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Großteil des Erdgasnetzes ist H2-ready
Die Umstellung des Erdgasnetzes auf den Transport von Wasserstoff erfordert deutlich weniger zusätzliche Investitionen als zunächst angenommen. Dies ist eine der Erkenntnisse, die die Stadtwerke Jena Netze im Rahmen ihres Projektes „H2-Transformation“ gemeinsam mit den Fachexperten der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH aus Leipzig gewinnen konnten. Das Projekt ist inzwischen abgeschlossen. Mit den vorliegenden Ergebnissen treibt das Unternehmen nun die geplante Gasnetztransformation weiter voran. Ziel ist es, ab 2028/2029 leitungsgebundenen Wasserstoff in Jena zu verteilen.
Wasserstoff-Projektgruppe der Stadtwerke Jena: Axel Gumprich, Somya Choksey, Wolfram Lützner, Christian Dornack (v.l.n.r.)
© Stadtwerke Jena/Jürgen Scheere
Nach den Erkenntnissen aus dem Projekt ist ein Großteil des in Jena und Pößneck vorhandenen Erdgasnetzes bereits jetzt H2-ready. So sind die etwa 540 Kilometer erdverlegten Rohrleitungen aus Stahl und Kunststoff prinzipiell wasserstofftauglich. Darüber hinaus wurden rund 51.700 weitere Anlagenteile, beispielsweise Gaszähler, Druckregler oder Absperrarmaturen, betrachtet. Von diesen seien etwa 50 Prozent bereits jetzt für Wasserstoff geeignet, so das DBI.
Transformation kann kosteneffizient und zeitnah gelingen
Nach Einschätzung der Experten müssten vor allem Gaszähler, Mengenumwerter, einzelne Komponenten der Gas-Druckregelanlagen und vereinzelte Hausdruckregler ausgetauscht bzw. angepasst werden. Dies könne aber im Rahmen der regulären Erneuerung erfolgen, etwa bei Turnuswechseln von Bauteilen. Dabei handelt es sich v.a. um die Erneuerung der Messtechnik, weil Wasserstoff andere stoffliche Eigenschaften als das aus Methan bestehende Erdgas aufweist. Unter der Prämisse, dass die aktuelle Erneuerungsstrategie beibehalten und bei jeder Maßnahme bereits wasserstoffgeeignete Komponenten eingesetzt werden, könne die Transformation kosteneffizient und zeitnah gelingen.
Wasserstoffanwendungen vor allem bei Gewerbe und Industrie
„Damit bestätigt der Schlussbericht die uns bereits bekannten Zwischenergebnisse aus der Netzanalyse. Das ist eine sehr gute Nachricht“, sagte Projektleiter Axel Gumprich aus dem Bereich Strategie der Stadtwerke Jena Netze. „Auf Basis dieser Analyse können wir nun sehr konkret planen, welche nächsten technischen und baulichen Schritte für die Netzumstellung notwendig sind.“ Gleichwohl ist es nicht vorgesehen, das vorhandene Erdgasnetz 1:1 in ein Wasserstoffnetz zu überführen, betont Gumprich. „Wasserstoffanwendungen sehen wir v.a. im gewerblich-industriellen Bereich und im Kraftwerk. Die private Nutzung von Wasserstoff, etwa zum Heizen, wird im Rahmen der Erstellung der kommunalen Wärmeplanung analysiert und präzisiert.“
Grundsätzlich sind in Jena die Voraussetzungen zur Nutzung von leitungsgebundenem Wasserstoff äußerst günstig: Das geplante Wasserstoff-Kernnetz verläuft unter anderem entlang der Autobahn A4 und bringt den begehrten Brennstoff bis an die Stadttore heran. Dort soll ab dem Jahr 2027/2028 eine neue Übernahmestation entstehen und den bis dann verfügbaren Wasserstoff ab 2028/2029 von Süden ins städtische Verteilnetz einspeisen. Da im Norden noch eine weitere Übernahmestation für Erdgas vorhanden ist, können beide Gasnetze (zunächst) parallel weiterbetrieben werden.
Entsprechend planen die Stadtwerke Jena Netze, ab 2028/2029 erste größere Industrie- und Gewerbekunden mit Wasserstoff zu versorgen. Erste Ankerkunden konnten bereits gewonnen werden. Weitere Unternehmen, die grünen Wasserstoff beispielsweise als Prozessgas in der Produktion nutzen wollen, werden gebeten, sich bei den Stadtwerken Jena Netze zu melden.
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