige versuchen, ukrainische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Unternehmenssitzen in Deutschland oder in der EU weiter zu beschäftigen.
Aber auch Unternehmen ohne Ukraine-Bezug engagieren sich in der akuten Not: Erst geht es um Hilfe für das Nötigste und den Transit von der Grenze in eine sichere Unterkunft. Dann dürften aber auch Fragen nach Ausbildung, Beschäftigung und Kinderbetreuung eine große Rolle spielen – die meisten der in Deutschland ankommenden Flüchtlinge sind Frauen und Kinder. „Deshalb ist es wichtig, dass die Bundesregierung hier jetzt schnell Erleichterungen bei Aufenthaltsregelungen und Arbeitserlaubnis schaffen will”, sagt DIHK-Präsident Peter Adrian.

„Krieg ist keine Basis für wirtschaftlich tragfähige Beziehungen“ 

Wie stark die Folgen des Krieges die deutsche Wirtschaft in ihrer Breite treffen werden, lässt sich aktuell noch nicht abschätzen. Klar ist: Der Handel mit Russland geht aufgrund der von der EU, Großbritannien, der Schweiz, den USA, Kanada und Japan verhängten scharfen Wirtschaftssanktionen sehr stark zurück. „In der deutschen Wirtschaft gibt es großes Verständnis dafür, dass die Politik mit harten und wirksamen Sanktionen gegen die Verursacher reagieren muss“, sagt DIHK-Präsident Peter Adrian. „Ein Krieg ist keine Basis für wirtschaftlich tragfähige Beziehungen.“
 
Etliche Unternehmen mit engen Beziehungen zu Geschäftspartnern oder sogar eigenen Filialen in Russland oder der Ukraine trifft der Krieg und seine Folgen sogar existenziell. Die Bundesregierung hat für Härtefälle eine finanzielle Abfederung in Aussicht gestellt. Der DIHK bemüht sich sehr um Lösungen für unternehmerische Existenzen, die jetzt auf der Kippe stehen.

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