„Tante-Emma-Laden der Zukunft“

Einkaufen am Automaten kennen Kunden von Fast-Food-Restaurants nur zu gut. Doch Nudeln, Seife und Snacks werden oft noch vom Kassierer über den Scanner gezogen. In einem neuen Laden in Jena soll sich das bald ändern. Die IHK hat mit einem der Ladengründer gesprochen.
Die E-Commerce-Studenten Willy Götze, Julian Wagner und David Tran haben sich im Studium an der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena kennengelernt. Gemeinsam wollen sie im Dezember einen 24/7-Laden am Holzmarkt in Jena eröffnen. Zuständig für die Hauptorganisation sowie die Partner- und Kooperationssuche ist der 24-jährige Willy Götze. Im Interview mit der IHK Ostthüringen erzählt er, was die „Tante Zukunft“ eigentlich ist und mit welchen Herausforderungen sich junge Gründer konfrontiert sehen.
IHK: „Tante Zukunft“ heißt Ihre Gründungsidee. Was ist das genau?
Willy Götze: Wir haben vor, eine Einkaufsmöglichkeit in Jena zu schaffen, die 24 Stunden und sieben Tage in der Woche geöffnet ist. Der Laden soll komplett automatisiert funktionieren. Wir wollen weg von Standard-Verkaufsautomaten und hin zu einer Robotic-Store-Lösung.
IHK: Einen Robotic-Store? Können Sie erklären, was es damit auf sich hat?
Götze: Im Hintergrund managed ein Roboter den Einkaufsprozess. Bestellt wird an zwei großen Terminals, an denen die Kunden über ein Touchpad Produkte auswählen können. Sobald der Kauf abgeschlossen ist, holt ein robotergesteuerter Greifarm die Ware aus einem Hochregallager und gibt diese nach außen.
IHK: Welche Produkte werden Kunden in Ihrem 24/7-Laden kaufen können?
Götze: Wir wollen eine „Grund-Produktpalette“ anbieten, von Snacks über Nudeln, Getränke, Tabak, Hygiene- und Drogerieprodukte bis hin zu Tiefkühlware. Unser robotergesteuertes Hochregallager wird nämlich auch mit einer Kühl- und Gefrierfunktion ausgestattet sein. Dazu wird es auch noch eine Kaffeemaschine geben. Wir loten zudem gerade mit regionalen Anbietern aus, ob sich der Verkauf von Fertig-Mahlzeiten oder Sushi-Boxen lohnt. Uns ist vor allem wichtig, dass wir auch regionalen Lieferanten eine Bühne bieten und ihre Produkte vermarkten. Die „Tante Zukunft“ soll eine soziale, ökologische und digitale Form der Nahversorgung sein – der Tante-Emma-Laden der Zukunft.
IHK: Was bedeutet in diesem Zusammenhang „digital“?
Götze: Wir wollen es Menschen ermöglichen, von zu Hause aus einzukaufen. Der 24/7-Laden wird eine eigene Webseite mit Webshop haben. Darüber können sich die Kunden dann Produkte reservieren und mittels QR-Codes am Automaten im Laden abholen. Den Webshop entwickeln wir gerade auch als App für das Handy, damit das Click&Collect noch einfacher wird. Zukünftig planen wir zudem die Zusammenarbeit mit Lieferdiensten, sodass sich die Kunden ihre Lieblingsprodukte nach Hause liefern lassen können.
IHK: Welche Angebote planen Sie denn über den Lebensmittelverkauf hinaus?
Götze: Wir wollen vor und in unserem Laden passive Passantenmagneten installieren. Es wird eine Kaffeemaschine, Stehtische und eine kleine Sitzmöglichkeit geben. Wir planen auch mit einer Paketstation vor dem Laden. Wir versprechen uns von solchen „Extras“ natürlich, dass noch mehr Leute auf den Laden aufmerksam werden – Kaffee trinken, einkaufen, Paket abholen.

IHK: Am 1. Dezember soll die „Tante Zukunft“ eröffnen. Wie lief denn insgesamt der Gründungsprozess ab?
Götze: Die Hauptfrage, vor der Gründer stehen, ist: „Wie finanzieren wir unser Vorhaben?“ Das war bei uns nicht anders. Ein guter Businessplan ist dafür erstmal eine Grundvoraussetzung. Unseren eigenen mussten wir tatsächlich auch mehrmals überarbeiten, bis wir einen Bürgschaftskredit im niedrigen sechsstelligen Bereich erfolgreich beantragen konnten. Der Kreditprozess hat sich insgesamt über ein halbes Jahr gezogen.
IHK: Was finanzieren Sie mithilfe des Bürgschaftskredits?
Götze: Die Roboteranlage ist natürlich die Hauptinvestition. Aber wir werden den Kredit auch nutzen, um gerade am Anfang laufende Kosten und den Wareneinsatz zu finanzieren.
IHK: Was waren bislang die größten Herausforderungen während der Gründung?
Götze: Einerseits natürlich der Businessplan, die Finanzierung und die dazugehörige Finanzierungsrechnung – das war ein sehr großer bürokratischer Aufwand. Andererseits fehlt den 24/7-Läden in Thüringen immer noch die gesetzliche Grundlage, wirklich rund um die Uhr auch an Sonn- und Feiertagen geöffnet haben zu dürfen. Hier erhoffen wir uns von der Landesregierung schnell eine Änderung des Ladenöffnungsgesetzes, sodass wir an dieser Stelle Rechtssicherheit haben und unser wirtschaftliches Potenzial voll ausschöpfen können.
IHK: Was sind Ihre Zukunftspläne für den 24/7-Laden?
Götze: Wir konzentrieren uns erstmal auf den Standort in Jena. Wir erhoffen uns viel Frequenzverkehr sowie viele Leute, die bereit sind, unseren Laden auszuprobieren und so vielleicht zu Stammkunden werden. Wenn das klappt, kann ich mir schon vorstellen, das Angebot zu erweitern. Ich komme aus Thüringen und wäre glücklich, wenn es irgendwann auch in Erfurt oder Weimar eine „Tante Zukunft“ geben würde.
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ihk.de/gera

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