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Krankmachende Gene „ausschalten“
Die Geraer XNApharma GmbH will in klinischen Studien die Wirksamkeit ihres Wirkstoffs zur Tumorbehandlung testen und perspektivisch auch am Standort produzieren. Die Grundlage dafür haben die beiden Firmengründer Prof. Tobias Pöhlmann und Dr. Rolf Günther mit Forschungsprojekten an der Jenaer Universität gelegt und seit 2011 im eigenen Pharmaunternehmen weiterentwickelt. Sie wollen mit Hilfe von bestimmten Genfragmenten Tumorzellen am Wachstum hindern und zerstören. „Gera bietet dafür die besten Bedingungen“, sagt Geschäftsführer Prof. Tobias Pöhlmann. „Gute Erreichbarkeit, gutes Umfeld für Mitarbeiter und ihre Familien, Nähe zu anderen Biotechnologie- und Pharmafirmen und eine gut funktionierende Vernetzung der Unternehmen miteinander“.
Wissenschaftlern von XNApharma gelang es, einen siRNA-Wirkstoff zu entwickeln, der nur in Tumorzellen wirksam wird.
Gera ist besser als sein Ruf
„Es war schon eine Herausforderung, den Schritt aus der Wissenschaft in die Wirtschaft zu gehen“, erinnert er sich. „Ein geeigneter Standort und Investoren mussten gefunden werden. Da erwies sich ein Angebot aus Gera als Glückstreffer, auch wenn der Ort zunächst ungewöhnlich scheint. „Hier am Flugplatz haben wir nicht nur bestens geeignete Räume, sondern auch ein stimmiges Umfeld gefunden“, erläutert er die damalige Entscheidung. Dass die Flugplatz-Feuerwehr zu den Nachbarn gehört, sei nur ein kleiner, aber wichtiger Faktor. „Wir sind in der Nähe der Autobahn gut erreichbar für Kunden aber auch für Mitarbeiter.“ Darüber hinaus biete Gera gute Voraussetzungen für Familien. Bezahlbarer Wohnraum oder freie Kindergartenplätze sind ein großer Pluspunkt. „Wir konnten auch deshalb Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Regionen für uns gewinnen und nach Gera holen.“
Gera sei auch in anderer Hinsicht besser als sein Ruf. „Wir haben hier ein vielschichtiges Netzwerk mit anderen kleinen Unternehmen aufbauen können.“ Was Gera für ihn noch besonders macht, ist die Nähe von inzwischen drei Biotechnologie-Firmen: Neben BianoGMP und XNApharma knüpfte er auch gute Kontakte zur Firma Hapila GmbH, die ebenfalls pharmazeutische Wirkstoffe entwickelt und herstellt, sowie zu vielen anderen Firmen im näheren Umkreis.
„Ich schätze den offenen und lösungsorientierten Austausch mit anderen Unternehmern sehr. Einige dieser Firmen unterstützen uns auch als Investoren bei der Weiterentwicklung unseres Wirkstoffes“, freut sich Prof. Tobias Pöhlmann. Und: „Wenn es möglich ist, vergeben wir unsere Aufträge weitestgehend in der Region.“
Der lange Weg vom Wirkstoff zum zugelassenen Medikament
Den Forschungsansatz, mit sogenannten RNA-Fragmenten krankmachende Gene zum Beispiel in Tumorzellen auszuschalten, verfolgen der Biologe Prof. Tobias Pöhlmann und der Physiker Dr. Rolf Günther seit 2007. Tumorzellen so am Wachstum zu hindern oder zu zerstören, gelang schließlich in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit Medizinern und Pharmazeuten an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Um die Forschungsergebnisse auch praktisch nutzbar zu machen, gründeten die beiden Wissenschaftler 2011 die BianoScience GmbH. Es gelang ihnen, einen siRNA-Wirkstoff zu entwickeln, der nur in Tumorzellen wirksam wird.
Was im Labor gelang, sollte auch in klinischen Studien bestätigt werden. Herausforderung war, dafür den Wirkstoff unter hohen Qualitätsanforderungen in einem als „Good Manufacturing Practice“-Labor (GMP) zertifizierten Labor herstellen zu lassen. Solche Labore waren und sind knapp. Deshalb gründeten die beiden Wissenschaftler 2017 die BianoGMP GmbH und bauten eigene Produktionskapazitäten auf. Seit 2020 beliefern sie Kunden auf der ganzen Welt mit Wirkstoffen für deren erste klinische Studien – und das so erfolgreich, dass die Firma 2023 vom weltweit agierenden Pharmaunternehmen EUROAPI übernommen wurde.
Parallel lief die Forschungs- und Entwicklungsarbeit bei BianoScience weiter, die 2024 in die XNApharma GmbH umgewandelt wurde. Das nächste Ziel sind letzte preklinische Testungen und der Beginn klinischer Studien, in denen die Wirksamkeit und Verträglichkeit des potenziellen Medikaments analysiert werden sollen. Danach wollen die beiden Unternehmer die weitere klinische Entwicklung zusammen mit großen Pharmaunternehmen vorantreiben.
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