Saubere Sache: Mit Automatisierung und regionaler Vernetzung Marke stärken

Seit 1912 bis heute werden in Gera Seifen produziert. An die ursprüngliche Seifensiederei erinnert heute nichts mehr. In den modernen Produktionsräumen der Petra Haushalts- und Industriereinigungsmittel GmbH werden flüssige Haut- und Körperreinigungsmittel hergestellt, die europaweit gefragt sind. Nur in einem Punkt blieb die Firma der Tradition treu: Sie ist ein echter Familienbetrieb. 1983 hatte Wolfgang Radtke die Firma übernommen und gemeinsam mit seiner Frau Sabine als Privatunternehmen geführt. Die Geschäftsführung liegt heute in den Händen von Tochter Claudia Klötzer und mit ihren Kindern ist die dritte Generation der Unternehmerfamilie in die Firma eingestiegen.

Flexibilität als Marktvorteil

„Wer sich im Betrieb oder unterwegs beim Händewaschen am Seifenspender bedient, wäscht sich gegebenenfalls mit Seife von Petra-Chemie die Hände“, sagt Claudia Klötzer, die 2014 die Geschäftsführung übernommen hat. „Unsere Kunden sind hauptsächlich Großhändler mit eigenen Vertriebsstrukturen. An sie liefern wir unsere Flüssigseifen in Patronen für Standardspendersysteme.“ Die elf „Seifenhersteller mit Leidenschaft“ können aber mehr als nur Standard. Sie entwickeln neue Rezepturen oder modifizieren Bewährtes, um Kundenwünsche nach speziellen Inhaltsstoffen, Düften oder Farben umzusetzen. In einem Markt zu bestehen, der stark von Preiswettbewerb geprägt ist, ist eine Herausforderung für das kleine Familienunternehmen. „Wir bekommen deutlich die aktuelle wirtschaftliche Situation zu spüren. Unsere Flexibilität, schnell auch in kleinen Mengen auf Kundenwünsche einzugehen, ist jedoch für uns ein wichtiger Marktvorteil“, so die Unternehmerin. Viele Stammkunden fragen auch deshalb gezielt nach den Produkten aus Gera. Zur Produktpalette gehören neben Handwaschseifen auch Haushaltsreiniger und die eigene Serie „Gothic“.

Eine Millionen Unterlagen für eine Seife

So richtig zu schaffen macht der Unternehmerin jedoch die Flut an Nachweispflichten und Beschränkungen. Insbesondere nennt sie die EU-Kosmetik-Verordnung und EU-Chemikalienrichtlinie, die umfangreiche Nachweise fordern – zum Beispiel zu Parabenen oder Mikroplastik. Das seien gefühlt „eine Million Unterlagen pro Seife“. Dabei arbeite Petra-Chemie bereits nach hohen, zertifizierten Umweltstandards, die für Kunden heute selbstverständlich sind.

Ziel: vollautomatische Produktion

Hohe Qualitätsstandards stellt Claudia Klötzer auch an die Produktionstechnik und investiert in die Zukunft des Unternehmens. Ihr Traum ist eine vollautomatische Produktion. Seit vergangenem Jahr verstärkt zunächst Kollege „Manfred“ das Team. Manfred ist ein sogenannter „Cobot“, ein Industrieroboter, der im Produktionsprozess mit Menschen zusammenarbeitet. Er übernimmt es, die abgefüllten Seifenkanister vom Band auf die Transportpalette zu heben und entlastet so die Mitarbeiter. Als nächstes plant die Firmenchefin, die Seifenherstellung zu automatisieren – also das „Mixen“ der einzelnen Komponenten. In diesem Zusammenhang sind auch die Modernisierung und Erweiterung des Rohstofflagers geplant.

Zukunft im Blick

„Wir wollen trotz der angespannten Wirtschaftslage in Deutschland unsere Marktposition weiter ausbauen und den Markennamen ‚Petra‘ weiter stärken“, umreißt sie die Zukunftspläne für das Familienunternehmen.
Petra Chemie investiert deshalb nicht nur in Automatisierung, sondern auch in betriebseigenen „Facharbeiternachwuchs“: Vivien Kahnt hat im vergangenen Jahr ihre Ausbildung zur Maschinen- und Anlagenführerin als Prüfungsbeste in Ostthüringen abgeschlossen. „Wir haben uns sehr mit Vivien über den Berufsabschluss gefreut und sie auch als neue Mitarbeiterin übernommen.“ Teil des Teams sei sie schon während ihrer Ausbildung geworden. „Als kleines Unternehmen bilden wir nicht sehr häufig aus und binden die Azubis eng in die Betriebsabläufe ein. Unterstützt wurden wir dabei von der guten Ausbildungsberatung durch die IHK und überbetrieblichen Angebote des Ostthüringer Ausbildungsverbundes.“
Auch die gute Vernetzung in der Region lässt Claudia Klötzer optimistisch in die Zukunft blicken. „Ich engagiere mich im Unternehmerverband BVMW. Die dort geknüpften Kontakte konnte ich schon oft nutzen, um auf kurzem Weg Zusammenarbeit oder Kooperationen zu vereinbaren“, sagt die Unternehmerin, die großen Wert auf regionalen Zusammenhalt legt.
Immer aktuell über Neues im Onlinemagazin informiert sein? Abonnieren Sie unseren Newsletter „News Ostthüringer Wirtschaft“!
Jetzt hier anmelden
Sie haben Fragen, kritische Hinweise, Verbesserungsvorschläge oder eine Idee für einen Artikel? Schreiben Sie uns: magazin@gera.ihk.de.
Mit Namen oder Initialen gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der IHK wider.
Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir Status- und Funktionsbezeichnungen in der Regel in der männlichen Form. Sie gelten jedoch für alle Geschlechter gleichermaßen.