350 JAHRE WIEDEMANNSCHE DRUCKEREI

Know-how, innovative Ideen und immer wieder neue Herausforderungen

Know-how, Fingerspitzengefühl, digitale Prozesse und immer wieder neue Gestaltungsideen – damit ist die Wiedemannsche Druckerei AG seit Jahren erfolgreich. Das Saalfelder Traditionsunternehmen fertigt im Siebdruckverfahren Schiebebilder, die dann als individuelle und kreative Dekore Geschirr, Trinkflaschen oder auch Werbeschilder zieren. Die Wurzeln der Firma reichen weit zurück ins Jahr 1673, in dem Johann Ritter die erste Saalfelder Druckerei gründete.

Bewegte Geschichte: „Censur“, Notgeld, Samentüten, wirtschaftliche Probleme und politische Zwänge

Vom Hofbuchdrucker zum heutigen Siebdruckspezialisten war es ein langer Weg, geprägt durch Erfolge und Rückschläge, Besitzerwechsel und Enteignung. Fast 275 Jahre war die Firma in Familienbesitz. Den Namen Wiedemannsche Druckerei, der bis 1951 Bestand hatte, erhielt sie vom Schwiegersohn des Firmengründers. Immer wieder führten wirtschaftliche Probleme und politische Zwänge zu Stilllegungen, Entlassungen und Produktwechsel. Wurden anfänglich noch „Tractate“, Predigten oder auch „Calender“ gedruckt, die „vorher denen zur Censur verordneten Personen vorzuzeigen“ waren, spezialisiert man sich später auf Lithografien, druckte in den 1920ern das Saalfelder Not- und Inflationsgeld und stellte in den 1930ern auch Samentüten für Gemüse- und Blumenzüchtervereine her. Erst mit der endgültigen Verstaatlichung 1951 wurde der klassische Buch- und Offsetdruck zugunsten der Herstellung von Abziehbildern aufgegeben und das Unternehmen spezialisierte sich auf keramischen Buntdruck für die Porzellanindustrie – seit 1971 im Siebdruckverfahren. 1990 erhielt die Firma mit der Übernahme durch die Treuhand und der Umwandlung in eine GmbH wieder den historischen Namen „Wiedemannsche Druckerei“. Nach mehreren Eigentümerwechseln wurde das Traditionsunternehmen im Jahr 2000 von der Könitz Porzellan GmbH übernommen.

Mit langjährigem Know-how innovative Ideen umsetzen

„Unsere Stärken liegen in der farbechten Umsetzung anspruchsvoller Bildmotive und der Gestaltung von besonderen Oberflächeneffekten“, erläutert Betriebsleiter Erik Breite bei einem Rundgang durch die Produktionsräume, die seit 1880 von der Firma genutzt werden. Auch wenn das Äußere deutlich in die Jahre gekommen ist, Bildverarbeitung, Drucktechnik und vor allem die Produktideen sind innovativ. Er verweist auf Oberflächen mit Carbon- oder Holzstrukturen sowie auf metallisch glänzende Farbeffekte.
Die Ideen entstehen in enger Zusammenarbeit mit den Kunden, zu denen unter anderem die Könitz Porzellan GmbH gehört, die auch Gesellschafter der Druckerei ist. Umgesetzt werden sie am Computer oder Siebdruckautomaten durch erfahrene Mitarbeiter mit sehr viel Know-how und Fingerspitzengefühl. „Wir arbeiten mit keramischen Farben, die kratz- und spülmaschinenfeste Dekore möglich machen“, erläutert Erik Breite. Die als Pulver angelieferten Grundfarben werden mit Öl vermischt schichtweise auf das Trägerpapier aufgedruckt. Bis zu 20 Farbaufträge sind notwendig, um das fertige Motiv zu erzeugen. Die besondere Herausforderung: Es gibt keine definierten Grundfarben. Jeder Hersteller hat seine eigene Zusammensetzung. „Besonders bei Anbieterwechsel, wie sie bei den auch in unserer Branche auftretenden Lieferengpässen immer wieder notwendig sind, müssen unsere Lithografen die Druckvorlagen ständig anpassen. Dennoch gelingt es, Unternehmen wie Louvre, Bentley, Ferrero oder das Museum of Modern Art MoMA in New York zu begeistern.“ Weltweit stecke mehr Wiedemannsche Druckerei „drin“ als bekannt sei. „Darauf sind wir stolz!“

Investitionen in Technik und Ausbildung geplant

Doch nicht nur Lieferengpässe und der Kampf mit der Bürokratie, die die Papierstapel auf dem Schreibtisch immer größer werden lassen, machen dem Unternehmen Sorgen. Der Fachkräftemangel macht auch vor uns nicht halt“, sagt Betriebsleiter Erik Breite. Gerade ist er auf der Suche nach einem Handwerksbetrieb, der sich um die Reparatur und Instandsetzung der Technik kümmert. Umso wichtiger sind ihm gut ausgebildete Mitarbeiter im eigenen Unternehmen. „Ich freue mich, dass im Herbst eine junge Frau ihre Lehre als Medientechnologin Siebdruck bei uns beginnt. Gleichzeitig hat eine Mediengestalterin ihre Ausbildung beendet und ein Mitarbeiter wird die Ausbildereignungsprüfung ablegen.“ Alles in allem gute Voraussetzungen, das hochspezialisierte Know-how der Wiedemannschen Druckerei zu erhalten und zu erweitern.
Zukunftspläne gibt es genug. So sind weitere Investitionen in neue Technik geplant, wie die Umstellung auf Direktbelichtung der Drucksiebe ohne Zwischenschritt über Druckfilme. Auch immer wieder neue Ideen für Dekore fordern das Team aus 20 Mitarbeitern heraus.
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