PERCEPTEC: Augendiagnostik neu denken

Drei mutige Absolventen der Ernst-Abbe-Hochschule Jena (EAH) wagten 2024 den Schritt aus dem Hörsaal in die Wirtschaft. Sie gründeten die PERCEPTEC GmbH. Ihre Idee: Mit modernster 3D-Technologie und innovativem Testverfahren die Augendiagnostik neu zu denken und deutlich zu erleichtern. Ihr erstes Produkt: Ein kompakter Sehtest, der auf Basis dieser Technologie Fehlsichtigkeiten schnell und zuverlässig bestimmbar macht. Ein Prototyp wurde erfolgreich entwickelt und die Patentanmeldung finalisiert. Auch das Team ist inzwischen gewachsen.

Klassischer Sehtest in ein Gerät komprimiert

Mit Sehtests kennen sich die beiden Ideengeber und Firmengründer Dr. Ilka Urban und Dr. Markus Leicht aus. Beide sind gelernte Augenoptiker, haben Augenoptik in Jena studiert und in diesem Fachgebiet auch promoviert. „Mich haben technische Aspekte innovativer 3D-Displays und die dahinterstehenden Verarbeitungsmechanismen des Auges interessiert. Ilka Urban hat dagegen mit physiologischem Schwerpunkt promoviert, unter anderen an der Simulation von Augenmodellen gearbeitet. Beide Forschungsfelder ergänzen sich und so kam es dazu, gemeinsam an Neukonzeptionen diagnostischer Methoden der Augenoptik und Augenheilkunde zu arbeiten – was in der Idee eines ersten Produktes und schließlich in die Firmengründung mündete, die wir zusammen mit Nico Trinks, dem Betriebswirt im Gründerteam, umgesetzt haben“, gibt Dr. Markus Leicht einen kurzen Abriss der Anfangszeit.
Die beiden Wissenschaftler entwickelten ein neuartiges Konzept für einen Sehtest, mit dem beim Optiker oder Arzt Fehlsichtigkeiten effizienter diagnostiziert werden. Ihr Ansatz: Mit Hilfe von 3D-Displays wird ein innovatives Testverfahren dargestellt, über welches die Fehlsichtigkeit des Auges schrittweise in verschiedenen Entfernungen ermittelt wird. Dabei kann die Testperson alle Schritte eigenständig ausführen. Eine Einweisung erfolgt automatisiert. Die so gewonnenen Messwerte bilden die Grundlage für Korrekturen der Fehlsichtigkeit, zum Beispiel durch eine Brille. „Jeder Brillenträger weiß, dass die klassischen Sehtests aufwändig sind, Zeit in Anspruch nehmen, mehrere Geräte benötigt werden und nur mit fachkompetentem Personal ein optimales Ergebnis erreicht wird“, so Dr. Leicht. „Dieses komplexe Verfahren haben wir in ein kompaktes Gerät von der Größe eines Schuhkartons komprimiert und so optimiert, dass der Patient selbstständig die Messung durchführen kann.“ Das sei ein echter Paradigmenwechsel in der Augendiagnostik.
Inzwischen wurde das Verfahren zum Patent angemeldet, ein erster Prototyp entwickelt und Fachleuten vorgeführt. „Wir haben viel Zustimmung erfahren. Es gibt auch ein großes Interesse, unseren virtuellen Sehtest später zu kaufen und einzusetzen. Zunächst nutzen wir jedoch die Erfahrungen der Anwender für die Weiterentwicklung und Optimierung.“ Parallel laufen die Vorbereitungen zu Validierung und Zertifizierung, die für eine Marktzulassung als Medizinprodukt erforderlich sind. „Dazu wollen wir uns erfahrene Partner ins Boot holen, um mit deren Erfahrungen diese Prozesse zu beschleunigen.“

Rückenwind für Produktentwicklung und Firmengründung

Im Oktober 2024 ist die Firma in den Technologie- und Innovationspark Jena eingezogen. Eine gute Entscheidung, wie Dr. Markus Leicht betont. Hier können man nicht nur von Kaltmietfreistellung und der Nutzung von Konferenzräumen profitieren. Besonders schätzt er den Austausch mit anderen Start-ups und die Einbindung in das Netzwerk des Gründerzentrums. Solche Unterstützungsangebote für innovative Gründer seien sehr wichtig. „Wir haben von Anfang an diesen Rückenwind nutzen können, ohne den der lange Weg von der Idee zum Produkt und zum Firmenaufbau nicht zu bewältigen ist.“
Das StartupLab und die REAHLIZE-Förderung der EAH hätten mit der Bereitstellung von Material, Technik und Räumen geholfen die ersten Ideen voranzutreiben und die Firmengründung vorzubereiten. Die Gründerprämie der Thüringer Aufbaubank ermöglichte die Finanzierung der Gründer während des ersten Jahres bis zur Firmengründung im Mai 2024. Eine Seed-Finanzierung der bm-t thüringen und der Sparkasse Saale-Holzland ermöglichen jetzt die Produktweiterentwicklung bis zur Marktreife. „Gerade stehen wir in Kontakt mit privaten Investoren, die ebenfalls investieren werden. Außerdem wollen wir die vielfältigen Fördermöglichkeiten des Freistaates nutzen, um die bevorstehenden Aufgaben weiter zu beschleunigen.“

Nächstes Projekt schon in der „Schublade“

„Unser Ziel ist aktuell die Weiterentwicklung des Prototyps zum marktfähigen Produkt und dessen Marktzulassung. Geplant ist, Partner für Produktion und Vertrieb zu finden. Mit ersten Interessenten sind wir bereits im Gespräch“, umreißt Dr. Leicht die Pläne für die nächsten Monate. PERCEPTEC wolle sich ganz auf die Entwicklungsarbeit konzentrieren und weitere augenoptische Diagnoseverfahren „neu denken“ und in innovative Produkte umsetzen. Erste Ideen hat er bereits im Kopf, auch wenn er jetzt noch nicht darüber reden will.

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