GUT BERATEN

Mit Mut und Plan zum Erfolg

Motivation und Zahlen müssen stimmen

Rund 7.500 Unternehmen wurden nach Angaben des Landesamtes für Statistik in den ersten acht Monaten dieses Jahres gegründet. Das sind rund neun Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Rund ein Drittel davon gingen in Ostthüringen an den Start. Das wachsende Interesse an der Selbstständigkeit zeigen auch die Anfragen bei den IHK-Gründungsberatern Cornelia Keucher und Frank Lenz. Eine tolle Idee und der Eintrag beim Gewerbeamt reichen nicht aus, um erfolgreich zu sein, betonen sie. Sie unterstützen Gründungsinteressierte jeden Alters in den unterschiedlichsten Branchen, gleich ob Imbiss oder Start-up. Ihr Ziel: Aus jeder Gründung ein erfolgreiches Unternehmen machen.

Was sind denn die Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Unternehmensgründung?

Cornelia Keucher: Egal ob Dienstleistung oder Produkt, ob Neustart, Ausgründung oder Nachfolge: Wichtig ist, dass man von seiner Gründungsidee nicht nur überzeugt ist, sondern auch das notwendige Know-how dafür mitbringt. Nur so kann man glaubwürdig auf Kunden, Partner oder Lieferanten zugehen und am Ende erfolgreich sein.
Frank Lenz: Oft unterschätzt wird, dass Gründungswillige neben Fachwissen auch betriebswirtschaftliches Wissen mitbringen müssen. Zur Unternehmensgründung gehört mehr als nur der Gang zum Gewerbeamt oder Registergericht. Deshalb empfehlen wir allen, sich schon lange vor der eigentlichen Gründung intensiv auf die Anforderungen an einen Unternehmer vorzubereiten. Dabei gilt: Zu früh gibt es nicht. 

Worauf muss man bei der Vorbereitung achten?

Cornelia Keucher: Wir haben die wichtigsten Anforderungen an eine effektive Vorbereitung auf die Gründung in sieben Schritten zusammengefasst. Dazu gehört an erster Stelle zu entscheiden, welche Rechtsform das künftige Unternehmen haben soll und zu welcher Branche es gehören wird. Davon hängt einerseits ab, was man für die Anmeldung vorbereiten muss, ob beispielsweise eine Erlaubnis erforderlich ist und welche Formalien notwendig sind. Andererseits wird damit die Zugehörigkeit zu einer Kammer, ob nun IHK oder Handwerkskammer, geklärt. Dort bekommt man reichlich Informationen und Unterstützung für die Gründung – und auch später im Unternehmeralltag.
Frank Lenz: Ein weiterer sehr wichtiger Schritt ist die Aufstellung eines Businessplans. Der Gründer muss dort sehr konkret zusammenfassen, welche Leistungen er für welche Kunden anbieten will und wie die Marktsituation in diesem Bereich aussieht. Außerdem steht die Frage nach Partnern und Lieferanten im Raum. Das alles muss schließlich in Zahlen gefasst werden.  Wieviel muss investiert werden, um loslegen zu können? Gibt es genügend eigene Mittel oder braucht man eine Finanzierung? Wie hoch sind die laufenden Kosten? Welche Preise müssen kalkuliert werden, um wirtschaftlich arbeiten zu können – gibt der Markt das her? Je gewissenhafter und realistischer der Businessplan, desto besser lässt er sich am Ende auch umsetzen.

Sie sprachen von sieben Schritten … 

Cornelia Keucher: Im vierten Schritt geht es ums Geld – und zwar nicht nur um die Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten für Investitionen, Betriebsmittel und Beratungsleistungen, sondern auch um den eigenen Lebensunterhalt. Es gibt vielfältige Angebote von Existenzgründerpass bis Gründungszuschuss. Die meisten davon sind an ganz konkrete Voraussetzungen gebunden und „können“ vergeben werden, es besteht also kein Anspruch. Eines haben sie jedoch gemeinsam: ein schlüssiger Businessplan ist ein wichtiges Entscheidungskriterium. 
Frank Lenz: Das bringt uns zu einem weiteren Punkt: Die Absicherung des Gründers. Einmal die soziale Absicherung zu den Themen Rente, Krankheit, Pflege und Arbeitslosigkeit. Es geht aber auch um die betriebliche Absicherung über die Berufsgenossenschaft oder Haftpflichtversicherungen für verschiedene Sachverhalte. Letztendlich muss man auch eine Steuernummer beim Finanzamt beantragen und die Steuerpflichten, wie Umsatz- und ggf. Lohnsteuer einplanen. Das ist in der Tat ein sehr umfangreiches Spektrum an Aufgaben, die auf einen Gründer zukommen.

Was sind die Punkte, die am häufigsten unterschätzt werden?

Cornelia Keucher: Am häufigsten unterschätzt wird, dass man einen langen Atem braucht, ehe sich der Erfolg und damit auch der wirtschaftliche Erfolg des neugegründeten Unternehmens einstellt. Diese Anlaufphase ist nicht nur finanziell eine Herausforderung, sondern auch sehr arbeitsintensiv.

Wo finden Gründer Unterstützung in dem gesamten Prozess?

Frank Lenz: Der Gründungsprozess ist in der Tat sehr komplex und äußerst dynamisch. Wir empfehlen daher immer, die vielfältigen Beratungsangebote zu nutzen. Die Begleitung durch einen Berater ist in den verschiedenen Gründungsphasen förderfähig. Die IHK berät kostenlos.
Cornelia Keucher: Die IHK bietet in ihren Erstberatungen einen umfangreichen Überblick über alle notwendigen Schritte und gibt viele Tipps, wo man welche Unterstützung bekommt. Dabei können wir nicht nur auf die Leistungen der IHK (Rechtsauskünfte, Weiterbildung, Finanzierungsberatung) zurückgreifen, sondern auch auf die Thüringer Gründernetzwerke.
ThEx

 

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