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Spezialchemikalien nach Maß
Das Chemiewerk Bad Köstritz ist einer der ältesten noch tätigen deutschen Chemieproduzenten. Es hat seine Wurzeln in der 1831 vor den Toren Geras eröffneten Saline und produziert noch heute am selben Standort. Die dort hergestellten Spezialchemikalien sind gefragt bei Kunden weltweit. Innovationsfreudigkeit, hohe Flexibilität, Kosteneffizienz und kundenorientierte Produktentwicklung sind damals wie heute die Bausteine des Erfolgs. Investitionen in Prozessoptimierung, Energie- und Rohstoffeffizienz, Automatisierung und Digitalisierung sollen das Unternehmen für die Zukunft aufstellen.
© CWK/reneloeffler
Innovation gehört zum Geschäftsmodell
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Unabhängiger bei Rohstoffen und Energie
Gerade hat die Firma eine neue Schwefelverbrennungsanlage in Betrieb genommen. „Wir sind einer der wenigen verbliebenen Produzenten von Schwefel, der zum Beispiel als Amoniumthiosulfat Bestandteil von Düngemitteln ist. Mit der neuen Anlage sind wir ein Stück unabhängiger von Rohstofflieferungen und können aus sogenanntem ‚Flüssigschwefel‘ Schwefelsäure und Festschwefel selbst erzeugen.“
Insgesamt hat das Chemiewerk seit 1991 über 150 Millionen Euro in Modernisierung und neue Anlagen investiert – auch unter dem Gesichtspunkt des Umwelt- und Gesundheitsschutzes sowie der Reduzierung von Emissionen. „Angesichts hoher Gas- und Strompreise haben wir die Eigenversorgung mit Energie im Fokus: Die in der Produktion entstehende Energie wird zur Dampfproduktion genutzt und eine werkseigene Solaranlage sorgt für Strom. Eine weitere soll demnächst hinzukommen. „Damit konnten wir bisher rund ein Drittel des Erdgasbedarfs einsparen“, sagt Dr. Lars Böttcher. Weitere Investitionen in Wärmerückgewinnung oder geschlossene Wasserkreisläufe, dort wo es prozessbedingt möglich ist, sind geplant.
Chemiebranche hat Zukunft
„Die Chemische Industrie bleibt eine volkswirtschaftlich relevante Branche“, ist Dr. Lars Böttcher überzeugt. Ihre Produkte wie Dünger, Lacke oder Kunststoffe seien aus unserem Alltag nicht wegzudenken und würden auch in Zukunft gebraucht. Gute Perspektiven für eine Branche, die mit immer höheren gesetzlichen Anforderungen an Emissionsgrenzwerte und immer aufwändigeren Genehmigungsverfahren zu kämpfen hat.
„Energie- und Rohstoffeffizienz haben Unternehmen schon aus eigenem Interesse auf dem Schirm. Jedes Unternehmen ist daran interessiert, Verbräuche zu optimieren und seine Ressourcen nachhaltig zu nutzen. Dazu bedarf es keines Kreislaufwirtschaftsgesetzes“, erteilt er zunehmender Bürokratie eine Abfuhr. Berichtspflichten zu Abfall, Umweltthemen und EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung erfordern eine aufwändige Auswertung und Aufbereitung von Kennzahlen, binden Arbeitskraft und erhöhen so die Kosten.
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Seine Antwort: „Wir arbeiten bei genehmigungspflichtigen Investitionsprojekten schon in einem sehr frühen Projektstadium mit den entsprechenden Behörden zusammen, um so relevante Fragen im Vorfeld zu klären und den Genehmigungsprozess zu beschleunigen.“ Außerdem steht auch das Thema Automatisierung von Prozessen und Digitalisierung bei der Erfassung und Auswertung von Produktions- und Energiedaten ganz oben auf der Liste.
Chemiewerk Bad Köstritz – aus der Geschichte
1831 bis 1871 Die am 3. August 1831 eröffnete Saline Heinrichshall wird 1848 zu einer Chemischen Fabrik erweitert. Der Unternehmenserfolg rechtfertigt 1871 die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft.
1872 bis 1947 Die Zeit um die Jahrhundertwende hält nicht nur politische Herausforderungen bereit. In der Folge des Ersten Weltkriegs wird das Köstritzer Unternehmen zweimal verkauft – zuletzt 1927 an die Zschimmer und Schwarz OHG, die das Chemiewerk mit neuen Investitionen stützt.
1948 bis 1969 1948 wird das Chemiewerk zum volkseigenen Betrieb umgewandelt, 1969 erfolgen die Zuordnung zum Kombinat Bitterfeld sowie der Aufbau einer betriebseigenen Forschungsabteilung. Ab 1962 verlagert sich der Produktionsschwerpunkt von Schwefelsäure auf Kieselsäureerzeugnisse.
1970 bis 1990 In den 70er und 80er Jahren werden wichtige Grundsteine für die Weiterentwicklung der Produktion gelegt. Das Chemiewerk unternimmt erste wichtige Schritte in der Erforschung zeolithischer Materialien. 1989 wird die hochmoderne Molekularsiebproduktionsanlage in Betrieb genommen.
1991 bis heute 1991 übernehmen die Familie Leopold und Dr. Ottow das Chemiewerk. Auf dem Firmenareal entsteht bis 1999 ein moderner Industriepark. Das neue Jahrtausend beginnt vielversprechend mit deutlichen Kapazitätserweiterungen in der Produktion von Molekularsieben (2010) und Kieselsol (2014) sowie der neuen Anlage zur Herstellung von SO2 und H2SO4 (2020)
cwk-bk.de
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1872 bis 1947 Die Zeit um die Jahrhundertwende hält nicht nur politische Herausforderungen bereit. In der Folge des Ersten Weltkriegs wird das Köstritzer Unternehmen zweimal verkauft – zuletzt 1927 an die Zschimmer und Schwarz OHG, die das Chemiewerk mit neuen Investitionen stützt.
1948 bis 1969 1948 wird das Chemiewerk zum volkseigenen Betrieb umgewandelt, 1969 erfolgen die Zuordnung zum Kombinat Bitterfeld sowie der Aufbau einer betriebseigenen Forschungsabteilung. Ab 1962 verlagert sich der Produktionsschwerpunkt von Schwefelsäure auf Kieselsäureerzeugnisse.
1970 bis 1990 In den 70er und 80er Jahren werden wichtige Grundsteine für die Weiterentwicklung der Produktion gelegt. Das Chemiewerk unternimmt erste wichtige Schritte in der Erforschung zeolithischer Materialien. 1989 wird die hochmoderne Molekularsiebproduktionsanlage in Betrieb genommen.
1991 bis heute 1991 übernehmen die Familie Leopold und Dr. Ottow das Chemiewerk. Auf dem Firmenareal entsteht bis 1999 ein moderner Industriepark. Das neue Jahrtausend beginnt vielversprechend mit deutlichen Kapazitätserweiterungen in der Produktion von Molekularsieben (2010) und Kieselsol (2014) sowie der neuen Anlage zur Herstellung von SO2 und H2SO4 (2020)
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