NACHHALTIGE INDUSTRIEFORSCHUNG

Bio-Klebstoffe ohne Mikroplastik

Einen biobasierten und bioabbaubaren Schmelzklebstoff „Caremelt“ auf Basis von Polymilchsäure hat das Rudolstädter Thüringische Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung e.V. (TITK) entwickelt. Der Klebstoff wurde bereits von renommierten Klebstoffherstellern erfolgreich getestet. Er kann in verschiedenen Industriezweigen ebenso verwendet werden wie im Do-it-yourself-Bereich. Die Neuentwicklung steht beispielhaft für das erfolgreiche Anschieben anspruchsvoller Innovationsvorhaben in Thüringen durch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK). Die Neuheit wird zum Innovationstag Mittelstand des BMWK am 23. Juni 2022 in Berlin präsentiert.

Alternative zu erdölbasierten Schmelzklebern

Schmelzklebstoffe (Heißkleber) haben einen Anteil von 15 bis 20 Prozent am Gesamtmarkt der Klebstoffe, Tendenz steigend. Die Möglichkeiten, Alternativen zu den verbreiteten erdölbasierten Schmelzklebern zu entwickeln, stehen jedoch noch am Anfang. Die von den Rudolstädter Forschern eingesetzte Polymilchsäure (PLA) wird aus biogenen Monomeren hergestellt und zählt zu den günstigsten Biokunststoffen mit Produktionskapazitäten weltweit. PLA ist unter industriellen Bedingungen kompostierbar, biokompatibel und hat nach Expertenmeinung das Potenzial, klassische Massenkunststoffe auf Erdölbasis zu ersetzen. 

95 Prozent biologisch und CO2-neutrale Produktion

Nach Zugabe von Bioharzen, Weichmachern und Wachsen beträgt der biobasierte Anteil des gebrauchsfertigen PLA-Schmelzklebstoffs namens Caremelt bis zu 95 Prozent. Je nach Rezeptur ist die Produktion im günstigsten Fall nahezu CO2-neutral. Der vollständige Abbau bzw. die Zersetzung in umweltverträgliche Substanzen dauert unter den Bedingungen einer industriellen Kompostieranlage einige Monate. Hier fällt bei dem Bio-Schmelzklebstoff, im Gegensatz zu konventionellen Materialien, auch kein Mikroplastik an. Anwendung findet Caremelt, das bereits von renommierten Klebstoffherstellern erfolgreich getestet wurde, in der Verpackungs-, Hygiene-, Textil-, Automobil-, Schuh-, Holz- und Möbelindustrie, aber auch im Do-it-yourself-Bereich. 

Anspruchsvolle Innovationsvorhaben in Thüringen angeschoben

Die Neuentwicklung steht beispielhaft für das erfolgreiche Anschieben anspruchsvoller Innovationsvorhaben in Thüringen durch das BMWK mit einer Palette verzahnter Förderprogramme, zu denen auch das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) gehört. Mit Mitteln aus dem Programm wurde auch in einem Kooperationsprojekt an der Hochschule Nordhausen eine kostenoptimierte Turbine für Pumpspeicher-Kraftwerke realisiert. Die auf dem Innovationstag vorgestellte Neuheit soll das Potenzial selbst kleinerer Wasserkraftwerke für die Energiewende erschließen. Ebenfalls Ergebnis einer ZIM-Kooperation und auf dem Innovationstag zu sehen ist ein neuartiger Leichtbeton des Instituts für Angewandte Bauforschung IAB, Weimar, auf Basis von recycelten Leichtgranulaten sowie Leichtbetonbruch. Der verstärkte Einsatz des aus Bauabfällen gewonnenen Materials soll zu einer erheblichen Umweltentlastung führen.

Rund 1.600 FuE-Projekte seit 2015 in Thüringen

Mit dem ZIM wurden seit 2015 mehr als 4.000 einzelbetriebliche Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie fast 21.000 Kooperationsvorhaben angestoßen. Parallel erhielten im gleichen Zeitraum über 460 neue Innovationsnetzwerke Unterstützung, in denen sich Unternehmen und industrienahe Forschungseinrichtungen zusammengeschlossen haben. Insgesamt wurden Fördermittel in Höhe von vier Milliarden Euro bewilligt. Für rund 1.600 Forschungs- und Entwicklungsprojekte zwischen Nordhausen, Sonneberg und Altenburg wurden über 257 Mio. Euro bereitgestellt.

Innovationstag Mittelstand am 23. Juni

Beim Innovationstag Mittelstand am 23. Juni in Berlin mit mehr als 200 Ausstellern aus allen Regionen Deutschlands werden neben herausragenden ZIM-Projekten auch Highlights aus weiteren Förderinitiativen und -programmen des Ministeriums präsentiert. 

Mehr Informationen zum Innovationstag

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