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Geopolitik und Welthandel: Die Welt im Umbruch
Geopolitische Spannungen und deren Auswirkungen auf internationale Machtverhältnisse sind wieder stark in den Fokus gerückt: Sowohl der Krieg in der Ukraine als auch die Auseinandersetzungen im Nahen Osten und im Indopazifik beeinflussen die deutsche Exportwirtschaft, die sich durch Instabilität in wichtigen Märkten und unterbrochene Lieferketten neuen Herausforderungen gegenübersieht. Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Dr. Ralph Wrobel, Referent beim 15. Mitteldeutschen Exporttag am 25. September in Leipzig.
© Sean K/Shutterstock
Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 hat der Begriff „Geopolitik“ wieder die politische und wissenschaftliche Diskussion erreicht. Geopolitik untersucht die Auswirkungen geografischer Faktoren auf die internationale Politik und Machtverhältnisse zwischen Staaten. Dabei sind die Konzepte des „Heartland“, welches das zentrale eurasische Gebiet als strategisch entscheidend für die Weltherrschaft ansieht, und das Konzept des „Rimland“, das die Bedeutung der Küstenländer Eurasiens als Puffer- und Einflusszone zwischen Großmächten definiert, von grundlegender Bedeutung. Parallel sind See- und Landmächte zu unterscheiden. Während Seemächte wie die USA maritime Handelsrouten dominieren, fokussieren Landmächte wie Russland oder China auf Landwege. Beiden Mächten geht es jedoch letztendlich darum, einen „Hinterhof“ zu schaffen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten.
Russland fürchtet westlichen Einfluss
© Svet foto/Shutterstock
Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, der im Februar 2022 eskalierte, ist ein sehr gutes Beispiel für geopolitische Spannungen im eurasischen „Heartland“. Russland betrachtet die Ukraine als Teil seines geopolitischen Hinterhofs und fürchtet westlichen Einfluss durch die NATO-Erweiterungen sowie eine potenzielle EU-Erweiterung. Die EU und die USA unterstützen die Ukraine hingegen wirtschaftlich und militärisch, da sie das Selbstbestimmungsrecht der Völker in den Vordergrund stellen. Wirtschaftlich haben die Sanktionen gegen Russland globale Energie- und Rohstoffmärkte destabilisiert, was Europa durch steigende Energiekosten und Inflation belastet. Zudem ist der Gütertransport mit dem Trans-Eurasia-Express zwischen China und Europa massiv zurückgegangen.
Spannungsfeld Naher Osten
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Der Konflikt im Gazastreifen zwischen Israel und der palästinensischen Hamas ist ein weiteres geopolitisches Spannungsfeld. Er stellt jedoch nur einen Kulminationspunkt für den Konflikt zwischen dem westlich geprägten Israel – sowie weiteren Verbündeten der USA wie Saudi-Arabien – auf der einen Seite und dem „schiitischen Halbmond“ zwischen dem Libanon und dem Iran auf der anderen Seite dar. Geopolitisch bedeutend ist, dass auch die Huthi-Miliz im Jemen zu diesem Machtblock gezählt werden muss, diese aber durch ihre Angriffe auf westliche Schiffe den Verkehr im Roten Meer destabilisiert. Dieser Konflikt beeinflusst damit nicht nur die Stabilität des Nahen Ostens selber, sondern hat auch globale Auswirkungen. Wirtschaftlich führt er zu Unsicherheiten auf den globalen Energiemärkten, aber auch Lieferketten zwischen Europa und Ostasien werden behindert, u.a. durch einen Umweg für Containerschiffe um Afrika herum.
Die Bedeutung Taiwans
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Der Indopazifik ist derzeit Schauplatz intensiver Rivalität zwischen den USA und China. Durch eine Inselkette von Japan über Taiwan und die Philippinen bis nach Singapur werden die Seewege derzeit von den USA kontrolliert, wodurch sich die traditionelle Landmacht China eingekreist fühlt. Ein zentrales Konfliktfeld ist Taiwan, das China als abtrünnige Provinz betrachtet, während die USA Taiwan militärisch und politisch unterstützen. Der Indopazifik, ein strategisch bedeutendes „Rimland“, ist jedoch entscheidend für den globalen Handel und die militärische Vorherrschaft in Asien. Ein Krieg um Taiwan hätte noch deutlich erheblichere Auswirkungen auf die globalen Lieferketten als die bisherigen Konflikte, insbesondere bei Halbleitern, in denen Taiwan eine Schlüsselrolle spielt.
Herausforderungen beim Export
Welthandelsrouten
© Free Vector Maps.com/eigene Darstellung R. Wrobel
Über den Autor
Prof. Dr. Dr. Ralph Wrobel, Autor des Artikels, ist Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik, an der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Seine Forschungsschwerpunkte sind Wirtschaftspolitik in Ostasien und Geopolitik. Als Key-Speaker wird er am 25. September den 15. Mitteldeutschen Exporttag in Leipzig eröffnen, der sich dem Thema „Europas Zukunftspotenziale in der globalen Wirtschaft. Gewinner oder Verlierer?“ widmen wird.
Prof. Dr. Dr. Ralph M. Wrobel
© www.zeh.info
Prof. Dr. Dr. Ralph Wrobel, Autor des Artikels, ist Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik, an der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Seine Forschungsschwerpunkte sind Wirtschaftspolitik in Ostasien und Geopolitik. Als Key-Speaker wird er am 25. September den 15. Mitteldeutschen Exporttag in Leipzig eröffnen, der sich dem Thema „Europas Zukunftspotenziale in der globalen Wirtschaft. Gewinner oder Verlierer?“ widmen wird.
15. Mitteldeutscher Exporttag am 25. September in Leipzig
Der Mitteldeutsche Exporttag ist eine der größten Fachkonferenzen zum internationalen Geschäft in Mitteldeutschland, organisiert von den IHKs aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Es erwarten Sie eine Keynote eines renommierten Experten zu Konsequenzen aktueller geopolitischer Konflikte für die Wirtschaft, eine Podiumsdiskussion mit Erfahrungsberichten von Unternehmen der Region Mitteldeutschland zu ihrem Engagement auf den europäischen und außereuropäischen Märkten, Berichte deutscher AHKs Auslandshandelskammern – Baltikum, Hongkong, Indien, Serbien, Tschechien, Slowakei, Ukraine, Vietnam, individuelle Gespräche mit deren Vertretern sowie die Möglichkeit zum Netzwerken.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei.
Mehr Informationen und Anmeldung
leipzig.ihk.de
Der Mitteldeutsche Exporttag ist eine der größten Fachkonferenzen zum internationalen Geschäft in Mitteldeutschland, organisiert von den IHKs aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Es erwarten Sie eine Keynote eines renommierten Experten zu Konsequenzen aktueller geopolitischer Konflikte für die Wirtschaft, eine Podiumsdiskussion mit Erfahrungsberichten von Unternehmen der Region Mitteldeutschland zu ihrem Engagement auf den europäischen und außereuropäischen Märkten, Berichte deutscher AHKs Auslandshandelskammern – Baltikum, Hongkong, Indien, Serbien, Tschechien, Slowakei, Ukraine, Vietnam, individuelle Gespräche mit deren Vertretern sowie die Möglichkeit zum Netzwerken.
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